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Zugverkehr: So soll die Bahntrasse Richtung Brenner verlaufen

Zugverkehr

So soll die Bahntrasse Richtung Brenner verlaufen

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    Aktuell führen zwei Bahngleise durchs oberbayerische Inntal.
    Aktuell führen zwei Bahngleise durchs oberbayerische Inntal. Foto: M. Balk, dpa

    Während Italien und Österreich schon seit Jahren sozusagen mit Volldampf am Brenner-Basistunnel graben, fand in Bayern lange Zeit nur eine Auseinandersetzung statt, wie viele Gleise der Zulauf vom Freistaat aus haben wird und wo er verlaufen soll. Doch die Zeit drängt. Schon in etwa zehn Jahren sollen Hochgeschwindigkeitszüge unter den Alpen hindurchrauschen. Ziel ist es, damit langfristig spürbar mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.

    Am Dienstag hat die Deutsche Bahn sozusagen ein frisches Signal gesetzt und klar gemacht, wo der nördliche Zulauf durch das enge und verkehrstechnisch problematische Inntal von Rosenheim in Richtung Kufstein verlaufen soll. Das Unternehmen teilte mit, dass von fünf möglichen Streckenführungen die sogenannte „Variante Violett“ mit rund 60 Prozent Tunnelanteil am besten abgeschnitten habe. Sie führt vom österreichischen Schaftenau über die Gemeinden Kiefersfelden, Oberaudorf und Stephanskirchen östlich an Rosenheim vorbei bis nach Ostermünchen (Landkreis Rosenheim).

    Als nächstes wird der Brenner-Tunnel von Ingenieuren geplant

    Die Trassenauswahl ist der erste Schritt auf dem Weg zum modernen Brenner-Nordzulauf. Als Nächstes stehe die Vorplanung an, heißt es. Dabei prüfen Ingenieure weitere Verbesserungen und erarbeiten die Details. Vorgesehen ist laut Bahn, die Gesamtstrecke des Brenner-Nordzulaufs von München-Trudering bis zur Grenze zwischen Deutschland und Österreich bis 2040 fertigzustellen.

    Zwischen Innsbruck und Südtirol entsteht bis 2026 der längste Tunnel der Welt.
    Zwischen Innsbruck und Südtirol entsteht bis 2026 der längste Tunnel der Welt. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Klaus-Dieter Josel, Bahn-Konzernbevollmächtigter für Bayern, sagte: „Nach sechs Jahren Planungsarbeit ist ein entscheidender Meilenstein im Projekt erreicht.“ Er sei sich sicher, dass die Streckenführung vor Ort auf große Akzeptanz stoßen würde. Ziel sei es, noch mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern und so die Mobilitätswende weiter voranzutreiben, so Josel. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) betonte: „Die Variante mit dem mit Abstand höchsten Tunnelanteil schützt die Menschen und das Inntal bestmöglich.“

    Tatsache ist: Die 54 Kilometer lange Trasse würde zu 60 Prozent unterirdisch verlaufen. Dadurch beansprucht sie weniger Fläche, was die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt minimieren und somit die Umwelt schonen soll. Der grenzüberschreitende Tunnel Laiming und der Tunnel Steinkirchen sollen jeweils rund 13 Kilometer lang werden. In Deutschland gebe es heute keinen längeren Bahntunnel, so die Bahn. Zudem unterquert ein 5,5 Kilometer langer Tunnel das Gemeindegebiet von Stephanskirchen.

    Der Brenner-Tunnel wäre eine Revolution

    Das Brenner-Basistunnel-Projekt (geschätzte Kosten rund 8,5 Milliarden Euro) klingt ein wenig nach Utopia: Wenn der Tunnel einmal fertig ist, dann sollen Güterzüge mit 160 Kilometern pro Stunde und Schnellzüge mit bis zu Tempo 230 unter den Bergmassiven durchrattern. Das käme einer Revolution im Alpentransit gleich, der sich auf der Schiene noch immer wie seit Beginn der Eisenbahngeschichte die kurvige und steile Strecke den Brenner hinaufplagt.

    Schnellzüge sollen mit bis zu 230 Stundenkilometern durch den Tunnel rasen.
    Schnellzüge sollen mit bis zu 230 Stundenkilometern durch den Tunnel rasen. Foto: Silas Stein, dpa

    Nachdem der Verlauf des nördlichen Zulaufs klar scheint, steht auch fest, dass die neue Strecke viergleisig sein wird. Derzeit ist es so, dass von Südtirol bis an die deutsche Grenze vier Gleise liegen. Ab Kufstein geht es auf zwei alten Gleisen weiter. Und solange es nicht auch auf deutscher Seite viergleisig weitergeht, so vermuten Fachleute, wird es auch nichts mit der Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene.

    Rund 2,5 Millionen Lastwagen fahren pro Jahr durch die Alpentäler

    Und genau das ist das Problem: Jährlich donnern rund 2,5 Millionen Lastwagen auf den 200 Kilometern durch die Alpentäler, ein für Anwohner und Umwelt schwer erträglicher Verkehrsstrom. Hätte man die bestehende Strecke ausgebaut, hätte es Platz für 260 Züge am Tag gegeben. Doch um den Lkw-Verkehr auf die Schiene zu bekommen, bräuchte man alleine 330 Güterzüge.

    Die Bahn indes versucht Fehler der Vergangenheit, wie sie beispielsweise bei „Stuttgart 21“ gemacht wurden, zu vermeiden. Sie hat die Bevölkerung im Kreis Rosenheim zeitig ins Vorhaben eingebunden. Trotzdem hat sich Widerstand der Bürger etabliert. Aber: Zweimal wurde das Meinungsforschungsinstitut Forsa beauftragt, um herauszufinden, ob eine neue Trasse von der Bevölkerung akzeptiert würde. Beide Male stellte sich heraus, dass eine Mehrheit – zuletzt waren es 59 Prozent der Menschen in der Region – dafür sind.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Bahn trifft beim Brenner-Basistunnel eine weise Entscheidung

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