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Messerattacke Würzburg: Was bekannt ist

Messerattacke in Würzburg

Was wir zur Messerattacke in Würzburg wissen

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    Mit Blumen und Kerzen wird in Würzburg der Opfer gedacht.
    Mit Blumen und Kerzen wird in Würzburg der Opfer gedacht. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Nach dem tödlichen Messerangriff in Würzburg ist noch nicht klar, ob der Täter psychisch verwirrt handelte oder ein möglicherweise islamistisches Motiv hatte. Bayerns Herrmann sprach am Sonntag von einem "eklatanten Verdacht" auf einen islamistischen Hintergrund - hatte zuvor aber auch betont, dass sich ein mögliches terroristisches Motiv und eine psychische Erkrankung nicht auschließen.

    Bei dem Angriff am späten Freitagnachmittag in der Innenstadt gab es drei Todesopfer und mehrere Verletzte. Der Verdächtige wurde durch einen Polizeischuss gestoppt und festgenommen.

    Messerangriff in Würzburg: Wie lief die Tat ab?

    Offensichtlich ohne jede Vorwarnung greift ein 24-Jähriger am Freitag gegen 17 Uhr in einem Kaufhaus am Barbarossaplatz Menschen mit einem langen Messer an. Das Messer hatte er sich zuvor aus einer Auslage des Kaufhauses genommen. Auch in einer gegenüberliegenden Bank und auf der Straße attackiert er der Polizei zufolge Passanten, die er nach bisherigem Kenntnisstand wohl gar nicht kennt.

    Mutige Passanten drängen den Angreifer in die Oberthürstraße, eine Nebenstraße des Barbarossaplatzes. An der Ecke zur Kolpingstraße trifft die Polizei auf den Somalier. Er wird mit einem Beinschuss außer Gefecht gesetzt. Anschließend wird er gefesselt und abgeführt.

    Bei seiner Attacke tötet der Angreifer drei Frauen (24, 49, 82), drei weitere Frauen verletzt er lebensgefährlich (39, 52, 73). Ein elfjähriges Mädchen und ein 16-jähriger Junge werden ebenfalls lebensgefährlich verletzt. Ein 57-Jähriger und eine 26-Jährige kamen mit leichten Verletzungen davon.

    In Würzburg hat ein Mann Menschen mit einem Messer attackiert.
    In Würzburg hat ein Mann Menschen mit einem Messer attackiert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Was ist über den mutmaßlichen Täter von Würzburg bekannt?

    Der Angreifer ist den Ermittlern zufolge 24 Jahre alt und hat die somalische Staatsbürgerschaft. Er soll 1997 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren sein und kam am 6. Mai 2015 nach Deutschland. Seit dem 4. September 2019 war der Asylbewerber in Würzburg erfasst und erhielt später subsidiären Schutz – er hält sich also legal in

    Im Januar soll er bei einem Streit in einer Obdachlosenunterkunft zu einem Messer gegriffen und es bedrohlich in der Hand gehalten. Das sagte Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwalt Bamberg am Samstag in Würzburg. 

    Worum es bei der Auseinandersetzung im Januar mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte Gründler nicht. Verletzt worden sei niemand. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der Somalier kam zunächst vorübergehend in eine Psychiatrie. Das Verfahren laufe weiter, ein psychiatrisches Gutachten steht demnach noch aus.

    Im Juni soll der 24-Jährige zudem einen Verkehrsteilnehmer in der Würzburger Innenstadt belästigt haben. "Da hat der Beschuldigte ein verstörtes Verhalten mit psychischen Auffälligkeiten gezeigt", sagte Gründler. Der Mann sei erneut in eine Psychiatrie gekommen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden.

    Auf Weisung des Amtsgerichts Würzburg sitzt der Verdächtige in Untersuchungshaft – wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs weiteren Fällen und vorsätzlicher

    Terror, Amoklauf oder etwas anderes: Was ist über das Motiv des Täters von Würzburg bekannt?

    Hinsichtlich dieser Frage gibt es viele Spekulationen und Theorien. Ist der 24-Jährige ein Islamist? Oder psychisch krank und womöglich schuldunfähig? Oder war er nur zeitweise verwirrt? Oder ging er zielgerichtet vor? Wollte er überwiegend Frauen töten? Innenminister Herrmann sagt, es gebe Indizien für einen islamistischen Anschlag. Er stützt dies auf die Aussage eines Zeugen, wonach der Verdächtige bei der Tat "Allahu Akbar" (deutsch: "Gott ist groß") gerufen habe. 

