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Wölfe: Warum der Wolf in Bayern bislang nur ein Einzelgänger ist

Wölfe

Warum der Wolf in Bayern bislang nur ein Einzelgänger ist

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    Auch in Bayern können sich Experten eine Zukunft für den Wolf vorstellen. Doch der Mensch muss es zulassen.
    Auch in Bayern können sich Experten eine Zukunft für den Wolf vorstellen. Doch der Mensch muss es zulassen. Foto: David Ebener (dpa)

    Bei den Wölfen steht Nachwuchs an. Nach der Paarungszeit im späten Winter werden laut dem Bund Naturschutz (BN) im April und Mai nun wieder Welpen erwartet. Eine genaue Prognose über die Anzahl der Welpen sei zwar nicht möglich. Fest steht jedoch: Die Wölfe breiten sich weiterhin aus. Deutschlandweit gibt es aktuell etwa 31 Rudel, von denen die meisten in Sachsen leben, gefolgt von Brandenburg und Niedersachsen. Der Naturschutzbund prognostiziert die Ausbreitung der Wolfspopulation vom Osten in weitere Teile Deutschlands - zwar nicht flächendeckend, aber einem Flickenteppich ähnelnd. Werden sich bei dem steten Nachwuchs auch Wolfsrudel in Bayern ansiedeln?

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    Seit einigen Jahren streifen immer wieder einsame Wölfe durch Bayern. Bei Ulm, Oberstaufen und auch in Niederbayern wurden Tiere beobachtet. Aber diese Wölfe sind lediglich Einzelgänger, sagt Thomas Frey, Regionalreferent des BN: "Die Wölfe, die hier in der Region beobachtet werden, bringen kein Rudel mit sich. Es sind Einzelgänger auf Reviersuche." Warum die Wolfsrudel in Bayern noch nicht sesshaft sind, hat seinen Beobachtungen zufolge einen traurigen Grund: Die Akzeptanz der Menschen ist noch nicht vorhanden; zu oft werden Tiere illegal getötet.

    Trauen sich einzelne Wölfe doch in die Region, sind sie nicht unbedingt nur in bewaldeten Gebieten vorzufinden. Sie sind sehr flexibel und überleben überall, wo sie Nahrung finden können und der Mensch sie leben lässt. Diese Flexibilität birgt für die Tiere auch Gefahren: Immer häufiger nähern sich Wölfe Städten und werden überfahren. Erst im Dezember ereilte dieses Schicksal einen Wolf in Merklingen bei Ulm.

    Wolfspopulation in Bayern hat eine Zukunft - wenn der Mensch will

    Was nicht ist, kann noch werden: Frey hält es tatsächlich für möglich, dass Wölfe es sich in Zukunft im Freistaat gemütlich machen. "Es kann durchaus sein, dass sich Wolfsrudel innerhalb der nächsten Jahre auch in Bayern niederlassen - wenn der Mensch will. Die generelle Akzeptanz der Menschen muss vorhanden sein."

    Doch noch immer wird der Wolf als Bedrohung wahrgenommen. Regelmäßig höre er von illegalen Tötungen der Tiere, so Frey. Und das, obwohl Wölfe in der Europäischen Union den höchsten Schutzstatus genießen. Laut Frey müsse stärker Aufklärung über Gefahren und die Lebensweise der Tiere unter den Menschen betrieben werden, nur dann habe der Wolf auch in Bayern langfristig eine Chance. "Ein gutes Zusammenleben ist möglich", beharrt er.

    Wie gefährlich sind Wölfe für Mensch und Vieh?

    Auch Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München setzt sich für die Tiere ein. Das weithin verbreitete Bild des gemeingefährlichen Wolfs entspricht nicht den Tatsachen, betont er. "Die Gefahr für den Menschen ist gleich null." Zwar wird hin und wieder von verhaltensauffälligen Wölfen berichtet, die sich Menschen nähern. Aber dies sei meist auf Fütterungsversuche des Menschen zurückzuführen. "Von insgesamt 20.000 Wölfen in Europa gibt es etwa vier bis fünf Einzelfälle, in denen ein ungewöhnliches Verhalten gegenüber dem Menschen beobachtet wurde", fasst Hierneis zusammen. Solange ein Wolf nicht provoziert werde, sei er nicht gefährlich.

    10 Fakten zum Wolf

    Ein Wolf wird etwa so groß wie ein ausgewachsener Schäferhund.

    Zu seiner Beute gehören etwa Rehe, Schafe und junge oder kranke Rothirsche. Sie fressen aber hin und wieder auch Aas.

    Wölfe sind extrem anpassungsfähig. Sie leben deshalb in Wäldern, Steppen, Heide- oder Graslandschaften. Sie benötigen lediglich Rückzugsorte, wo sie nicht vom Mensch gestört werden.

    Das Territorium eines Rudels kann mehrere Quadratkilometer groß sein, abhängig vom Nahrungsangebot.

    Die Gefahr, einem tollwütigen Wolf zu begegnen, ist äußerst gering. Deutschland gilt nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als tollwutfrei.

    Wölfe sind für den Menschen in der Regel nicht gefährlich. Selbst in Ländern, in denen viele Tiere leben, gibt es so gut wie keine Zwischenfälle. Natürlich handelt es sich immer noch um ein Wildtier, dem man sich nicht nähern sollte.

    Ein Wolf wird zwischen 10 und 13 Jahre alt. In Gefangenschaft können sie bis zu 16 oder 17 Jahre alt werden.

    In Europa gibt es derzeit zwischen 10.000 und 15.000 Wölfe.

    Rüden werden zwischen 35 und 67 Kilogramm schwer, Weibchen dagegen zwischen 27 und 50 Kilo.

    Der Wolf steht in Deutschland unter Naturschutz.

    Anders hingegen verhält sich der Wolf bei Vieh und besonders bei Schafen. "Schafe sind gefährdet. Nicht im Flachland, aber in den höheren Regionen greifen auch einzelne Wölfe Schafe an. Doch es gibt genügend Hilfsmittel, um seine Herde zu schützen - teilweise sogar mit staatlicher Unterstützung." Ohne diese Hilfsmittel gilt: Je größer die Schafherde, desto besser. Zumindest einsame Wölfe lassen sich davon möglicherweise abschrecken.

    So schützen Sie sich und ihre Tiere

    Christian Hierneis weiß um die Probleme der Landwirte. Er empfiehlt Herdenschutzhunde oder Herdenschutzzäune. Diese Zäune erfüllen bestimmte Auflagen, wie beispielsweise eine Höhe von mindestens 1,60 Metern, damit Wölfe nicht hinüberspringen können. Hierneis denkt auch an die Randgruppen: "Auch für Schafherden, die noch von einer Weide zur nächsten getrieben werden, um zu grasen, gibt es Lösungen. Mittlerweile gibt es mobile Schutzzäune, die man morgens auf- und abends wieder abbauen kann." Idealerweise bauen Schäfer ihren Schützlingen einen Stall, in dem sie die Nacht geschützt verbringen können.

    Für Menschen gelten einfache Regeln: Sollte man einem Wolf begegnen, ist Ruhe angesagt. "Man sollte nicht auf den Wolf zugehen oder gar versuchen ihn zu streicheln. Dadurch fühlt er sich provoziert. Menschen sollten Abstand zu dem Tier halten und ruhig bleiben", so erklärt Hierneis.

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