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Landsberg am Lech: Coronavirus erreicht Deutschland: Infizierte kommen aus Bayern

Landsberg am Lech

Coronavirus erreicht Deutschland: Infizierte kommen aus Bayern

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    In Deutschland gibt es die ersten Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus.
    In Deutschland gibt es die ersten Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus. Foto: Fabian Strauch, dpa (Symbolfoto)

    In Deutschland sind erstmals Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Zunächst war die Rede nur von einem Mann aus dem Landkreis Landsberg am Lech. Es handelt sich um einen 33-Jährigen, der bei der international tätigen Firma Webasto in der Konzernzentrale im Kreis Starnberg arbeitet. Das Unternehmen hat auch ein Werk in Utting (Kreis Landsberg).

    Am Dienstagabend teilte das Gesundheitsministerium in München mit, dass drei weitere Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert worden seien. Sie stünden in Zusammenhang mit dem ersten bestätigten Fall. Auch die drei neu angesteckten Patienten seien Mitarbeiter der Firma Webasto aus dem Landkreis Starnberg. Alle arbeiteten in der Firmenzentrale, wo insgesamt rund tausend Menschen arbeiten.

    Ein Mann aus dem Landkreis Landsberg hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Patient hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt.
    Ein Mann aus dem Landkreis Landsberg hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Patient hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Foto: Peter Kneffel, dpa

    "Es wurde entschieden, dass auch die drei neuen Patienten in der München Klinik Schwabing stationär aufgenommen und dort medizinisch überwacht und isoliert werden", teilte das Ministerium mit. "Bei einigen weiteren Kontaktpersonen läuft derzeit ein Test, ob auch hier eine Infizierung mit dem Coronavirus vorliegt." 

    Über Einzelheiten wollen das bayerische Gesundheitsministerium und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Mittwoch per Pressemitteilung berichten. Weitere Angaben machte ein Sprecher am Abend zunächst nicht.

    Coronavirus: Mann aus Kreis Landsberg steckt sich bei chinesischer Kollegin an

    Mehr Details sind bereits über den ersten Patient bekannt: Er befindet sich nach Angaben der Taskforce Infektiologie des LGL klinisch in einem guten Zustand. "Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert." Er liegt derzeit auf der Isolierstation im Münchner Klinikum Schwabing. Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert.

    Das Landsberger Gesundheitsamt wurde laut dem Sprecher des Landratsamtes, Wolfgang Müller, am Dienstag um 9 Uhr morgens informiert. Die Mutter und das Kind des Infizierten seien daheim isoliert. Müller geht davon aus, dass dies für 14 Tage der Fall sei - so lange könne die Inkubationszeit dauern, also die Zeit zwischen einer Infektion und den Symptomen.

    Der Mann aus dem Kreis Landsberg hat ein Kind, das in einen Kindergarten in Kaufering geht. Die Eltern des betreffenden Kindergartens sind bereits informiert, der Kindergarten wird laut Müller aber nicht geschlossen. "Mutter und Kind sind gesund, sie weisen keine Symptome auf", sagte Müller. Weitere Maßnahmen sind nach Informationen des Robert-Koch-Instituts nicht notwendig.

    Webasto schließt Stammsitz in Gauting wegen Coronavirus

    Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL hatten die Öffentlichkeit am Dienstagvormittag in einer Pressekonferenz über den ersten Coronavirus-Fall in Deutschland informiert. Der Mann habe sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt, erklärte  Andreas Zapf, Leiter des LGL. Die Behörden seien damit beschäftigt, herauszufinden, mit wem die Mitarbeiter der Firma Webasto Kontakt hatten. Das müsse jetzt "ganz rasch" gehen.

    Derzeit würden etwa Kontaktpersonen in der Firma und der Familie überprüft, sagte der Leiter der Taskforce Infektiologie, Martin Hoch. "Die Zahl kann noch steigen."

    Der 33-Jährige habe an einer Schulung seiner Firma Webasto teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Shanghai teilgenommen habe, hieß es weiter. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der besonders betroffenen Region Wuhan stammen. Sie sei am 23. Januar wieder zurückgeflogen und habe sich auf dem Heimweg krank gefühlt. Sie befindet sich nach Angaben von Webasto ebenfalls in stationärer Behandlung.

