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Wolfratshauser Brotzeit: Stoiber und Schröder bei Leberkäs und Weißbier vereint

Wolfratshauser Brotzeit

Stoiber und Schröder bei Leberkäs und Weißbier vereint

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    Stoiber und Schröder bei Leberkäs und Weißbier vereint
    Stoiber und Schröder bei Leberkäs und Weißbier vereint Foto: pk cu

    Von Uli Bachmeier Wolfratshausen. Der eine ist schon etwas länger Polit-Pensionär, der andere steht kurz davor, seine Jobs an der Spitze der CSU und des Freistaats abzugeben. Man könnte den privaten Besuch des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) bei Edmund Stoiber also mit einigem Recht als eine Art Rentnertreffen bezeichnen. Doch die beiden Veteranen aus dem scharf geführten Kanzlerwahlkampf des Jahres 2002 sind noch immer Medienstars.

    Vier Kamerateams und gut zwei Dutzend Journalisten haben sich am Samstagmittag vor Stoibers Doppelhaushälfte in der Gartenstraße in Wolfratshausen eingefunden, um einige Minuten Ankunft und einige Minuten Abfahrt zu dokumentieren. Sogar eigens aus Berlin sind Kollegen gekommen. Für dieses Medieninteresse gibt es unter anderem auch einen historischen Grund: Den eigentlich bedeutsamen Termin - das Zusammentreffen von Stoiber mit Angela Merkel beim "Wolfratshauser Frühstück" am 11. Januar 2002 - hatten damals alle Berichterstatter verpasst.

    So gibt eins das andere. Das Private wird öffentlich. Karin Stoiber ("Servus, Herr Bundeskanzler") präsentiert sich noch einmal als charmante Gastgeberin ("Ich hab viel zu viel gekocht"). Die beiden Herren geben sich locker wie selten. Schröder tut überrascht. "Hallo, was macht Ihr denn alle bei einem so harmlosen Mittagessen?", ruft er den Journalisten zu. Dann kokettiert er mit seinem Pensionärsdasein: "Wann kommt unsereiner schon zu einem warmen Essen." Und als ihn Stoiber (in Jeans und ohne Krawatte) vor der Tür begrüßt, geht das Scherzen über die Politrentnerei weiter.

    Stoiber witzelt über seine neue, rein ehrenamtliche Aufgabe als Entbürokratisierungs-Berater der EU: "Das ist ein Null-Dollar-Job." Schröder, der einen gut dotierten Posten bei der Ostsee-Pipeline angenommen hat, kontert: "Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, das kann ich mir nicht leisten."

    Dann geht's ins Haus zu Karin Stoibers überbordendem "bayerischen Buffet". Schweinswürstl gibt's, Fleischpflanzl, Leberkäs und alle möglichen Salate. Hinterher berichtet Stoiber, dass er Schröder zu einem Weißbier überredet habe und dass man die Vergangenheit habe "Revue passieren lassen". Schröder schwärmt über den "wunderbaren Wurstsalat" und versteckt in seiner Lobrede auf die Gastgeber gleich noch eine giftige Bemerkung über Stoibers Nachfolger an der Spitze der CSU. Was jetzt nach ihm komme, das sei "bestenfalls Kreisklasse". Stoiber reagiert peinlich berührt, widerspricht aber nicht.

    Im Bierzelt, bei der 100-Jahr-Feier des SPD Ortsvereins Wolfratshausen, dem eigentlichen Anlass für Schröders Besuch in Bayern, präzisiert der Ex-Kanzler seine Geringschätzung für die möglichen Stoiber-Nachfolger Erwin Huber und Horst Seehofer: "Die Stoibers, und damit meine ich besonders auch seine Frau Karin, das war für die Politik schon Bundesliga - was jetzt kommt, die Seehubers, das ist bestenfalls Kreisklasse."

    Die rund 1000 Genossen im Bierzelt warnt er eindringlich vor einer Demontage von SPD-Chef Kurt Beck: "Wir haben nicht mehr so viele Leute, also schießt mir nicht auf den Klavierspieler, es kann sein, dahinter gibt es keinen mehr." Und er demonstriert so etwas wie parteiübergreifende Solidarität unter Polit-Rentnern. Niemand solle "Steine in den Rücken eines Pensionärs werfen."

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