Erst vor sechs Jahren wurde das Alongshan-Virus bei Zecken in China entdeckt. Nun haben Forschende das Virus auch bei Zecken in Deutschland nachgewiesen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochhochschule Hannover fanden Antikörper bei Wild- und Nutztieren in Niedersachsen. Was hat es mit dem Virus auf sich? Kann es gefährlich für den Menschen werden?
Das Alongshan-Virus, kurz ALSV, wurde 2017 in der nordchinesischen Stadt Alongshan und daraufhin auch bei Zecken in anderen europäischen Ländern gefunden. Unter anderem in Finnland, Frankreich, Russland und der Schweiz entdeckten Forschende Zecken, die dieses Virus in sich trugen.
Alongshan-Virus (ALSV) löst grippeähnliche Symptome aus
In Alongshan erlitten mehrere Menschen nach einem Zeckenbiss grippeartige Symptome. Unter anderem Fieber und Kopfschmerzen plagten sie, ähnlich wie bei der ebenfalls von Zecken verursachten Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Forschende fanden jedoch heraus, dass ein anderer, bisher unbekannter Erreger dahintersteckte ‒ sie stießen auf ALSV.
Es handelt sich somit also um eine weitere Infektion, die Zecken an den Menschen übertragen. Laut dem Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf bedeute ALSV aber keine unmittelbare Gesundheitsgefahr. "Schwere Erkrankungen, die über grippeähnliche Beschwerden hinausgehen, werden mit einer ALSV-Infektion bislang nicht in Verbindung gebracht", heißt es beim CRM.
Keine Impfung gegen ALSV – aber auch keine große Gefahr
Die Liste der von Zecken übertragenen Krankheiten werde bloß länger. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Virus schon länger in Europa zirkuliere, allerdings nicht zugeordnet werden habe können.
Eine besondere Behandlung bei einer Infektion mit dem Virus oder eine Impfung wie bei FSME gibt es bisher nicht. "Am effektivsten ist es daher, sich vor den Zecken selbst zu schützen", lautet der Rat des CRM-Leiters Tomas Jelinek. Dabei helfen: Lange, helle Kleidung im Freien und auch chemische Insektenabwehrmittel.