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Würzburg: Grenzerfahrung auch für Rettungskräfte: "Wir sind tief erschüttert"

Würzburg

Grenzerfahrung auch für Rettungskräfte: "Wir sind tief erschüttert"

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    Etwa 150 Rettungskräfte sorgten sich in Würzburg um die Opfer des Messerangriffs.
    Etwa 150 Rettungskräfte sorgten sich in Würzburg um die Opfer des Messerangriffs. Foto: Carolin Gißibl, dpa

    Am Freitagnachmittag um 17.08 Uhr ging der Notruf in der Integrierten Leitstelle in Würzburg ein: Großeinsatz in der Ein 24-jähriger Mann hatte mehrere Personen in einem Kaufhaus am Barbarossaplatz mit einem Messer niedergestochen, drei Menschen starben, sechs weitere wurden schwer verletzt.

    "Es sind Bilder, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste haben gestern um das Leben der Opfer gekämpft", sagt Paul Justice, Einsatzleiter der Würzburger Rettungskräfte und Geschäftsführer des Zweckverbandes für Rettungsdienst im Telefongespräch mit unserer Redaktion. Er hob die gute Zusammenarbeit zwischen

    Messerattacke in Würzburg: 150 Helfer waren vor Ort

    Als erstes traf die Feuerwehr am Tatort an der Juliuspromenade ein und übernahm mit zwölf Einsatzkräften, einem Rüstwagen sowie einem Einsatzleit- und Löschfahrzeug die Erstversorgung der Verletzten, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Berufsfeuerwehr und der Hilfsorganisationen. Innerhalb weniger Minuten waren insgesamt an die 150 Helferinnen und Helfer der Johanniter, Malteser und des Bayerischen Roten Kreuzes sowie 30 Rettungs- und Krankentransportwagen vor Ort, um die notfallmedizinische Versorgung und den Transport von sechs Schwerst- und zwei Leichtverletzten zu gewährleisten.

    "Zudem sind blitzschnell viele dienstfreie Notärzte sowie ehrenamtlich besetzte Schnell-Einsatz-Gruppen der Hilfsorganisationen an der Einsatzstelle eingetroffen. Die Kapazitäten der Notaufnahmen in den beteiligten Krankenhäusern wurde entsprechend hochgefahren", berichtet Uwe Kinstle, Einsatzleiter der Rettungsdienste.

    Mit Blumen und Kerzen wird der Opfer von Würzburg gedacht.
    Mit Blumen und Kerzen wird der Opfer von Würzburg gedacht. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Zusätzlich wurde in der frühen Phase des Einsatzes an der unteren Juliuspromenade ein Rettungsmittelhalteplatz für Reservekräfte des Rettungsdienstes eingerichtet. Knapp 50 Helfer waren dort mit ihren Fahrzeugen auf Abruf bereitgestellt worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Im Restaurant "Habaneros" am Barbarossaplatz wurde unter der Leitung von Paul Justice eine Betreuungsstelle für Betroffene eingerichtet.

    Augenzeugen standen unter Schock

    Justice berichtet, dass dort etwa 30 Augenzeugen, teils unter Schock stehende Bürger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der umliegenden Geschäfte, von den ökumenischen Notfallseelsorgern, Einsatzkräften der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) sowie der Schnell-Einsatz-Gruppe Betreuung betreut wurden.

    "Für unsere Arbeit ist es bedeutend, die Leute erst einmal reden zu lassen und sie dadurch zu entlasten. Es ist sehr wichtig, den Leuten zu erklären, dass aufgrund dieses einschneidenden Ereignisses, ihre Seele reagiert und diverse Reaktionen vollkommen normal sind. Unsere Aufgabe ist es da zu sein und Ruhe zu vermitteln", wird Ulrich Wagenhäuser, Leiter der PSNV/Notfallseelsorge in der Pressemitteilung zitiert.

    Auch Hausbesuche von Seelsorgern

    Wie Justice berichtet, "haben sich im Laufe des Abends mehrere Personen bei der Integrierten Leitstelle gemeldet, denen es psychisch nicht gut ging". Sie seien von den Einsatzkräften abgeholt und ebenfalls zur Betreuungsstelle ins "Habaneros" gebracht worden. Auch Hausbesuche von Notfallseelsorgern habe es gegeben. 

    Zudem gab es in der Dienststelle der Malteser in der Mainaustraße im Würzburger Ortsteil Zellerau für die unter den tragischen Eindrücken des Einsatzes stehenden Einsatzkräfte eine seelsorgerische Anlaufstelle. Auch wurde eine Notfall-Hotline (Tel. 0800 655 3000) für betroffene Personen eingerichtet. "Am Hörer befindet sich professionelles Personal des Bezirks Unterfranken, welches bei Bedarf mobile Teams entsenden kann", sagt Justice.

    Der Einsatzleiter der Rettungsdienste Uwe Kinstle, zeigte sich durch das Geschehene tief erschüttert und schockiert: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien. Unser Dank gilt der Polizei, der Feuerwehr und den Einsatzkräften aller Hilfsorganisationen. Unser Respekt den Bürgern, die beherzt eingriffen und sich dem Täter stellten. Alle sind bei diesem Einsatz an ihre persönlichen Grenzen gekommen."

    Auf Nachfrage berichtet Justice, dass die Einsatzpläne diesmal deutlich besser funktioniert hätten als beim Axt-Attentat vor fünf Jahren. "Danach haben wir unsere Notfall-Abläufe wissenschaftlich evaluieren lassen. Dadurch konnten wir einiges optimieren", sagt er. Beispielsweise funktioniere der "direkte Draht" zwischen Hilfsorganisationen und Polizei nun noch besser. Auch die Ausstattung der Rettungswägen sei optimiert worden, als Beispiel nennt er Mittel der Blutstillung bei massivem Blutverlust.

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