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Armut: Immer mehr Rentnern in Bayern droht die Altersarmut

Armut

Immer mehr Rentnern in Bayern droht die Altersarmut

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    Bei vielen Rentnern und alten Menschen ist das Geld überaus knapp.
    Bei vielen Rentnern und alten Menschen ist das Geld überaus knapp. Foto: K. Hildenbrand, dpa

    Die Mehrheit der Menschen, die im Alter ausschließlich von der gesetzlichen Rente leben müssen, ist arm dran. Bei rund 81 Prozent der Frauen und knapp 45 Prozent der Männer, die im Jahr 2019 in Ruhestand gingen, liegt die Rente unterhalb der sogenannten „Armutsgefährdungsschwelle“ von aktuell 1155 Euro. Das geht aus dem neuen Rentenreport des DGB Bayern hervor.

    Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens verfügt. Privates Vermögen wird dabei nicht berücksichtigt. Die Quote der Rentner, die unter der 60-Prozent-Schwelle liegen, weil sie neben der gesetzlichen Rente keine zusätzlichen Einkommensquellen haben, ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen. Sie lag laut den Berechnungen des Gewerkschaftsbundes, die sich auf die aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung stützen, im Jahr 2019 bei 22 Prozent. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Jahr 2005. Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Menschen, die Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung beziehen. Ende 2019 waren es rund 126.000, im Jahr 2006 knapp 83.000.

    DGB: Gesetzliche Rente reicht für viele ältere Menschen nach wie vor nicht

    Nach Auffassung der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Bayern, Verena Di Pasquale, zeigen diese Zahlen, dass die Altersarmut steigt und „die gesetzliche Rente für viele ältere Menschen nach wie vor nicht reicht, um den Lebensstandard zu sichern“. Um Altersarmut zu verhindern, so fordert sie, müsse das Rentenniveau langfristig wieder auf mindestens 50 Prozent angehoben werden. Der Schlüssel liege auf dem Arbeitsmarkt: „Statt Niedriglöhnen und Minijobs braucht es Sicherheit und Perspektiven in der Arbeitswelt“, sagte Di Pasquale am Montag in München.

    Verena di Pasquale ist die Vize-Vorsitzende des DGB in Bayern. Sie lebt in Augsburg.
    Verena di Pasquale ist die Vize-Vorsitzende des DGB in Bayern. Sie lebt in Augsburg. Foto: Anne Wall (Archiv)

    Etwas verringert hat sich nach der neuesten Erhebung des DGB der eklatante Unterschied zwischen Männern und Frauen. Zwar liegen die Männer bei den Bestandsrenten mit durchschnittlich 1221 Euro nach wie vor deutlich vor den Frauen, die im Schnitt 735 Euro Rente beziehen. Die Männer, die 2019 in Ruhestand gingen, aber mussten Einbußen hinnehmen. Ihre Renten sanken im Schnitt auf 1167 Euro, also um 54 Euro. Bei den Frauen stiegen die Neurenten im Vergleich zu den Bestandsrenten um 13 auf 748 Euro. Der Hintergrund: Insgesamt sinkt das Rentenniveau, aber es gehen mehr Frauen in Rente, die länger erwerbstätig waren als Frauen in früheren Zeiten.

    Dass die Renten der Frauen deutlich niedriger sind hat nach Aussage von Di Pasquale strukturelle Gründe wie unterbrochene Erwerbsverläufe oder Teilzeitarbeit. Hinzu komme, „dass Frauen die Hauptlast der atypischen Beschäftigung samt Niedriglöhnen tragen“. Die Gewerkschafterin fordert: „Wir brauchen mehr Veränderung für mehr Gleichstellung. Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf müssen endlich mit den Bedarfen übereinstimmen.“

    Großes Renten-Gefälle zwischen einzelnen Städten und Landkreisen in Bayern

    Ein großes Gefälle zeigt sich dem Report zufolge auch zwischen den einzelnen Städten und Landkreisen in Bayern. Während Neurentnerinnen im Landkreis München im Jahr 2019 auf eine Durchschnittsrente in Höhe von 890 Euro kamen, erhielten sie im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau im Schnitt nur 592 Euro. Bei den Männern ist die Durchschnittsrente im Landkreis Eichstätt am höchsten. Neurentner kamen dort auf 1465 Euro. Am niedrigsten lag die Durchschnittsrente in der Stadt Augsburg mit 805 Euro. Das entspricht einer Differenz von 660 Euro. Nicht ganz so krass sind die Unterschiede zwischen den Regierungsbezirken. Bei der Durchschnittsrente von Männern bildet Schwaben mit 1128 Euro das Schlusslicht, Unterfranken liegt mit 1227 Euro vorn. Bei den Frauen ist die Altersrente in Oberbayern mit 760 Euro am höchsten, in Niederbayern mit 669 Euro am niedrigsten.

    Ein Lichtblick ist laut DGB, dass es gelungen sei, die Grundrente durchzusetzen, die am 1. Januar in Kraft trat. Damit erhielten in Deutschland 1,3 Millionen Menschen, für die es trotz jahrzehntelanger Arbeit nur für eine geringe Rente reichte, einen Aufschlag.

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