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Theo Waigel: Wie der Ex-Finanzminister seinen 85. Geburtstag feiert

85. Geburtstag

Als Theo Waigel beinahe ein Autogramm von Lady Di bekam

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    Kabarettist Bruno Jonas (links) würdigte Theo Waigels Humor und maß ihn an Ciceros Aussagen zur Staatskunst.
    Kabarettist Bruno Jonas (links) würdigte Theo Waigels Humor und maß ihn an Ciceros Aussagen zur Staatskunst. Foto: Daniel Biskup

    Wie war das jetzt nochmal mit Boris Jelzin in der Sauna? Wer ist der fähigere Hobbyflieger – Franz Josef Strauß oder Friedrich Merz? Und, schließlich, wie kriegt man den Jugendschwarm Gina Lollobrigida zum Gespräch, obwohl die Dame gerade unpässlich ist? Fragen, die am Montagabend im Bayerischen Hof nur einer beantworten konnte – Geburtstagskind Theo Waigel.

    Landrat von Krumbach hätte er einst werden wollen, da wurde der Landkreis mit dem der Günzburger vereinigt. Was stattdessen folgte, war eine Karriere, über die man heute nicht mehr viel zu sagen braucht: Ein schwäbischer Bauernbub, der es zum Weltpolitiker brachte, einer aus Oberrohr, der als Vater des Euro in den Geschichtsbüchern steht. Am Montagabend hat Waigel-Sohn Christian zu einer Geburtstagsfeier mit Freunden, Weggefährten und Familie in den Bayerischen Hof geladen. 

    Bruno Jonas würdigt Theo Waigels Humor

    Die Zollkapelle aus Nürnberg spielt, und zwei Laudatoren bringen Waigel zum 85. Glückwünsche dar, zwei, die unterschiedlicher kaum sein könnten – Friedrich Merz und Bruno Jonas, der CDU-Chef und der Kabarettist aus Niederbayern. Der eine würdigt Waigel als herausragenden Vertreter der „zweiten Nachkriegsgeneration“, also als eine der prägenden Figuren neben Kohl, Schäuble, Stoltenberg und Blüm, jener Politikergeneration, die auf Konrad Adenauer und Strauß folgte. Der andere, der Kabarettist, würdigt den Humor des Geburtstagskinds und lobt: „Theo Waigel entspricht in jeder Hinsicht dem Bild des idealen Politikers – allerdings nicht mit den Kriterien, die heute angelegt werden.“ 

    Der eine, der Politiker, erinnert an Waigels Nähe zu Helmut Kohl. Eine Nähe, die auch daher gerührt haben könne, dass beide, Waigel und Kohl, im Kriegsjahr 1944 ältere Brüder verloren. Der andere, der Kabarettist, lobt Waigels „Schafkopfkompetenz“ und misst den Ex-CSU-Chef an Ciceros Aussagen zur Staatskunst. 

    Und der Jubilar? Er erinnert an das vielleicht „glücklichste Jahrzehnt“, der deutschen Geschichte, von 1989 bis 1999 und bringt dann doch noch einige der Anekdoten, die sein älterer Sohn Christian rückwärts singen könne (Bruno Jonas). Etwa die, dass der jüngere Sohn Konstantin einst fragte, ob es stimme, dass der Vater, Waigel eben, nicht nur sein Vater, sondern auch der des Euro sei. Denn er, Konstantin, wolle keinesfalls dessen Bruder sein. Als er, Waigel, dem chinesischen Notenbankchef die Geschichte erzählt habe, habe der sich gar nicht mehr eingekriegt vor Lachen. 

    Theo Waigel zum 85. Geburtstag: Drei Päpste und drei US-Präsidenten

    Der Familienmensch aus Oberrohr, der sich einen Namen machte unter den Großen der Welt, diese beiden Pole scheinen immer wieder auf an diesem Abend im Bayerischen Hof, den die Kanzlei von Waigel-Sohn Christian ausrichtete. Drei Päpste habe er kennengelernt, sagt Waigel, drei US-Präsidenten. Frankreichs Präsident François Mitterrand schrieb Waigels Tochter Birgit eine schöne Widmung auf eine Tischkarte, aber ein Autogramm von Lady Di, das zu erbitten, habe er sich letztlich nicht getraut, obwohl er mit ihr einmal für einen Abend den Tisch teilte. „Da habe ich ausnahmsweise mal Ladehemmung gehabt.“ Bei Gina Lollobrigida klappte das Treffen hingegen am Ende. Als die Film-Diva hörte, wer da auf sie wartete, ließ sie sich erweichen... 

    Natürlich, es ist viel Familie da an diesem Abend, allen voran Ehefrau Irene Epple-Waigel. Doch es ist auch der Blick auf die politische und sonstige Prominenz, die den Empfang so interessant macht. Es ist eine andere CSU, die sich hier versammelt, europa- und wirtschaftsfreundlich, weltoffen und unverkrampft. Horst Köhler ist gekommen, der ehemalige Bundespräsident, der bei Waigel Staatssekretär war, auch der ehemalige Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, startete da seine Karriere. Fraktionschef Klaus Holetschek aus Schwaben, die aktuellen bayerischen Minister für Finanzen, Inneres und Wissenschaft, Albert Füracker, Joachim Herrmann und Markus Blume, Ex-Airbus-Chef Thomas Enders, Ex-Motorsport-Ass Prinz Leopold von Bayern, Slalom-Legende Christian Neureuther. Es sei schwer gewesen, die Einladungsliste zusammenzustellen, sagt Waigel. Seine Leitlinie? Er habe entschieden, „dann nehm' ich die, die ich mag“. 

    Für Friedrich Merz hält der Jubilar am Ende noch ein paar ermunternde Worte bereit. Als altes Schlachtross wolle er, Waigel, im nächsten Wahlkampf vielleicht noch einen kleinen Beitrag leisten, sagt er in Richtung Merz, dann fügt er hinzu: „Ich würde das gern an Deiner Seite machen.“ So kann man sie auch klären, die ewige Frage in CDU und CSU nach dem richtigen Kanzlerkandidaten – an einem wunderbar leichten Montagabend über den Dächern von München.

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