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Wintermarkt: Rechte Netz-Aktivisten hetzen gegen Flughafen München

Wintermarkt

Rechte Netz-Aktivisten hetzen gegen Flughafen München

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    Rechte Netz-Aktivisten hetzen gegen Flughafen München
    Rechte Netz-Aktivisten hetzen gegen Flughafen München

    Glühwein, Plätzchen, Bratwurst: Der Wintermarkt am Münchner Flughafen ist auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich. Auf den zweiten Blick auch nicht. Rechte Internet-Aktivisten allerdings haben eine anderen Meinung. Sie mokieren sich über den Namen der Veranstaltung.

    Auf der Facebook-Seite der Flughafen München GmbH (FMG) liefen bis zum Montagnachmittag etwa 15.000 wütende Kommentare ein. Ausgelöst wurden die Wut-Meldungen durch den Facebook-Account "Anonymous.Kollektiv". Der hat nichts mit dem bekannten Hacker-Netzwerk zu tun, sondern wettert in deutscher Sprache gegen Flüchtlinge und den Islam.

    Nun haben die Hintermänner der Facebook-Seite ein neues Hass-Objekt entdeckt: den Wintermarkt am Flughafen. Ihr Argument: Die Betreiber würden vor dem Islamismus einknicken und darum den traditionellen Namen Weihnachts- oder Christkindlesmarkt durch das religiös neutrale Wintermarkt ersetzen.

    Wintermarkt: Flughafen muss sich jedes Jahr aufs Neue erklären

    Die Flughafen München GmbH streitet das ab - schon seit Jahren. Denn bereits 2006 hatte der Betreiber den Weihnachts- in Wintermarkt umbenannt. Die Begründung ist so simpel wie schlüssig: Der Markt habe über die Feiertage hinaus geöffnet und sei darum kein klassischer Christkindlesmarkt, dessen Öffnungszeiten sich an der Advents- und Weihnachtszeit orientieren.

    Diese jahrealte Argumentation ignorierte der Fake-Anonymous und prangerte in einem Facebook-Post am Freitagvormittag an, "wie Deutsche im eigenen Land diskriminiert würden". Man solle sich bei der FMG beschweren, so Anonymous.

    Das ist Anonymous

    Anonymous macht seit 2008 immer wieder von sich reden. Was steckt hinter dieser Gruppierung?

    Anonyous ist kein Verein, hat keine festen Strukturen, keine Verwaltung und keine Hierarchieren. Es handelt sich um einen losen Verbund von Internet-Aktivisten, die bei gemeinsamen Aktionen unter dem Sammelnamen Anonymous auftreten.

    Die Wurzeln von Anonymous liegen in der Internetplattform 4chan. Auf diesem sogenannten Imageboard können Nutzer anonym und ohne Anmeldung Bilder und Texte einstellen. Jeder Nutzer, der dort schreibt, bekommt vom System automatisch den Spitznamen Anonymous ("Anonymer") verpasst.

    Etwa ab dem Jahr 2008 verabredeten sich Nutzer von 4chan und ähnlicher Plattformen zu gemeinsamen Online- und Protestaktionen. Dabei kam auch der Begriff "Anonymous" als Begriff für das Kollektiv der Beteiligten auf.

    Die eigentliche Geburtsstunde von Anonymous war der 14. Januar 2008, als ein internes Video der Scientology an die Öffentlichkeit gelangte. Darin schwärmte der US-Schauspieler Tom Cruise über die Organisation. Scientology forderte Youtube auf, das Video zu löschen. Anonymous-Anhänger gingen daraufhin zum Gegenangriff über - und verbreiteten das Video erst recht.

    In den Folgemonaten gab es weltweit Proteste gegen Scientology und deren Versuch der "Zensur" des Internets - über das Netz organisiert von Anonymous-Anhängern.

    Symbol der Anonymous-Bewegung ist seit diesen Tagen die bekannte Maske mit dem Spitzbart, die ursprünglich das Gesicht des britischen Attentäters Guy Fawkes darstellte.

    Ab dem Jahr 2010 wurden unter dem Namen Anonymous mehrfach Cyber-Angriffe auf Firmen, Organisationen, Ermittlungsbehörden und staatliche Einrichtungen durchgeführt.

    Unter dem Namen „Operation Payback“ griffen mutmaßliche Anonymous-Anhänger die Webseiten der Verbände RIAA und IFPI.

    Wenig später wurden über das Internet Visa und Mastercard angegriffen, weil diese den Geldfluss für die Whistleblowing-Plattform WikiLeaks gesperrt hatten.

    Im Februar 2012 wurden in einem international abgestimmten Polizeieinsatz in 15 Städten 25 mutmaßliche Hacker festgenommen, die der Anonymous-Bewegung zugerechnet wurden.

    Dieser Aufforderung folgten etwa 15.000 Nutzer. FMG-Sprecher Ingo Ansprach sprach gegenüber der Süddeutschen Zeitung von einer "Kampagne" und sagte, dass die FMG sich mit "unflätigsten und diskriminierendsten" Kommentaren konfrontiert gesehen habe.

    Die Facebook-Seite des Fake-Anonymous zeigt deutlich, dass der Account nicht die liberale Einstellung des Hacker-Kollektivs vertritt. "Anonymous.Kollektiv" verbreitet verstärkt braunes Gedankengut. Doch durch die mediale Aufmerksamkeit für das echte Hacker-Kollektiv wuchs auch die Zahl der Nutzer des Trittbrettfahrer-Profils. Vor allem nach der medienwirksamen Kriegserklärung der echten Hacker an den IS wuchs die Zahl der Likes auf über 1,4 Millionen auf der rechten Seite. Davon sollen laut Informationen des Handelsblatt alleine in der vergangenen Woche - zum Zeitpunkt der Kriegserklärung also - die Zahl der Likes 500.000 betragen haben. AZ

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