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Schlag gegen Schleusernetzwerk: Festnahmen in Bayern

Allgäu

Staatsanwaltschaft Kempten und Bundespolizei sprengen internationales Schleusernetzwerk

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    Vier Beschuldigte der mutmaßlichen Bande kamen in Untersuchungshaft.
    Vier Beschuldigte der mutmaßlichen Bande kamen in Untersuchungshaft. Foto: Daniel Karmann, dpa (Symbolbild)

    Der Staatsanwaltschaft Kempten und der Münchner Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung ist am Mittwoch (16. Oktober) erneut ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität gelungen: Wie die Polizei berichtet, sprengten sie einen international agierenden Schleuserring. Spezialeinheiten der Bundespolizei und benachbarte Sicherheitsbehörden in Italien und in der Schweiz durchsuchten in den frühen Morgenstunden insgesamt acht Wohnungen in Italien, in der Schweiz und in den bayerischen Städten Marktoberdorf, Bad Tölz und Oberammergau. Dabei nahmen sie vier Beschuldigte fest. Einer der Männer ist in Marktoberdorf wohnhaft. Die mutmaßlichen Täter werden aktuell dem Haftrichter vorgeführt. Der entscheidet darüber, ob die Männer in Untersuchungshaft kommen, sagt ein Sprecher der Polizei.

    Durchsuchung heute in Marktoberdorf: Schleuserring gesprengt

    Ausgangspunkt der groß angelegten Aktion waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kempten in Zusammenarbeit mit der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München gegen eine Bande, die seit mindestens Oktober 2022 Schleusungen über die sogenannte Balkanroute durchgeführt hat.

    Den vier Beschuldigten mit türkischer Nationalität wird vorgeworfen, in mindestens neun Fällen insgesamt 71 Personen, banden- und gewerbsmäßig gegen Bezahlung hoher Geldbeträge über die Balkanroute nach Italien und Österreich bis nach Deutschland eingeschleust zu haben. Der Großraum Bozen diente als Zwischenstation. Von dort aus sollen die Migranten dann von der Schleuserbande weiter in das Bundesgebiet transportiert worden sein. „Die Täter gingen dabei überaus planvoll und sehr professionell vor: Die Fahrtrouten wurden umfangreich geplant und die Schleuser setzten sogenannte „Scoutfahrer“ ein, um im Vorfeld möglich Polizeikontrollen aufzuklären“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei.

    Vier Menschen bei Durchsuchungen festgenommen

    Die Ermittlungen der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft Kempten zur Bekämpfung der internationalen Schleuserkriminalität (“Traunsteiner Modell“) und der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung führten nach einer Festnahme im Oktober 2022 ins benachbarte Österreich. Damals wurde eine türkische Staatsbürgerin bei der Schleusung von sechs Landsleuten in Vorarlberg festgenommen. Durch die internationale Zusammenarbeit fanden die Ermittler weitere Schleuseranlaufpunkte der Bande in Bozen (Italien) und in Zürich (Schweiz). Zudem vereitelten sie im Ermittlungszeitraum zahlreiche Einschleusungen in Österreich und Italien.

    Nach dem Großeinsatz, an dem rund 120 Beamte der Bundespolizei sowie Sicherheitskräfte in der Schweiz und Italien eingesetzt waren, wurden vier Menschen in Untersuchungshaft gebracht. Außerdem stellten die Einsatzkräfte ein Auto sicher, das für die Schleusungen benutzt worden sein soll. Des Weiteren fanden sie umfangreiches Beweismaterial, darunter zahlreiche Smartphones und 22.500 Euro Bargeld. Die Beweismittel gilt es nun auszuwerten. Die Ermittlungen dauern an. Chatverläufe, Telefonnummern, Anruflisten - all das sind für die Beamten wichtige Anknüpfungspunkte, um an weitere Hintermänner zu gelangen, sagt ein Sprecher gegenüber unserer Redaktion.

    Hintergrund: Das sogenannte „Traunsteiner Modell“ zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität wurde inzwischen bei neun bayerischen Staatsanwaltschaften unter anderem auch von der Staatsanwaltschaft Kempten eingeführt. Die jeweiligen Spezialabteilungen arbeiten bei der Verfolgung von international agierenden Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändlern nicht nur eng mit den ausländischen Polizei- und Justizbehörden zusammen, sondern auch mit Eurojust und Europol. Ziel ist es, durch eine Spezialisierung, Intensivierung und Koordinierung internationaler Ermittlungen erfolgreich Strukturermittlungen zur Ergreifung und Überführung der Hintermänner durchzuführen.

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