    Dschihadisten und Salafisten benutzen den Ausdruck "Allahu Akbar" oft wie einen Schlachtruf. Damit kapern die Extremisten die zentrale religiöse Formel des Islam, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird.  "Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte", sagte der CSU-Politiker am Sonntagabend im "Bild live"-Talk "Die richtigen Fragen".

    So habe man bei der Durchsuchung der Unterkunft des 24-Jährigen Somaliers einiges gefunden, was auf islamistisches Propagandamaterial hinweisen könnte. Außerdem habe der Verdächtige selbst von seinem "Beitrag zum Dschihad" gesprochen. Man müsse aber jetzt die weiteren Ermittlungen abwarten, vor allem die Auswertung zweier Handys des Mannes.

    Der deutsche Terrorismusforscher Peter Neumann vom King's College London warnte vor einer vorschnellen Bewertung des Motivs. Wichtig sei etwa, wie intensiv und wie lange der Mann sich mit dschihadistischen Inhalten beschäftigt habe, ob er mit anderen hierüber gesprochen habe und in jüngster Zeit ein gesteigertes Interesse daran gehabt habe. "Ob der Attentäter von Würzburg ein "Dschihadist" war, ergibt sich aus den Antworten auf die zwei oben genannten Fragenkomplexe. Kurzum: Wir müssen uns gedulden, denn aufgrund bisheriger Informationen lässt sich die Frage (noch) nicht abschließend beantworten", betonte Neumann auf Twitter.

    Der Pflichtverteidiger des Somaliers, Hanjo Schrepfer, sagte, sein Mandant sei trotz einer Beinschussverletzung als haftfähig eingestuft worden. Nach Gesprächen mit dem 24-Jährigen könne er bisher kein islamistisches Motiv erkennen. "Offiziell hat er sich noch nicht zur Sache eingelassen", sagte Schrepfer.

    In dem Obdachlosenheim, in dem der mutmaßliche Messerangreifer zuletzt lebte, haben die Ermittler Hassbotschaften gefunden. Das sagte der Leitende Kriminaldirektor Armin Kühnert am Samstag. Das Material sei sichergestellt, aber noch nicht ausgewertet worden. Auch Nachrichten auf einem entdeckten Handy müssten noch untersucht werden, was wegen der dabei genutzten Fremdsprache etwas dauere.

    Polizei und Rettungskräfte vor Ort beim Großeinsatz in Würzburg.
    Polizei und Rettungskräfte vor Ort beim Großeinsatz in Würzburg. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Was ist über die Opfer des Messerangriffs in Würzburg bekannt?

    Bei den Opfern der Messerattacke von Würzburg handelt es sich überwiegend um Frauen. Drei davon im Alter von 24, 49 und 82 Jahren sterben in dem Kaufhaus. Sie wohnten in Unterfranken – in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg und in Würzburg selbst. Zudem verletzte der Angreifer drei weitere Frauen (39, 52, 73), ein Mädchen (11) und einen Jugendlichen (16) lebensgefährlich mit dem Messer sowie einen Mann (57) und eine weitere Frau (26) leicht. Die Elfjährige ist die Tochter der getöteten 49-Jährigen. Am Montag erklärte Polizeisprecher Philipp Hümmer, dass keines der Opfer mehr in akuter Lebensgefahr sei. Ob der Messerangreifer gezielt Frauen umbringen wollte, ist unklar. "Die sichergestellten Gegenstände werden ausgewertet", sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes dazu.

    Wie geht es nach dem Messerangriff in Würzburg weiter?

    Die Ermittlungen zu dem Fall übernimmt das bayerische Landeskriminalamt in Zusammenarbeit mit der Generalstaatsanwaltschaft München. Das kündigten der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Würzburg, Armin Kühnert und Würzburgs leitender Oberstaatsanwalt Frank Gosselke am Samstag bei einer Pressekonferenz in Würzburg an. Die Übergabe an die übergeordneten Behörden erfolge, weil es sich um eine "Amoklage" gehandelt habe, erklärte er. Eine mögliche Beteiligung des Generalbundesanwaltes, der für klare Terrorlagen zuständig wäre, wurde nicht erwähnt. 

    Am Sonntagnachmittag gab es im Kiliansdom der Stadt eine Gedenkfeier für die Opfer. Das Gewaltverbrechen habe die Menschen bis ins Mark erschüttert, sagte Würzburgs Bischof Franz Jung am Sonntag. Unter den Teilnehmern waren auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU) und der Präsident der Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. (dpa/tifr/axhe)

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