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Zorneding: Bürgermeister: Morddrohungen gegen Pfarrer sind ein Schock

Zorneding

Bürgermeister: Morddrohungen gegen Pfarrer sind ein Schock

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    Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wurde beleidigt und bedroht. Deshalb trat er in seiner Gemeinde Zorneding zurück. (Archivbild)
    Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wurde beleidigt und bedroht. Deshalb trat er in seiner Gemeinde Zorneding zurück. (Archivbild) Foto: Stefan Rossman, dpa

    Seine Tätigkeit in der beschaulichen Gemeinde Zorneding im Landkreis Ebersberg hatte sich Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende  aus dem Kongo anders vorgestellt. Als er im Jahr 2012 seinen Dienst für die katholische Kirche dort antrat, wollte er "eine Pfarrgemeinde auf der Grundlage von Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt und Geschwisterlichkeit nach dem 'Wort Gottes' in der Bibel" aufbauen.

    Jetzt, wenige Jahre später, sei er vor allem erleichtert, dass es endlich vorbei ist. Am Sonntag hatte er seine Gemeinde im Gottesdienst von seinem Weggang unterrichtet. Der 66-Jährige sah sich dazu gezwungen, nachdem er in den vergangenen Monaten mehrere Morddrohungen erhalten hat.

    Der Pfarrer hatte die örtliche CSU-Spitze kritisiert

    Nachdem die Vorsitzende des örtlichen CSU-Vorstands Sylvia Boher afrikanische Flüchtlinge in der Parteizeitung "Zornedinger Report" im Herbst als "Militärdienstflüchtlinge" bezeichnete und von einer Invasion dieser sprach, kritisierte der kongolesische Pfarrer die CSU-Politikerin. Deren Parteikollege Johann Haindl sprang ihr zur Seite und bezeichnete Olivier Ndjimbi-Tshiende unter anderem als "unseren Neger".

    Die beiden CSU-Politiker mussten kurze Zeit später zurücktreten, auch die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner schaltete sich damals ein. Doch für Olivier Ndjimbi-Tshiende war es erst der Anfang einer harten Zeit voller Drohungen und Schmähbriefen. Fünf Morddrohungen gab es seitdem, sagte er ebenfalls am Sonntag. Per E-Mail wurde er außerdem beleidigt. Sätze wie „ab mit dir nach Auschwitz“ oder „nach der Vorabendmesse bist du fällig“ sollen gefallen sein.

    Bürgermeister: Zorneding ist liberal und offen

    Im direkten Zusammenhang mit den Streitigkeiten mit den zurückgetretenen CSU-Politikern würden diese jedoch nicht stehen, glaubt der Bürgermeister der Gemeinde, Piet Mayr, ebenfalls CSU. "Die Beteiligten haben sich ausgesprochen, da gibt es keine Probleme mehr", sagt Mayr auf Nachfrage unserer Redaktion.

    Er vermutet, dass das nationale Medieninteresse damals den Fokus von irgendwelchen Rassisten auf den kongolesischen Pfarrer gezogen habe. "Wir wissen nicht, woher diese Drohungen kommen. Für Zorneding und die Menschen hier ist so etwas eigentlich unvorstellbar." Die Gemeinde sei schließlich sehr liberal und offen.

    Das Erzbistum hat die Versetzung abgesegnet

    Vor gut zwei Jahren habe es Probleme mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gegeben,  aber sonst sei es in der Gemeinde ruhig und beschaulich. Olivier Ndjimbi-Tshiende sei bei den Kirchgängern mehrheitlich beliebt, die Gemeinde stehe, wie auch der Bürgermeister selbst, unter Schock. "Wir wussten nichts von den Morddrohungen. Wir sind alle zutiefst bedrückt", sagt der Piet Mayr.

    Wegen der "Erfahrungen der letzten Zeit" hat Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tsiehende, der in Deutschland Philosophie studiert, promoviert und habilitiert hat, nun die Reißleine gezogen. Das Erzbistum München Freising akzeptiere sein Gesuch auf eine Versetzung und trage die Entscheidung mit, auch wenn man sie sehr bedauere, wie am Montagmittag mitgeteilt wurde.

    Die CSU schweigt zu den Vorfällen

    Der 66-jährige Pfarrer sagte, er blicke ohne Verbitterung auf seine Zeit in Zorneding zurück. Er sei im Jahr 2012 in der Gemeinde gut und freundlich aufgenommen worden, habe viele Freunde gewonnen und sei gut bei den Gläubigen angekommen. Er wisse, dass viele seinen Weggang bedauern. Er blicke nun nach vorne und freue sich auf den vor ihm liegenden priesterlichen Dienst an einem neuen Ort. Wohin er versetzt wird, werde zum Schutz des Pfarrers nicht bekannt gegeben, erklärte ein Sprecher des Erzbistums.

    Die Polizei führt die Ermittlungen in dem Fall währenddessen weiter und ermittelt gegen Unbekannt, bestätigt ein Sprecher des

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