Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Oktoberfest: Wiesn-Wechsel: Das „Hippodrom“ ist tot - es lebe der „Marstall“

Oktoberfest

Wiesn-Wechsel: Das „Hippodrom“ ist tot - es lebe der „Marstall“

    • |
    Das Hippodrom-Festzelt verschwindet vom Oktoberfest.
    Das Hippodrom-Festzelt verschwindet vom Oktoberfest. Foto: Felix Hörhager (dpa)

    Das beliebte Festzelt „Hippodrom“ auf der Münchner Wiesn ist Geschichte. Beim nächsten Oktoberfest wird auf dem Platz gleich am Haupteingang zur Festwiese der nagelneue „Marstall“ stehen. Es ist der erste Wechsel eines großen Bierzeltbetreibers seit fast 20 Jahren.

    „Hippodrom“-Festwirt Sepp Krätz durfte nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung nicht weitermachen. Das Rennen um seine Nachfolge machten gestern in nicht-öffentlicher Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Münchner Stadtrats die Wirtsleute Siegfried und Sabine Able.

    Noch einmal hatte sich gestern Vormittag Protest für das traditionsreiche Festzelt formiert. Rund 100 Bedienungen und Kellner demonstrierten auf dem Frühlingsfest für die Rettung des „Hippodrom“.

    Auf ihren Transparenten standen Sprüche wie „Das Hippo darf nicht sterben“ oder „Mia woin unser Hippo b´hoitn“. Praktisch zeitgleich aber beschlossen die Stadträte im Wirtschaftsausschuss das endgültige Aus für das Zelt, das vor allem bei jüngeren Wiesn-Besuchern und prominenten Gästen beliebt war.

    Was verdiente Krätz?

    Der bevorstehende Wechsel sorgte in München schon seit Wochen für Gesprächsstoff. Zum einen war in dem Prozess gegen Sepp Krätz, 59, bekannt geworden, was ein Festwirt eines großen Zeltes am Oktoberfest so verdient.

    Bei Krätz waren es zuletzt angeblich pro Saison über zwei Millionen Euro (vor Steuern). Zum anderen lautete die spannende Frage, wer ihn denn auf der Wiesn beerben wird. Das geheime Vergabeverfahren für die begehrten Lizenzen provoziert immer wieder allerlei Spekulationen.

    Stadt widerspricht Gerüchten

    Das betraf auch den Gewinner der gestrigen Sitzung, Siegfried Able, 50. Dem geschäftstüchtigen Wirt, der in München den See-Biergarten Lerchenau und im Winter den „Eiszauber“ am Stachus betreibt, wurde nachgesagt, dass er sich seiner Sache wohl sehr sicher gewesen sein musste. Schließlich habe er sich, so unkten Boulevardzeitungen, bereits im Dezember 2013 ein zwei Millionen Euro teures Zelt angeschafft und außerdem darauf verzichtet, sich erneut mit seinem Kalbs-Kuchl-Zelt für das Oktoberfest zu bewerben.

    Das Wirtschaftsreferat der Stadt München, das bis Ende April noch vom designierten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geleitet wird, tritt derlei Gerüchten sehr grundsätzlich entgegen. Able habe, so sagte der Pressesprecher des Wirtschaftsreferats, Wolfgang Nickel, eine ausgefeilte Bewerbung vorgelegt.

    Deshalb habe er nach den Regeln des seit 1980 geltenden Bewertungssystems den Zuschlag für den Platz erhalten. „Alles, was drumherum so geschrieben wird, ist hochspekulativ oder sogar frei erfunden“, betonte Nickel gestern auf Nachfrage.

    Auch Krätz' Vorgänger musste wegen Steuerhinterziehung aufhören

    Die Fans des „Hippodrom“, das im Jahr 1902 als Pferdemanege startete und sich später zum Treffpunkt des gehobenen Bürgertums entwickelte, hatten bis zuletzt darauf gehofft, dass der Wirt der Traditionsgaststätte „Spöckmeier“, Lorenz Stiftl, zum Zuge kommt. Er wollte, wie es hieß, das „Hippodrom“ von Sepp Krätz übernehmen und dessen rund 400 Mitarbeiter weiter beschäftigen.

    Den letzten Wirte-Wechsel in einem großen Zelt, der nicht aus Altersgründen vollzogen wurde, gab es 1995 ebenfalls im „Hippodrom“. Damals kam Sepp Krätz zum Zuge, dessen Vorgänger ebenfalls wegen Steuerhinterziehung das Feld räumen musste.

    Krätz hatte vor Gericht Steuerhinterziehung in Höhe von 1,1 Millionen Euro eingeräumt und war deshalb zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten sowie einer Geldbuße in Höhe von 570 000 Euro verurteilt worden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden