Stockschläge und Rassenkunde sollen für die 32 Kinder der fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ im Kreis Donau-Ries zum Alltag ihrer Privatschule gehören. Das Nachrichtenmagazin Focus zitiert zudem Aussteiger, sie seien über Jahre hinweg mehrmals am Tag geschlagen worden.
Schulamt keine Hinweise auf Körperverletzung oder Rassismus gefunden
Im Unterricht der Privatschule werde gelehrt, dass „Afrikaner verflucht sind“ und „Neger den Weißen dienen müssen“, berichteten sie. Das bayerische Kultusministerium kündigte eine konsequente Überprüfung an und erwartet auch von der Staatsanwaltschaft Augsburg eine Untersuchung. Allerdings habe das örtliche Schulamt die private Ergänzungsschule in Klosterzimmern etwa zehn Mal im Halbjahr besucht und bisher keine Hinweise auf Körperverletzung oder rassistische Äußerungen gefunden, sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger am Sonntag. Auch das Jugendamt sei tätig gewesen.
Mitglieder schickten ihre Kinder nicht in staatliche Schulen
Die Mitglieder der „Zwölf Stämme“ wohnen in einer ehemaligen Klosteranlage in Klosterzimmern bei Nördlingen. Sie leben nach dem Vorbild der Urchristen. Äußerlich fallen die Männer durch lange Haare und Vollbärte, die Frauen durch klassische ländliche Kleider auf. Bereits 2004 waren die „Zwölf Stämme“ in die Schlagzeilen geraten, weil sie ihre Kinder aus Gewissensgründen nicht mehr in die staatlichen Schulen schickten und dafür sogar Erzwingungshaft in Kauf nahmen. Sieben Väter wurden von der Polizei abgeholt und ins Augsburger Gefängnis gebracht. Die Bußgelder, die gegen die Mitglieder verhängt worden waren, bewegten sich im sechsstelligen Bereich.
Abweichungen vom Lehrplan in den Fächern Religion und Biologie
Nach einem Kompromiss verpflichteten sich die „Zwölf Stämme“, die Kinder in Anlehnung an die staatlichen Lehrpläne von Hauslehrern unterrichten zu lassen. Ausnahmen vom Lehrplan gebe es für die Fächer Religion und Biologie. Mehrere der Schüler hätten 2010 den qualifizierenden Hauptschulabschluss bestanden, sagte Unger. Bei Misshandlungen oder grundgesetzfeindlichem Unterricht würde sich aber die Frage stellen, ob die Ergänzungsschule so zu halten wäre. Von den „Zwölf Stämmen“ war auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. dpa/AZ