Als Ende Mai ein Braunbär im Hintersteiner Tal (Kreis Oberallgäu) gesichtet wurde, war der Landkreis in heller Aufregung, kurzfristig wurde sogar eine Pressekonferenz veranstaltet. Von diesem Aufruhr spürt man allerdings nichts mehr, sagt Bad Hindelangs Tourismusdirektor Max Hillmeier. „Es gab weder einen Sensationstourismus, noch ist der Bär aktuell ein relevantes Thema bei unseren Gastgebern und Gästen.“ Eine Beeinflussung der Besucher oder Übernachtungszahlen habe deswegen auch nicht stattgefunden. „Auch in unserer Arbeit bei der Tourist-Information hat sich nichts geändert“, sagt Hillmeier.
Tier konnte nicht genetisch identifiziert werden
Grundsätzlich sei es durchaus möglich, dass der fotografierte Bär wieder ins Hintersteiner Tal zurückkehrt. Dennoch sei dies unwahrscheinlich, teilt das Landratsamt Oberallgäu auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Es gebe weder Nachweise, wohin der Bär weiter gewandert ist noch, wo er sich derzeit aufhält. Auch konnte das Tier nicht genetisch identifiziert werden. „Aufgrund fehlender Genetik wäre ein Nachweis, ob es sich genau um diesen Bären handelt, aber nicht möglich“, sagt Pressesprecherin Franziska Springer.
„Der fotografierte Bär hat ja bei seinem Besuch in Hinterstein erfahren, dass sich hier Menschen bewegen, die er scheut. Auch konnte er hier keine Bärendame wittern“, sagt Springer. Die Gründe für eine mögliche Rückkehr seien also überschaubar. Nach erfolgloser Partnersuche kehrten Bärenmännchen nämlich häufig wieder in ihre Heimat zurück.
Streifen andere Raubitere durch das Oberallgäu?
Ob andere Bären künftig durch die Region streifen, sei laut Landratsamt von dem Umgang der umliegenden Länder mit dem Tier abhängig. „Bären haben als Beutegreifer keine natürlichen Feinde. Werden wachsende Bestände wie im Trentino nicht reguliert, breiten sich Bärenpopulationen aus. Mit steigenden Bärenbeständen in umliegenden Ländern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bei uns ebenfalls häufiger Bären durchziehen.“ Dabei seien es in der Regel die männlichen Bären, die weitere Wanderungen unternehmen. „Eine Ansiedlung eines Bärenpärchens geschieht daher langsam.“
Landratsamt Oberallgäu empfiehlt Herdenschutzmaßnahmen
Sollten Landwirte ihre Tiere demnach künftig besser schützen? „Dort wo Herdenschutzmaßnahmen gut umsetzbar sind, sollten diese jetzt auch genutzt werden“, sagt Springer. Hierbei sei aber der Herdenschutz vor Wölfen wichtiger, da diese sich wesentlich schneller ausbreiten als der Braunbär.
Doch im Alpenraum stoße der Herdenschutz an seine Grenzen. Und überall Zäune aufzubauen, führe nur dazu, dass der Lebensraum anderer Wildtiere fragmentiert werde. „In jedem Fall müssen die Landwirte große Unterstützung erfahren, denn diese sind die unmittelbar Betroffenen der Rückkehr von Bär und Wolf.“