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Augsburg: Clubs öffnen: So feiert es sich nach eineinhalb Jahren Pandemie

Augsburg

Clubs öffnen: So feiert es sich nach eineinhalb Jahren Pandemie

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    Eineinhalb Jahre waren die Clubs geschlossen – bis zum Freitag.
    Eineinhalb Jahre waren die Clubs geschlossen – bis zum Freitag. Foto: Ulrich Wagner (Symbol)

    Am Königsplatz herrscht Freitagabend-Betrieb. Trams bremsen quietschend an der Haltestelle, Fahrgäste strömen heraus, junge Menschen kreuzen biertrinkend die Straße. Ihr Ziel sind die Bars und Clubs der Stadt. Denn nach eineinhalbjähriger Party-Pause dürfen Diskotheken wieder öffnen – ohne Maskenpflicht und Abstandsregeln. Einzige Bedingung: Die Gäste müssen geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Wie feiert es sich nach eineinhalb Jahren Dancefloor-Abstinenz? Ein Streifzug durch die Stadt.

    22.33 Uhr, "Café City Club"

    Erste Anlaufstelle am Königsplatz: Das "Café City Club". Die Tische draußen sind voll besetzt. Aus dem ersten Stock dröhnen Baustellengeräusche, es wird geschweißt – Vorbereitungen für den Party-Neustart. Am Samstag öffnet die Disco im ersten Stock. Die Bar im Erdgeschoss hat schon seit einiger Zeit geöffnet – heute aber erstmals mit Tanzfläche und ohne Maskenpflicht.

    Wer in das "Café City Club", muss Impfzertifikat und Personalausweis vorlegen.
    Wer in das "Café City Club", muss Impfzertifikat und Personalausweis vorlegen. Foto: Jonathan Lindenmaier

    Vor dem Eingang wartet der Türsteher, er kontrolliert Impfzertifikate und Personalausweise. "Bitte noch mit der Luca-App einchecken", sagt er. Danach presst er den Gästen einen Stempel aufs Handgelenk. Aufschrift: "Geprüft". Der Stempel gewährt Eintritt in die Bar – ganz ohne Maske.

    Drinnen versammeln sich vor allem junge Menschen, die meisten Mitte 20: Frauen in weiten Jeans, Männer mit Beanies - engen Wollmützen, die kaum über die Ohren reichen. Manche deuten zurückhaltende Tanzbewegungen an.

    "Man merkt schon, dass heute mehr Menschen unterwegs sind als noch vor zwei Wochen", sagt die Frau hinter der Bar, lockige blonde Haare, blaues T-Shirt. Einen echten Ansturm erwartet sie aber erst am Samstag, wenn auch der Club im ersten Stock öffnet. "Wenn es oben voll ist, sind auch unten mehr Leute."

    Im ersten Stock wird gearbeitet - Vorbereitungen für die Club-Eröffnung am Samstag.
    Im ersten Stock wird gearbeitet - Vorbereitungen für die Club-Eröffnung am Samstag. Foto: Jonathan Lindenmaier

    Draußen steht eine Gruppe britischer Austausch-Studenten, 18 Jahre alt, aus Birmingham. Sie trauen sich noch nicht so recht feiern zu gehen, erzählt einer von ihnen. Die Regeln hier in Deutschland seien deutlich strenger als in Großbritannien. "Wir haben Angst, was falsch zu machen." In England sei das Feiern schon seit drei Monaten wieder erlaubt.

    0.20 Uhr, "Soho Stage"

    Die Feiernden in der "Soho Stage" haben da weniger Hemmungen. Die kleine Kellerdisco ist voll, junge Menschen schieben sich durch den Raum, tanzen und trinken, manche küssen sich. Besonders auffallend tanzt ein Mann mit Vollbart in der Mitte des Raums. Er trägt leuchtende Ringe an den Fingern. Andreas heißt er, wohnt in Wertingen und ist zum Feiern nach Augsburg gefahren. "Einfach cool, dass es wieder losgeht", sagt er. "Das war längst überfällig."

