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Würzburg: Bei dieser Frau wohnte Papst Franziskus in Franken

Würzburg

Bei dieser Frau wohnte Papst Franziskus in Franken

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    Bei dieser Frau wohnte Papst Franziskus in Franken
    Bei dieser Frau wohnte Papst Franziskus in Franken

    Kleine Geste, große Wirkung: Neugierig blickte Papst Franziskus auf die Zeitung aus Würzburg, die ihm in Rom jetzt Pilger aus Unterfranken reichten. Er musterte das Bild einer alten Frau und den Bericht dazu. „Als der Papst in Franken wohnte“, stand über dem Artikel der Volksblatt-Ausgabe vom 5. August dieses Jahres.

    Papst Franziskus erkannte seine ehemalige Vermieterin aus Rothenburg sofort

    Mit einem Lächeln erkannte der Papst die Frau auf dem Foto: „Das ist Frau Pester“, sagte er auf Deutsch zum Würzburger Dompfarrer Jürgen Vorndran, der ihm Bericht und Zeitung reichte. In Frieda Pesters Haus in Rothenburg war 1986 der damals unbekannte argentinische Priester neun Wochen lang Sprachstudent.

    Die Begegnung mit dem Papst war nicht nur für Domkapitular Vorndran – der vor 20 Jahren in Rom geweiht worden war – Höhepunkt seiner einwöchigen Reise. Mit seiner 50-köpfigen Gruppe von Pilgern aus Würzburg, Gramschatz, Bad Neustadt und Aschaffenburg war er auf den Spuren des heiligen Franziskus nach Assisi und Rom gereist.

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    In Rom „erfuhren die Gläubigen viel frischen franziskanischen Geist bei der Generalaudienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz“, erinnert sich Vorndran gegenüber dieser Zeitung. „Der Heilige Vater beeindruckte durch tiefe Bescheidenheit und herzliche Spontaneität.“

    Frieda Pester war nach der Papstwahl eine gefragte Interviewpartnerin

    Dies hatte den einfachen Priester schon vor 27 Jahren in Franken ausgezeichnet. Frieda Pester – die inzwischen in einem Altenheim lebt – war in Rothenburg nach seiner Wahl plötzlich gefragte Interview-Partner in und Zeitzeugin geworden. Vom „Focus“ bis zur Deutschen Presse-Agentur (dpa) interessierten sich viele Journalisten dafür, wie Jorge Mario Bergoglio damals so war.

    Der Artikel von dpa-Korrespondent Klaus Tscharnke gab auch den Lesern dieser Zeitung Antwort auf solche Fragen: 1986 hatte Franziskus die Bescheidenheit an den Tag gelegt, die ihn jetzt als Papst auszeichnet. Der junge Bergoglio bezog damals ein Neun-Quadratmeter-Zimmer im Erdgeschoss des Hauses in der Judengasse in Rothenburg ob der Tauber (Lkr. Ansbach) – mit Außenbad und Gemeinschaftsküche.

    Familie Pester hatte oft Stipendiaten zu Gast

    Für Familie Pester war das nichts Ungewöhnliches. Als Vermieter von zwei Zimmern für Stipendiaten des örtlichen Goethe-Instituts gehörten Gäste aus aller Welt zu ihrem Alltag. „Sehr groß war er, freundlich und sehr angenehm“, sagt Frieda Pester. „Sein Zimmer war ordentlich aufgeräumt.“ Das habe man nicht von allen Goethe-Studenten sagen können. Große Ansprüche hatte Bergoglio damals nicht. Als Erwin Pester dem 49-Jährigen das einfach möblierte Zimmer mit der Bemerkung zeigte, es sei halt nicht sehr groß, habe Bergoglio geantwortet: „Raum ist in der kleinsten Hütte.“ Frieda Pester erinnerte sich auch daran, wie der Priester eine Kerze auf dem Tisch vor dem Fenster entzündete und eine stille Messe abhielt.

    "Unser Bergoglio ist der neue Papst.“

    Für Familie Pester blieb er „unser Bergoglio“. Als ihn das Konklave im Frühjahr auf den Heiligen Stuhl hob, erfuhr es Sohn Walter Pester aus dem Autoradio. Aufgeregt rief er seine Mutter an: „Du, hast du schon gehört, unser Bergoglio ist der neue Papst.“

    Ihre zwei Söhne fanden in einer Bibel ihrer Eltern eine Ansichtskarte, die der Priester seinen früheren Vermietern im Jahr darauf zu Ostern aus Buenos Aires geschickt hatte. In leserlicher Tintenschrift schrieb er da: „Ich erinnere mich gern an die Tage, die ich bei Ihnen verbracht habe. Ich wünsche Ihnen frohe

    Was bewog Vorndran, eine Zeitung nach Rom mitzubringen? „Ich wollte dem Papst eine Freude machen, wenn es zu einer Begegnung kommt“, erzählte der Domkapitular am Donnerstag auf Anfrage. Er wollte nicht Ess- oder Trinkwaren übergeben, die dann vielleicht an Bedürftige oder die Schweizer Garde weitergereicht worden wären. „Ich suchte eine Kleinigkeit, die ihm etwas bedeutet. „Das ist in einer Weise gelungen, wie ich es nicht erwartet hatte.“

    Der Papst sei nahe an die Gruppe aus Unterfranken herangetreten, habe sich mit ihr auf Deutsch unterhalten. Als er den Artikel mit dem Bild aus Rothenburg betrachtete, sei er lächelnd in Gedanken versunken. „Er war für einen Moment ganz weit weg, ganz in Erinnerung“, beschreibt es Vorndran. Gewiss erinnerte er sich an das kleine Haus in der Judengasse, über dessen Tür sich Efeu wie am Dornröschen-Schloss wand.

    Mag sein, dass den Mann, der aus der Armut Argentiniens auszog, um deutsch zu lernen, Rothenburg in seiner Beschaulichkeit ein wenig an Grimms Märchen erinnerte – oder an Hölderlins Gedichte, die er nach eigenen Angaben liebt. Nach ein paar Augenblicken kehrte Franziskus wieder in die römische Gegenwart zurück. Er sprach mit Mitgliedern der Pilgergruppe aus Unterfranken. Am Ende bat er die Eltern des Domkapitulars: „Beten Sie für mich!“

    Frieda Pester sagt heute, er habe sich nicht verändert: Selbst das ein wenig zaghafte Winken vom Balkon des Petersdoms nach seiner Wahl kam ihr vertraut vor – wie damals, wenn er morgens das kleine Haus verließ und sie im Garten arbeitete. Die 89-jährige Protestantin traut ihm zu, dass „er manches umstoßen wird“, sagt sie Journalisten. „Ich kann mir sogar vorstellen, dass er Frauen als Priester zulässt.“

    Domkapitular Vorndran hat sie nach seiner Rückkehr angerufen und ihr erzählt, wie sich der Papst sofort an sie erinnert hatte. „Frau Pester hat sich riesig gefreut.“

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