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Allgäu: Bergwacht Oberstdorf: So viele Einsätze wie sonst nirgendwo in Bayern

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Bergwacht Oberstdorf: So viele Einsätze wie sonst nirgendwo in Bayern

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    Wenn die Bergwacht ausrückt, unterstütz oft der Hubschrauber, um Verletzte schnell bergen und in Sicherheit bringen zu können.
    Wenn die Bergwacht ausrückt, unterstütz oft der Hubschrauber, um Verletzte schnell bergen und in Sicherheit bringen zu können. Foto: Bergwacht Oberstdorf

    Die Bergwacht Oberstdorf ist mit über 1000 Einsätzen in einem riesigen Gebiet zwischen Nebelhorn und Grasgehren pro Jahr ein stark geforderter Rettungsdienst. Mit großer Flexibilität, denn von der Versorgung eines verunglückten Elektro-Rolstuhlfahrers am Moorweiher bis hin zur tragischen Bergung eines Lawinenopfers am Linkerskopf mussten die 59 Einsatzkräfte sich vielfältigen Herausforderungen stellen.

    Auf der Jahresversammlung blickte der Vorsitzende Dr. Karsten Menzel auf ein erneut arbeitsreiches Jahr zurück, bei dem neben allen ernsten Einsätzen der 100. Geburtstag mit einem gelungenen Fest gefeiert werden durfte.

    Vier ausgebildete Lawinensuchhunde bei der Bergwacht Oberstdorf

    Derzeit erfüllen 59 Mitglieder sowie neun Anwärter das Ehrenamt: neun Frauen, 50 Männer und vier ausgebildete Lawinensuchhunde. Mit 1136 Ausrückungen waren die Männer und Frauen in den Berg-, Wander- und Skigebieten rund um Oberstdorf und Grasgehren allein im vergangenen Jahr so häufig im Einsatz wie keine andere Bergwacht im Freistaat. Als eine der 17 Bergwacht-Wachen der Region Allgäu erledigen die Oberstdorfer mit 43 Prozent der Gesamteinsätze in der Region einen Superjob. Dabei sind sie bayernweit nicht einmal der zahlenmäßig stärkste Verband.

    Sommereinsätze: Der Sommer 2023 war bis auf den verregneten Mai ein schöner Bergsommer mit entsprechend hoher touristischer Nutzung. 278 Einsätze forderten die Bergwacht heraus. Die meisten Notrufe betrafen laut dem Einsatzleiter Sommer, Max Dünßer, Wanderer und Bergsteiger. Extremsportarten dagegen waren eine zu vernachlässigende Größe. 44 Prozent der Einsätze wurden vom Hubschrauber begleitet. Die Einsätze rund um die Hütten seien gestiegen, vor allem nachts. Auch ein großes Depot für die Versorgung von infektionserkrankten Übernachtungsgästen dort oben habe die Bergwacht inzwischen angelegt.

    Einsatzleiter der Bergwacht: "Viele Einsätze hätten vermieden werden können"

    Verstiegenen, sich selbst überschätzenden oder überforderten Bergwanderer galten viele Einsätze, die laut Einsatzleiter Max Dünßer hätten vermieden werden können. Immer bessere Ausrüstungen, Mobiltelefon, im Internet verbreitete Tourenbeschreibungen, „Geheimtipps“ oder kleine Kartenausschnitte im Handy wiegen die Bergfreunde vielfach in falscher Sicherheit. So gibt es zum Beispiel nicht überall im alpinen Gelände Kontakt zum Funknetz.

    Gerade jetzt zu Beginn der alpinen Wandersaison warnt er zudem vor Nassschneelawinen und empfahl den zeitigen Aufbruch zur Tour und Abstand zu halten von unsicheren Bergflanken: „Da kann es bis Anfang Juni immer gefährlich werden“, so Dünßer.

    Unterstützung aus Neu-Ulm und Augsburg

    Wintereinsätze: Weil der Schnee in den niederen Skigebieten eher spärlich fiel, herrschte in den Oberstdorfer Skigebieten jede Menge Trubel. 894 Male wurde die Bergwacht mit zwölf hauptamtlichen und sechs ehrenamtlichen Mitarbeitern der Skiwacht zu Einsätzen angefordert, 766 davon galten Skifahrern und Snowboardern. 141 Male wurde der Hubschrauber zur Hilfe gerufen. Hotspots waren das Zweiländer-Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand und das Nebelhorn. Zudem leistete die Bergwacht bei 28 Veranstaltungen des Wintersports an 53 Tagen Bereitschaftsdienst. „Das wird immer mehr Arbeit , die nur dank der Unterstützung unserer Kollegen aus Augsburg und Neu-Ulm so gut zu leisten“, dankte Vorsitzender Menzel.

    Neben dem tödlichen Lawinenunfall am Linkerskopf forderte die Rettung zweier in der Nordwand des Rubihorns festsitzender Bergsteiger die Bergwacht am meisten. Der Rettungseinsatz habe sich bis nach Mitternacht gezogen. Der Einsatzleiter Winter, Michael Lacher, appellierte Hilfesuchende, mit einem Notruf nicht zu lang zu warten. „Bei Tageslicht tun wir Retter uns wesentlich leichter, unsere Arbeit zu machen, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen“, betonte er, dass auch die Bergwächtler bei jedem Einsatz das Risiko im Auge behielten und nicht das eigene Leben aufs Spiel setzten.

    Engagierte Nachwuchskräfte sind für ein vergleichsweise überschaubares Team mit vielen Einsätzen ein unbedingtes Muss, darum investiert die Bergwacht Oberstdorf viel in Aus-und Fortbildungen. Kaum zu glauben sei, dass wegen zu großer Nachfrage zwei Oberstdorfer Anwärter für einen Lehrgangsplatz abgelehnt wurden, fand Ausbildungsleiter Stefan Rotzler deutliche Worte in Richtung der Bergwacht-Region Allgäu. Auch der Vorsitzende Dr. Menzel kritisierte die Form, in der die Regionsleitung Mitteilungen und Entscheidungen kommuniziere.

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