    An der Bar drängen sich die Feierenden, halten dem Barkeeper Bargeld entgegen, versuchen zu bestellen. "Es ist nicht so spektakulär, wie ich mir das vorgestellt habe", sagt ein Mann mit Kinnbart und Nasenring. Paul heißt er. "Es ist halt wieder wie früher, back to normal", sagt er fast schreiend, um den Bass zu übertönen. "Die ersten 15 Minuten waren vielleicht ein bisschen seltsam. Aber man gewöhnt sich schnell dran, auch ohne Maske Menschen näher zu kommen."

    Wer ein Pause braucht, geht raus auf die Straße. Nicht wenigen geht es so. "Ist schon ein bisschen laut", erzählt eine Gruppe Studentinnen, die rauchend auf dem Bürgersteig sitzt. "Das ist man dann doch nicht mehr so gewohnt."

    1.56 Uhr, Maxstraße

    Eineinhalb Jahre waren Diskotheken geschlossen, zeitweise auch die Bars. Gefeiert wurde trotzdem in Augsburg. Jugendliche suchten sich neue Orte, um Freunde zu treffen – meistens im Freien. Die Maxstraße war so ein Ort. Um den Herkulesbrunnen herum saßen junge Menschen, tranken Bier, ließen Musik aus Lautsprechern dröhnen. Bis die Lage eskalierte. Es kam zu Ausschreitungen und Schlägereien mit der Polizei.

    Die Maxstraße ist am Freitag menschenleer.
    Die Maxstraße ist am Freitag menschenleer. Foto: Jonathan Lindenmaier

    Heute ist die Straße fast menschenleer. Keine Musik, kein Alkohol, keine Polizei. Viele der Bars entlang der Straße haben schon geschlossen. Musik hört man nur noch aus dem "Peaches". Doch auch hier herrscht Aufbruchstimmung. Die Bar schließt um drei.

    02.53 Uhr, "Kantine"

    Anders vor der "Kantine", einer Disco am Königsplatz. Die Schlange reicht aus dem Treppenhaus der Disco bis hinaus auf den Gehsteig – fast zehn Minuten dauert es, um am Einlass vorbeizukommen. "Man kommt schon mit gemischten Gefühlen her", sagt Naemi, 25, aus Augsburg. "Aber wenn alle geimpft oder genesen sind, fühlt es sich sicher an. Und ich bin froh, dass man jetzt wieder feiern gehen kann."

    So sehen das auch die Clubbetreiber: "Endlich wieder Tanzen!", schreiben sie auf ihrer Internetseite. Und auf Facebook: "Prinz Söder hat uns wachgeküsst." Doch haben längst nicht alle Augsburger Clubs wieder geöffnet.

    Das "Hallo Werner" beispielsweise, nur wenige Meter von der "Kantine" entfernt, öffnet erst zum 15. Oktober. "Leider haben wir es so kurzfristig nicht geschafft pünktlich zum 1. Oktober fertig zu sein", sagt der Betreiber auf Anfrage unserer Redaktion. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass wirklich alles so einfach ohne Maskenpflicht und Abstandsregeln über die Bühne geht." Und die Regeln seien sehr kurzfristig, erst kurz vor Wiedereröffnung, verkündet worden. "Das war uns ehrlich gesagt ein bisschen zu riskant, das Lager zu füllen und Personal anzumelden." Die Betreiber der "Kantine" sind das Risiko eingegangen. Normalbetrieb herrscht aber noch nicht, auf Facebook suchen die Betreiber weiterhin Personal.

    Die Feiernden scheinen davon wenig zu merken. Sie schieben sich in kleinen Gruppen durch den Raum – von der Bar zur Tanzfläche und wieder zurück. "Die meisten kommen mit Freunden her und bleiben dann auch in der Gruppe", sagt Naemie. Vor Corona sei das anders gewesen. "Damals war es leichter andere Menschen kennenzulernen, man ist viel mehr auf neue Menschen zugegangen." Heute seien die meisten auf ihre Freunde fixiert. "Aber ist ja auch kein Wunder. Wir waren jetzt eineinhalb Jahre mehr oder weniger isoliert, da muss man erstmal wieder lernen, auf neue Menschen zuzugehen." Das werde aber mit der Zeit zurückkehren, meint Naemi. Zumindest auf das Durchhaltevermögen der Feiernden scheint die Party-Pause wenig Einfluss gehabt zu haben. Gefeiert wird noch bis in den frühen Morgen.

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