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Atomkraft: Wird das Kernkraftwerk in Gundremmingen zum Dauerlager?

Atomkraft

Wird das Kernkraftwerk in Gundremmingen zum Dauerlager?

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    Blick in das Zwischenlager Gundremmingen: Dort sind derzeit 101 dieser wuchtigen Castorbehälter eingelagert.
    Blick in das Zwischenlager Gundremmingen: Dort sind derzeit 101 dieser wuchtigen Castorbehälter eingelagert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Dampf aus den Kühltürmen des Gundremminger Atomkraftwerkes (AKW) war viele Jahre lang schon aus weiter Ferne zu sehen. Als Zeichen dafür, dass dort Kernspaltung stattfindet, Strom produziert wird. Ab Silvester wird damit endgültig Schluss sein – nach über 50 Jahren. Doch eines weiß Tobias Bühler, Bürgermeister von Gundremmingen (CSU), ganz genau. „Für uns wird dann dieses Thema noch lange nicht vorbei sein.“ Warum? Weil die im AKW verbrauchten Brennstäbe weiterhin in Sichtweite zum Kraftwerk gelagert werden müssen. Im Zwischenlager

    Es herrscht Angst, dass das Thema vergessen wird

    Es ist eines von insgesamt zwölf Zwischenlagern in der Bundesrepublik. Weil es ja in Deutschland immer noch kein Endlager für den Atommüll gibt. Übrigens gibt es auch anderswo auf der Welt noch kein Endlager. Aber davon später. „Wir haben hier Angst, dass das Thema in Vergessenheit geraten könnte. Woanders denkt man vielleicht schnell: Kernkraft gibt es ja nicht mehr. Aber wir haben hier dann ja immer noch ein Zwischenlager.“

    Dem Begriff Zwischenlager wohnt natürlich so etwas Übergangshaftes inne. Doch diese Zwischenlösung ist bis 2046 genehmigt, sagt Bühler. Das sind ja immerhin noch 25 Jahre. „Und uns ist schon signalisiert worden, dass wir ohnehin damit rechnen müssen, dass das Zwischenlager noch länger bestehen wird.“ Das bestätigt auch die bundeseigene BGZ – die Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH gegenüber unserer Redaktion. „Ein Standort für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle soll 2031 vom Bundestag festgelegt werden, das Endlager dann um das Jahr 2050 in Betrieb gehen“, teilt BGZ-Sprecher Stefan Mirbeth mit. Und das Brennelemente-Zwischenlager Gundremmingen ist laut BGZ tatsächlich bis 2046 genehmigt. Die BGZ wisse aber seit ihrer Gründung bereits „um die notwendige verlängerte Zwischenlagerung und bereitet sich seitdem darauf vor“. Also wird es vor 2050 eher nichts mit dem Ende des Zwischenlagers.

    „Es verfügt über 192 genehmigte Behälterstellplätze. Derzeit sind 101 Castorbehälter eingelagert, final werden 177 Stellplätze belegt sein“, ergänzt Mirbeth. Das Zwischenlager ist angeblich äußerst sicher. Selbst wenn ein Jumbo Jet auf die Castoren fällt, passiert nichts. So heißt es zumindest.

    Aber dennoch muss das Lager überwacht werden von einem Sicherheitsdienst und weiterem Personal, die Rede ist von etwa 60 Arbeitsplätzen am Standort längerfristig. Ein Streitpunkt ist überdies der Brandschutz. Nach dem Willen des Bundes soll dieser von der noch bestehenden Werksfeuerwehr des Kernkraftwerks eines Tages auf die Freiwillige Feuerwehr Gundremmingen übergehen. „Doch dafür ist unsere Wehr eigentlich nicht da – und auch nicht ausgebildet“, sagt Bühler. Deshalb sieht er da noch ordentlich Gesprächsbedarf. Auch wenn das Zwischenlager insgesamt nicht unbedingt aus feuergefährdeten Materialien besteht.

    Verantwortung für sichere Lagerung von Atommüll wird viele Generationen beschäftigen

    Einer, der sich intensiv mit dem Thema Atommüll beschäftigt, und das nicht nur mit jenem aus Gundremmingen, ist Wolfram König. Er ist Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) in Berlin. Schlussendlich ist König deshalb qua Amt der Mann, der die Endlagerung fachlich im Blick haben muss. Und er ist bei diesem Thema gewiss nicht unkritisch, hat der 63-Jährige doch als junger Mann etwa in Brokdorf gegen Atomkraft protestiert. Er kam für sich auch zu dem Schluss, dass man mit dem nun einmal entstandenen Atommüll verantwortungsvoll umgehen muss. Und das für zahllose Generationen nach uns.

    „Die Brennstäbe, die nun in den Castoren zwischengelagert werden, sind hoch radioaktiv – und das für teils hunderttausende von Jahren“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das bürden wir unseren Nachfolgegenerationen auf, wenn wir das Problem nicht lösen.“ Würde man den Brennstäben ungeschützt ausgesetzt werden, würde man rasch eine tödliche Strahlendosis abbekommen.

    Darum gestaltet sich die Suche nach einem sicheren Endlager auch als schwierig. Die Bedingungen an ein Endlager sind erheblich. Die Einlagerung soll für mindestens eine Million Jahre sicher sein. In einer Tiefe zwischen 300 und 1000 Metern gelegen (zu tief darf es nicht sein, weil es unter anderem dort rasch wegen der Nähe zum heißen Erdkern zu warm wird). „Man muss davon ausgehen können, dass das Endlager im Laufe der Zeit vergessen wird. Und das Lager muss auch so beschaffen sein, dass man es vergessen kann.“ Sprich: Der Schutz soll durch die natürliche Geologie erfolgen, nicht durch eine technische Abschirmung.

    Region um Gundremmingen wäre als Standort geeignet

    „In einem ersten Schritt ist das mit der Standortsuche beauftragte Unternehmen zu dem Schluss gekommen, dass 54 Prozent der – unterirdischen – Fläche der Bundesrepublik grundsätzlich für ein Endlager geeignet sein könnte – dazu zählt übrigens auch die Region rund um Gundremmingen.“ Doch wo das Endlager schlussendlich entstehen wird, soll sich in einem laufenden Prozess ergeben. Es gebe noch keinerlei Präferenz für einen Standort. Dieser werde dereinst auch nicht von einer Behörde, sondern vom Bundestag beschlossen. Ein – theoretisch denkbarer – Export deutschen Atommülls ist übrigens nicht erlaubt. Und: „Ein betriebsbereites

    Selbst die Franzosen, die bekanntlich sehr viel mit Atomenergie arbeiten, lagern bislang nur zwischen. Am weitesten seien derzeit die Finnen und die Schweden mit dem Bau eines Endlagers gediehen, so König. Finnland plant den Start des Endlagerbetriebs in den 2020er Jahren.

    Jedenfalls muss man sich nach Einschätzung von König darauf einstellen, dass die Zwischenlagerung in Gundremmingen länger als die derzeitige Betriebsgenehmigung bis zum Jahr 2046 dauert. Eine Einschätzung, die er also mit Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler teilt.

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