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Augsburg: Meier spricht als erster deutscher katholischer Bischof mit Missbrauchsopfern

Augsburg

Meier spricht als erster deutscher katholischer Bischof mit Missbrauchsopfern

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    Bischof Bertram Meier (rechts) mit Robert Waldheim und Martha Stark.
    Bischof Bertram Meier (rechts) mit Robert Waldheim und Martha Stark. Foto: Ulrich Wagner

    Mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier hat erstmals in Deutschland ein katholischer Bischof vor laufenden Fernsehkameras mit Missbrauchsopfern gesprochen. Im Rahmen des gemeinsamen Recherche-Projekts unserer Redaktion mit dem ARD-Politikmagazin „report München“ redete Meier im Augsburger Ulrichshaus am vergangenen Freitag rund eine Stunde mit den ehemaligen Heimkindern von „Haus Maffei“ im oberbayerischen Feldafing, Robert Waldheim, 69, und Martha Stark, 64 (Namen zu ihrem Schutz geändert). Das Gespräch wurde nicht moderiert und vor nur wenigen Anwesenden aufgezeichnet.

    Martha Stark und Robert Waldheim machen dem Heimpersonal, aber auch dem einstigen, längst gestorbenen katholischen Pfarrer von Feldafing, das zum Bistum Augsburg gehört, schwere Vorwürfe. Er habe sie in den 60er Jahren brutal missbraucht. Sie seien überdies an andere Geistliche weitergereicht worden. Es habe ein „pädophiles Netzwerk“ am Starnberger See gegeben.

    Erstmals spricht ein deutscher Bischof mit Missbrauchsopfern

    Meier sagte zu den beiden Missbrauchsbetroffenen, dass er ihnen glaube. „Wenn ich es Ihnen nicht glauben würde, hätte ich Sie gar nicht eingeladen zum Gespräch. Ich kenne Sie, Frau Stark und Herr Waldheim, noch zu wenig, aber ich habe von meiner Warte die ganze Causa in Feldafing die letzten Monate mitverfolgt. Mich hat es sehr bewegt“, sagte Bischof Meier. Er beteuerte, dass er als Diözesanbischof noch jung im Amt sei – Meier wurde vor knapp zwei Jahren vom Papst zum Augsburger Bischof ernannt – und betonte: „Ich werde alles tun, um die Struktur der Kirche so zu ändern, dass solche Dinge nicht mehr vorkommen.“

    Es sei erschreckend, welche Abgründe sich in Reihen der katholischen Kirche auftun können – „auch bei manchen Persönlichkeiten der Kirche, die man sozusagen von außen ganz anders gesehen hat und auch anders kommuniziert worden ist, wie die sind“. Meier bat die beiden ehemaligen Heimkinder zudem um Entschuldigung: „Ich kann für die Kirche sagen: Das tut mir sehr, sehr leid. Aber ich bin zeitlich und räumlich natürlich nicht nah an der Villa Maffei gewesen.“

    Im "Haus Maffei" in Feldafing wurden Kinder über Jahre missbraucht

    Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern als ehemaliger Träger hatte Mitte November 2021 eine unabhängige „Vorstudie“ zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und Misshandlungen im ehemaligen Sonderschul-Kinderheim „Haus Maffei“ im oberbayerischen Feldafing veröffentlicht. Die aus Augsburg stammende Professorin für Pädagogik in der Sozialen Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München, Campus Benediktbeuern, Annette Eberle, war damit beauftragt worden. Bei ihren Recherchen hätten sich „alle bisherigen Hinweise auf Misshandlungen und sexualisierte Gewalt seitens Betroffener wie auch dokumentierte Beschwerden bestätigt“, sagte Eberle in einem Interview mit unserer Redaktion im Dezember 2021. Belege für ein Missbrauchsnetzwerk habe sie noch nicht gefunden.

    Das Gespräch im Wortlaut lesen Sie hier. Der Fernsehbeitrag „Katholischer Bischof trifft Opfer: Ein Gespräch über Missbrauch in der Kirche“ wird an diesem Dienstag im Politikmagazin „report München“ um 21.45 in der ARD gesendet. Ein längerer Film über das Gespräch ist von diesem Dienstag an ab 17 Uhr in der ARD-Mediathek abrufbar.

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