Wilderer haben die Luchsin "Tessa" im Bayerischen Wald vergiftet - und damit nach Ansicht von Naturschützern auch Menschen in Gefahr gebracht. Denn der Rehkadaver mit der hochgiftigen Substanz lag nahe an einer Siedlung.
Luchs "Tessa" wurde vergiftet
Rund drei Wochen nach dem Gift-Tod der Luchskatze hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. "Wir ermitteln wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz", sagte die Leitende Oberstaatsanwältin von Deggendorf, Kunigunde Schwaiberger. Dem Täter drohe eine Geldstrafe oder Haft bis zu drei Jahren. Das Motiv sei unklar. "Die Vermutung geht dahin, dass der Täter wildkundig gewesen sein muss", sagte Schwaiberger. Denn er hatte einen toten Rehbock just an der Kehle und im Bereich des Hinterleibes mit Gift präpariert - dort ist das zarteste Fleisch.
Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung hatten den toten Luchs "Tessa" am 13. März bei Rinchnach (Landkreis Regen) am Rande des Nationalparks gefunden. Die mit Sender ausgestattete Luchsin war vergiftet worden.
Reh mit Gift präpariert
"Die Art, wie das Reh präpariert wurde, war für den Luchs eine Einladung zum Schlemmen", bestätigt der Sprecher der Umweltschutzorganisation WWF, Roland Gramling. Der Köder habe direkt auf den - streng geschützten - Luchs gezielt. "Es muss jemand gewesen sein, der eine Grundahnung hatte."
Hochgiftige Substanz
Die hochgiftige Substanz sei ein Neurotoxin-Kontaktgift und wirke bei bloßer Berührung. Das Gift hätte daher spielende Kinder oder den Förster gefährden können, wenn er das tote Reh angefasst hätte, etwa um es zu untersuchen. "Es war sehr nah an einer Siedlung platziert", sagte Gramling. Der WWF und die Gregor Louisoder Umweltstiftung erhöhten die Belohnung für Hinweise um 10 000 Euro, damit haben die Verbände nun insgesamt 15 000 Euro ausgelobt.
"Blinde und fanatische Abneigung"
"Der Fall Tessa zeigt, dass manche Menschen in blinder und fanatischer Abneigung gegenüber Luchs oder Wolf selbst vor einer Gefährdung von Menschenleben nicht zurückschrecken", warnte Christine Miller, Leiterin des WWF Büros "Große Beutegreifer in Bayern". Die Vergiftung stelle eine neue Eskalationsstufe der Wilderei dar.
Das knapp dreijährige Weibchen hatte mindestens ein Junges. Das etwa zehn Monate alte Jungtier könnte aber schon von der Mutter getrennt unterwegs gewesen sein. Tessa trug wie rund ein halbes Dutzend andere Luchse ein mit GPS und Minisender ausgerüstetes Halsband, über das Mitarbeiter des Nationalparks ihre Wege verfolgten. Die Luchsin hatte besondere Bekanntheit erlangt - der Nationalpark berichtete regelmäßig über ihre Streifzüge. dpa/lby