Zehn Jahre lebte Philipp F. schon in Hamburg, fernab seiner Allgäuer Heimat, als ihn die Vergangenheit einholte. Ein sehr sensibles Kind soll er gewesen sein, früher, in Kempten. Er wuchs dort in einer Familie auf, die das private Umfeld als liebevoll beschreibt – und die offenbar fest in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas verankert war. Der Vater etwa diente einst als "Ältester", ein Amt mit Verantwortung, das nur ausüben darf, wer als besonders vorbildlich gilt. Sohn Philipp jedoch schlug nicht unbedingt den Weg ein, der in der Weltanschauung der Religionsgemeinschaft als idealtypisch gilt. Er wurde nicht getauft, ein Verwandter bezeichnet ihn als freiheitsliebenden jungen Mann "mit eigenen Gedanken und kritischer Haltung." Und so verließ er nach seinem 18. Geburtstag das Allgäu, mit Anfang 20 zog es ihn nach Hamburg – und zehn Jahre später zurück zu den Zeugen Jehovas.
Amoklauf von Hamburg