    Am Dienstagabend kündigte Webasto an, seinen Stammsitz im Ortsteil Stockdorf der oberbayerischen Gemeinde Gauting wegen der vier infizierten Mitarbeiter bis Sonntag zu schließen. Bis dahin sollen Mitarbeiter der Firmenzentrale auch nicht an nationale und internationale Standorte reisen.

    Schon zuvor hatte das Unternehmen sämtliche Dienstreisen nach China für die nächsten zwei Wochen abgesagt. Die Mitarbeiter wurden darüber hinaus gebeten, Termine mit externen Besuchern in Stockdorf zu verschieben oder auf Telefonkonferenzen auszuweichen. Bei Terminen außer Haus sollen die Mitarbeiter ihren Ansprechpartnern anbieten, bereits ausgemachte Termine zu verschieben oder sie telefonisch abzuhalten.

    Der Landsberger Coronavirus-Fall

    16. Januar: Eine chinesische Mitarbeiterin der Firma Webasto bekommt in Shanghai Besuch von ihren Eltern aus der vom neuen Coronavirus besonders betroffenen Region Wuhan.

    19. bis 23. Januar: Die Chinesin (Alter unbekannt) hält sich im Hauptsitz ihrer Firma in Stockdorf im Landkreis Starnberg auf. 

    21. Januar: Die Frau nimmt an einem Seminar ihrer Firma teil, an dem auch der 33-Jährige aus Landsberg teilnimmt. Sie soll dabei noch keine Symptome gehabt haben.

    23. Januar: Sie fliegt wieder zurück nach China und entwickelt auf dem Rückflug Symptome.

    25./26. Januar: An diesem Wochenende entwickelt der 33-Jährige Symptome, ist krank.

    27. Januar: Der 33-Jährige fühlt sich wieder fit und geht zur Arbeit. Am gleichen Tag bekommt die Firma in Stockdorf die Nachricht von der Coronavirus-Erkrankung ihrer Mitarbeiterin in China. Daraufhin wendet sich der Mitarbeiter an das Tropeninstitut, wo er positiv auf Coronavirus getestet wird. Um 20.30 Uhr erfährt der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, vom ersten bestätigten Coronavirus-Fall in Deutschland. Um kurz vor Mitternacht informiert das Gesundheitsministerium die Öffentlichkeit.

    28. Januar: Am Abend geben die Behörden bekannt, dass nun drei weitere Mitarbeiter der Firma Webasto wegen einer Coronavirus-Erkrankung in Behandlung sind. (AZ, dpa)

    Gesundheitsministerium: Geringes Risiko, sich mit Coronavirus zu infizieren

    Der Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte: "Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der Taskforce Infektiologie des LGL und vom Robert Koch-Institut (RKI) derzeit als gering erachtet."

    Allerdings ist die Art, wie sich der erste Patient in Deutschland infiziert hat, besonders. Die Chinesin, bei der er sich wohl angesteckt hat, hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar noch keine Symptome der Krankheit. "Das ist neu, dass wir das so wissen", sagte Hoch. Die Behörden müssten aber noch mit der Chinesin sprechen, um das zu bestätigen. Bisher waren die Experten davon ausgegangen, dass die Krankheit in der Regel erst ansteckend ist, wenn ein Patient Symptome zeigt. Zudem war der Fall in Landsberg erst die dritte bekannte Coronavirus-Erkrankung, bei der die Ansteckung außerhalb Chinas stattfand. Bisher handelte es sich bei fast allen der rund 50 erfassten Infektionen in Frankreich, den USA, Thailand und anderen asiatischen Ländern um importierte Fälle.

    Mittlerweile sind weltweit mehr als 6000 Infektionen mit dem von China ausgehenden Virus 2019-nCoV bestätigt. Die Zahl der Toten in China stieg auf über mehr als 130 - die meisten davon waren ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen. Das neue Virus stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Maßnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt.

    Gegen das Coronavirus kann man sich nicht mit einer Impfung schützen

    Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome können aber mit Medikamenten abgemildert werden.

    Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome.

    Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003 mit fast 800 Toten sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen November 2002 und Juli 2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht. (jako, dow, zian, axhe, smi mit dpa)

    Hier lesen Sie alle Infos zum Coronavirus - rund um Ansteckung, Symptome, Behandlung.

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