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CDU-Parteitag: Ziemlich wurscht? Wie man in der CSU über den neuen CDU-Chef denkt

CDU-Parteitag

Ziemlich wurscht? Wie man in der CSU über den neuen CDU-Chef denkt

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    Auch in der CSU blickt man auf die Wahl des neuen CDU-Chefs. Begeisterungsstürme löst keiner der drei Kandidaten aus.
    Auch in der CSU blickt man auf die Wahl des neuen CDU-Chefs. Begeisterungsstürme löst keiner der drei Kandidaten aus. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die CDU wählt einen neuen Parteivorsitzenden, und der CSU ist es „ziemlich wurscht“, wer von den drei Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen zum Zuge kommt. Das sagt zwar in der Führungsriege der CSU niemand öffentlich – schon allein wegen der traditionellen Höflichkeit, mit der die Schwesterparteien sich vor Publikum in aller Regel begegnen. In Hintergrundgesprächen aber nehmen weder CSU-Vorstandsmitglieder noch einfache Abgeordnete ein Blatt vor den Mund. Einer sagt sogar: „Am liebsten wäre mir keiner von den dreien.“ Und das im Jahr der Bundestagswahl. Was ist da los?

    Wer versucht, die Gefühle der CSU für die einst so selbstbewusste CDU zu ergründen, stößt auf eine seltsame Gemengelage. Eindeutig ist: Es gibt keine Begeisterung für die Kandidaten. „Am ehesten“, so heißt es, beflügle noch Friedrich Merz die Fantasien der Wirtschaftsliberalen in der CSU – nicht weil er noch vor einigen Jahren der Held der Rechtskonservativen und Merkel-Gegner war, sondern weil er „Linie und Haltung“ habe und die Ökonomie ganz nach vorne stelle.

    Es gibt auch in der CSU Kritik an Friedrich Merz

    Die Zeit, als man in der CSU glaubte, weit rechts von der politischen Mitte punkten zu können, sind offenbar vorbei. Es gebe „einen breiten Konsens“ über den klaren Abgrenzungskurs von CSU-Chef Markus Söder gegenüber der AfD und die Überzeugung: „Wahlen werden in der Mitte gewonnen oder verloren“. Das wirtschaftspolitische Profil der Union aber, das einst ein Markenzeichen war, wollen viele gestärkt sehen. Die Fangemeinde von Merz in der CSU sei „klein, aber sehr geschlossen.“ Im großen Rest der CSU jedoch gebe es erhebliche Zweifel, und zwar aus zwei Gründen: Merz als Kanzlerkandidat wäre „ein Konjunkturprogramm für Grüne, SPD und Linke“, und er habe sich in der Vergangenheit nach seinen innerparteilichen Niederlagen in der CDU jeweils als „nicht standhaft“ erwiesen. „Er ist nicht dabei geblieben, als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen“, sagt ein erklärter Merz-Kritiker.

    Vorbehalte dieser Art gibt es gegen Armin Laschet nicht. Zwar können viele Christsoziale mit der „rheinischen Frohnatur“ des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten wenig anfangen. Einige sagen ihm sogar nach, „ein Zögerer und Zauderer“ zu sein. Aber quer durch die Reihen werden Laschet drei Umstände zugutegehalten: Er habe in NRW gegen die beliebte SPD-Amtsinhaberin Hannelore Kraft trotz denkbar schwieriger Ausgangslage eine Wahl gewonnen. Er regiere in Düsseldorf seit drei Jahren „weitgehend unaufgeregt“. Und er habe die Fähigkeit, verschiedene Interessen und Lager zu integrieren. Richtig lustig werden die Gespräche mit CSU-Politikern über Laschet erst an einem bestimmten Punkt. In der CSU ist man sich einig: „Wenn Laschet Parteichef wird, dann wird in der CDU weiter gemerkelt.“ Nicht einig ist man sich darüber, ob man das auf Dauer gut oder schlecht finden soll.

    Norbert Röttgen hat keine persönlichen Verbindungen in die CSU

    Norbert Röttgen, der dritte Kandidat, gilt in der CSU als Außenseiter. In München erinnert man sich eigentlich nur daran, wie Ex-CSU-Chef Horst Seehofer ihn nach seiner Wahlniederlage in NRW im Jahr 2012 im ZDF zur besten Sendezeit abgekanzelt hat, weil Röttgen sich davor drückte, in NRW die Rolle des Oppositionsführers zu übernehmen. Außerdem gebe es praktisch keine persönlichen Verbindungen Röttgens in die CSU. Lediglich aus der CSU-Landesgruppe im Bundestag heißt es anerkennend, dass Röttgen im Rennen um den CDU-Vorsitz „einen pfiffigen innerparteilichen Wahlkampf geführt und neue Themen gesetzt“ habe. Immerhin: Gewisse Außenseiterchancen werden ihm in der CSU eingeräumt.

    Was der neue CDU-Chef von der CSU zu erwarten hat, ist ziemlich klar: Die Schwesterpartei wird, egal wer gewählt wird, freundlich gratulieren, gute Zusammenarbeit und größtmögliche Geschlossenheit versprechen. „Wie es auch kommt, wir können mit jedem“ – das ist offenbar Konsens im CSU-Vorstand. Doch diese demonstrative Gelassenheit betrifft nur den CDU-Vorsitz und nicht die weitaus heiklere Frage nach der gemeinsamen Kanzlerkandidatur. Die sollte aus Sicht der Christsozialen noch eine Weile offenbleiben.

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