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Würzburg: Vom Kollegen getötet: Polizei-Azubi starb an Kopfschuss

Würzburg

Vom Kollegen getötet: Polizei-Azubi starb an Kopfschuss

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    In der Mainau-Kaserne in Würzburg ist eine Abteilung der bayerischen Bereitschaftspolizei untergebracht. Dort ereignete sich das Unglück am Donnerstagabend.
    In der Mainau-Kaserne in Würzburg ist eine Abteilung der bayerischen Bereitschaftspolizei untergebracht. Dort ereignete sich das Unglück am Donnerstagabend. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Drama bei der Würzburger Bereitschaftspolizei: Zwei junge Polizeischüler machten sich am Donnerstagabend in der Mainau-Kaserne fertig, um Wache zu schieben. Dann fiel im Zimmer der beiden ein Schuss. Die Kugel aus der Dienstpistole des einen Auszubildenden verletzte den anderen tödlich am Kopf. Der Verunglückte war nach Polizei-Angaben 20 Jahre alt, sein Azubi-Kollege ist 19. In der Unterkunft, in der sich das Unglück abspielte, sind insgesamt etwa 700 Polizisten untergebracht, darunter rund 400 Auszubildende.

    Würzburg: Azubi erliegt nach Schuss seinen Verletzungen

    Nachdem die Angehörigen verständigt worden waren, bestätigten am Freitagmorgen Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft den Vorfall. Das Präsidium der Bereitschaftspolizei in Bamberg äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. Zu dieser Behörde gehört die III. Bereitschaftspolizeiabteilung in Würzburg.

    In Würzburg hat ein Polizei-Azubi einen Kollegen erschossen - wohl aus Versehen. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln.
    In Würzburg hat ein Polizei-Azubi einen Kollegen erschossen - wohl aus Versehen. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln. Foto: News5

    In einem der Unterkunftsgebäude soll es „durch einen Beamten zu einer unbeabsichtigten Schussabgabe gekommen“ sein, „die seinen Kollegen erfasste“, heißt es in der Erklärung von Polizeisprecher Michael Zimmer und Boris Raufeisen, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg. Um 21.32 Uhr ging bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken der Notruf aus der Bereitschaftspolizeiabteilung ein.

    Nach ersten Erkenntnissen befanden sich zwei Auszubildende kurz vor ihrem Wachantritt zu zweit in einem Zimmer. Da hörte ein weiterer Beamter einen Schuss. Er schaute nach. Er fand im Zimmer einen seiner beiden Kollegen lebensgefährlich verletzt, den anderen im Schockzustand vor. Unklar ist bisher, ob der Schuss direkt traf oder ob es ein Querschläger war. „Durch den sofort verständigten Rettungsdienst samt Notarzt wurden Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet“, heißt es in der Presseerklärung. „Der ältere der beiden Auszubildenden wurde in eine Klinik eingeliefert, wo er kurz darauf verstarb.“

    Die Polizei bekommt gerade neue Waffen - ist das Unglück deshalb passiert?

    Dies ist schon der zweite Vorfall dieser Art binnen kurzer Zeit. Bereits vor einer Woche hatte sich, ebenfalls in dieser Kaserne, unbeabsichtigt ein Schuss aus der Pistole eines Beamten gelöst. Der Polizist war wohl davon ausgegangen, seine Waffe sei ungeladen. Das Projektil beschädigte eine Bürofensterscheibe im zweiten Obergeschoss. Menschen kamen nicht zu Schaden.

    Der Vorfall fällt in eine Zeit, in der die bayerische Polizei gerade neue Pistolen bekommt. Sie rüstet bis Ende 2019 auf das neue Modell SFP9 von Heckler & Koch um. Bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg hat sie nach Informationen unserer Redaktion schon die seit 1979 eingesetzte P7 von Heckler & Koch ersetzt.

    In die neue Waffe passen statt bisher acht nun 15 Patronen vom Kaliber 9 Millimeter. Neu ist aber vor allem das Handling. Es gibt nicht mehr die sogenannte Handballensicherung oder einen Sicherungshebel. Stattdessen soll der Abzugshebel mit einem stärkeren Widerstand eine versehentliche Schussabgabe vermeiden. Die Griffe lassen sich kleinen beziehungsweise großen Händen anpassen.

    Die ersten Maßnahmen vor Ort übernahmen am Donnerstagabend Beamte der Kripo Würzburg. Die Ermittlungen zu den genauen Umständen führt, wie in solchen Fällen üblich, das Bayerische Landeskriminalamt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg. Es besteht der Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung.

    Wie es zu dem tragischen Vorfall kommen konnte, war zunächst unklar. Polizeisprecher Zimmer sagte: „Das ist einer der zentralen Punkte der Ermittlungen: Was sind die genauen Umstände, die dazu geführt haben, dass es zu dieser nach jetzigem Stand unbeabsichtigten Schussabgabe gekommen ist?“

    Innenminister Herrmann: Unglück passiert wohl wegen falsch entladener Dienstwaffe

    Eine Diskussion um Eingewöhnungsprobleme mit der neuen Dienstpistole – wie einst bei dem Vorgängermodell – käme Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sicher ungelegen. Er beeilte sich am Freitagmorgen zu versichern, der Tod des Polizeischülers gehe vermutlich auf eine falsch entladene Dienstwaffe zurück.

    Die genaue Ursache des tödlichen Vorfalls sei zwar noch nicht aufgeklärt, aber vermutlich habe ein Polizeischüler beim Entladen eine Kugel im Lauf der Waffe vergessen und nur das Magazin entnommen, sagte er am Freitag bei der Begrüßung neuer Polizisten in München. „Das war wahrscheinlich die Ursache.“ An die jungen Polizisten appellierte Herrmann: „Nehmen Sie alles, was Sie in Ihrer Ausbildung zum Entladen Ihrer Waffe gelernt haben, sehr, sehr ernst.“

    „Natürlich sind die anderen Kollegen erheblich betroffen von dem Vorfall“, sagte Polizeisprecher Zimmer. Seitens der Bereitschaftspolizei und des Polizeipräsidiums Unterfranken wurde eine psychologische Betreuung für die Kollegen des Ausbildungsstandortes sowie für die Angehörigen organisiert.

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