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Grenzkontrollen im Allgäu: Schutz gegen Schleusung & Illegalität

Allgäu

So sichert die Bundespolizei die Allgäuer Grenzen

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    Die Bundespolizei kontrolliert Einreisende aus Österreich am A7-Grenztunnel.
    Die Bundespolizei kontrolliert Einreisende aus Österreich am A7-Grenztunnel. Foto: Tobias Schuhwerk

    Der Arm des Gesetzes ist weit ausgestreckt in Richtung Fahrbahn und signalisiert unmissverständlich: „Stopp!“ Bundespolizistin Anja Voß, 21, hat am A7-Grenztunnel bei Füssen (Kreis Ostallgäu) einen Autofahrer ins Visier genommen, der aus Österreich einreist.

    In seinem Kleinbus sitzen zwei weitere Männer und drei Frauen mit Sonnenbrillen und Koffern. Sie geben an, aus Amerika, Australien und China zu kommen. „Ihre Papiere bitte“, fordert Voß durch das geöffnete Autofenster auf Englisch. Der überraschte Autofahrer tut wie geheißen, sammelt die Reisepässe der Insassen ein und übergibt sie der Polizistin. Einer ihrer Kollegen überprüft alle Dokumente am Computer in einem Container der Bundespolizei direkt neben der Autobahn. Voß behält derweil die Gruppe im Auge.

    Stau wegen Kontrollen am Grenztunnel: So reagieren Autofahrer an diesem Vormittag

    Doch die Autoinsassen entpuppen sich wenig später als harmlose Touristen. Alle Dokumente sind gültig. Kurz vor der Abfahrt holen sie sich bei den Polizisten noch Tipps ab, wie sie am schnellsten nach Frankfurt kommen.

    „Heute ist es ruhig und entspannt“, bilanziert Voß nach zwei Stunden Kontrolle. Zusammen mit vier weiteren Kollegen steht sie seit 8.30 Uhr am Grenztunnel und zieht stichprobenartig Autos oder Laster aus dem Verkehr. Den entstehenden Stau nehmen die meisten Verkehrsteilnehmer gelassen. Ein Rentner hält im Vorbeifahren sogar den Daumen hoch. Ein Lkw-Fahrer sagt: „Klar, die müssen das machen. Das ist schon richtig.“

    Themen wie illegale Migration, Schleuserbanden und Drogenkriminalität beherrschen in Deutschland die Schlagzeilen. „Sind unsere Grenzen noch sicher?“, fragen sich viele Menschen.

    „Wir geben unser Bestes“, sagt Sabine Dittmann, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Kempten, mit über 300 Dienstposten.

    Diese sind für die deutsch-österreichische Grenze auf 220 Kilometern zwischen Lindau und dem Ammergebirge in Oberbayern zuständig. „Grenzschutz ist Aufgabe des Bundes. Wir arbeiten aber eng mit der bayerischen Grenzpolizei zusammen“, erklärt Dittmann. Die Bundespolizei darf bis zu 30 Kilometer nach der Grenze kontrollieren. In der Regel zeigen die Beamten jedoch in unmittelbarer Nähe der Grenzübergänge Präsenz - unangemeldet, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie winken nicht nur Autofahrer heraus, sondern kontrollieren auch den Schienenverkehr oder in Fernbussen, die mittlerweile die größte Rolle bei den Schleusern spielen.

    Über 1800 illegale Einreisen verhindert die Bundespolizei an der Grenze zum Allgäu jährlich

    Über 1800 illegale Einreisen und Einreiseversuche hat die Bundespolizeiinspektion Kempten im Vorjahr registriert. Der überwiegende Teil der Migranten stammte aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. „In diesem Jahr dürften es ähnlich viele Fälle werden“, sagt Dittmann. Fast die Hälfte versucht in einem Fernbus nach Deutschland zu kommen. Für Dittmann ein Anzeichen dafür, dass sich das Geschäft der Schleuser verändert. Manche Hintermänner böten Flüchtlingen quasi „All-inklusive-Pakete“ an. Zum Beispiel einen falschen Reisepass, ein Ticket im Fernbus und einen Gewährsmann, der die Person in einer bestimmten Stadt in Empfang nimmt.

    Dennoch gelang es der Bundespolizeiinspektion Kempten im Vorjahr, 105 Schleuser festzunehmen, die nun Geld- oder in schweren Fällen sogar mehrjährige Haftstrafen erwarten. Die illegal eingereisten Menschen dagegen werden zurückgewiesen - nach Österreich, in ihr jeweiliges Heimatland oder in ein anderes EU-Land, in dem bereits ein Asylverfahren läuft. Oder sie kommen in Zurückschiebungshaft, zum Beispiel wenn sie schon mehrmals untergetaucht waren.

    Schleuser bringt vier Kinder in Gefahr - darunter ein Baby

    Die Beamten erleben oft emotionale Szenen. So geschehen Anfang des Jahres, als sie in den frühen Morgenstunden am Parkplatz Rottachtal (Oberallgäu) ein Auto stoppten. Der Fahrer hatte ein syrisches Ehepaar sowie vier kleine Kinder an Bord, deren Dokumente jedoch keine Einreise legitimierten. Der Mann hatte die Familie in Italien mit einem Kleinbus ohne Kindersitze abgeholt - und das bei Eis und Schnee auf den Straßen. Die Kleinen - darunter ein Baby - mussten ungesichert zwischen Reisegepäck und auf dem Schoß der Mutter ausharren. „Das lässt einen nicht kalt“, sagt Dittmann.

    Zu einem Schwerpunkt der illegalen Einreise habe sich der Grenzübergang Lindau-Hörbranz an der A96 entwickelt. Vermutlich, weil viele Migranten über die Autobahn schnell nach München kommen wollen. „Wir haben dieses Jahr sogar schon einen illegalen Einreisenden gestoppt, der auf der Autobahn zu Fuß unterwegs war“, erzählt Dittmann. Doch es gibt auch lustige Szenen. So an diesem Vormittag, als ein Rentner freiwillig anhält und Polizistin Anja Voß mit leidendem Blick fragt: „Darf ich hier kurz parken? Ich muss mal ganz dringend!“

    Die Polizistin willigt schmunzelnd ein, bevor dem geplagten Mann noch ein Unfall passiert.

    Sicher ist sicher.

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    1 Kommentar
    Alfred Wengenmaier

    Ich ordne diesen Beitrag als Satire ein.

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