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Wildbad Kreuth: Margot Käßmann lässt Guttenberg zappeln

Wildbad Kreuth

Margot Käßmann lässt Guttenberg zappeln

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    Die Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Margot Kaessmann, gibt am Mittwoch (05.01.11) waehrend der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth vor einem Kamingespraech ein Interview.
    Die Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Margot Kaessmann, gibt am Mittwoch (05.01.11) waehrend der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth vor einem Kamingespraech ein Interview. Foto: lmb/hs

    Margot Käßmann lässt Karl-Theodor zu Guttenberg zappeln. Aber Horst Seehofer frühstückt mit ihm. Hans-Peter Friedrich bemüht sich, heikle Anspielungen des CSU-Vorsitzenden zu entschärfen. Und Georg Schmid schert aus der Reihe derer aus, die neuerdings nur freundlich über die FDP reden. So weit einige Schlaglichter vom Auftakt der traditionellen Winterklausur der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth.

    Damit aber ist selbstverständlich noch gar nichts darüber gesagt, wie sich die CSU und die Herren an ihrer Spitze vor dem "Schicksalsjahr für Schwarz-Gelb" wirklich fühlen. Die große Schar der Journalisten ist im verschneiten Kreuth darauf angewiesen, Indizien zu deuten. Die schönste Steilvorlage für eine Fortsetzung der Führungsdebatte lieferte CSU-Chef Seehofer selbst. In vielen Telefonaten im Vorfeld der Klausur hatte er die Losung ausgegeben, dass die neueste Umfrage, die die Bayern wieder bei 45 Prozent sieht, einheitlich als "große Manschaftsleistung" zu bewerten sei.

    Gleichzeitig verständigte man sich darauf, Guttenberg nicht noch höher herauszuheben. Es bereite Probleme genug, dass der Verteidigungsminister den Parteichef in der allgemeinen Beliebtheit um Längen überflügle. Alle hielten sich daran. Landesgruppenchef Friedrich und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt vertraten die Generallinie mit großem Ernst. Guttenberg versuchte es mit Humor. "45 Prozent sind eine Teamleistung von vielen lustigen Charakteren", sagte der Minister und schob gleich noch eine schelmische Bemerkung nach: "Morgen werden 90 Prozent mich grauenvoll und 80 Prozent den Markus Söder toll finden."

    Doch dann kam Seehofer. Erst bekräftigte er mit einem dreifachen "Ja", dass er beim Parteitag im Herbst dieses Jahres wieder als Vorsitzender antreten und 2013 auch erneut für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren will. Doch auf das "ja, ja, ja" folgte eine seltsame Anspielung, die den Spekulationen über ihn und den populären Verteidigungsminister neue Nahrung gab. Es sei, so Seehofer, "selbstverständlich in einer Demokratie, dass es auch Auswahl gibt". Einige Journalisten deuteten dies bereits als Ankündigung einer Kampfkandidatur um den Parteivorsitz.

    CSU-Landesgruppenchef Friedrich gab sich viel Mühe, das Thema wieder einzufangen. "Ich bin mir sicher, dass Sie diese Äußerung des Parteivorsitzenden falsch gedeutet haben", sagte Friedrich gestern früh. Mittags beteuerte dann auch Seehofer, dass dazu nun wirklich alles gesagt sei: "Ich habe für den Rest des Jahres nicht mehr vor, diese Debatte zu verlängern." Dass er das Thema selbst befeuert hatte, stieß innerhalb der Landesgruppe nicht auf Verwunderung. "Er ist und bleibt ein Spieler", sagte ein altgedienter Abgeordneter, "mehr ist da nicht, im Moment nicht."

    Über den Auftritt Seehofers hinter verschlossenen Türen wurde Widersprüchliches berichtet. Einige Abgeordnete sagten, er habe sich mit der 45-Prozent-Umfrage im Rücken "sehr selbstbewusst" gegeben. Andere glaubten, eine "gewisse Nervosität" erkannt zu haben. Der Applaus sei gut, aber nicht begeistert ausgefallen. Dass Seehofer "ganz locker und entspannt" mit Guttenberg frühstückte, gilt vielen als klarer Hinweis, dass Spekulationen um eine Kampfkandidatur bisher keine reale Grundlage haben.

    Als "sehr herzlich" wurde das mit Spannung erwartete Kamingespräch mit der früheren Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche, Margot Käßmann, beschrieben. Die streitbare Protestantin habe zwar nichts von ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zurückgenommen. Doch mit ihrem Nein zu einem Beitritt der Türkei zur EU liege sie auf CSU-Linie. In einem Punkt aber gibt es Fortschritte. Ob Käßmann Guttenbergs Einladung nach Afghanistan irgendwann annehmen werde, ließ sie offen.

    Die vorrangige politische Sorge der CSU gilt in Kreuth aber der FDP. Seehofer forderte, sich auf die politischen Gegner außerhalb des "bürgerlichen Lagers" zu konzentrieren. "Die Lage der

    Bereits kommende Woche freilich wird in Kreuth vermutlich wieder ein anderer Ton angeschlagen. Dann trifft sich die Landtagsfraktion der CSU. Und in München läuft es in der Koalition zurzeit nicht rund. Fraktionschef Georg Schmid lieferte schon einen Vorgeschmack. Er forderte: "Die FDP muss verlässlicher und berechenbarer werden." Von Uli Bachmeier

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