Der Schreck bei den Kindern war groß: Gerade als die Skischüler der DJK Leitershofen aus dem Landkreis Augsburg am Sonntagnachmittag zu ihrem Abschlussrennen starten wollten, krachten hintereinander drei Lawinen auf die Piste. Der Vorfall im österreichischen Berwang ging glimpflich aus – Verletzte gab es nicht, elf Personen konnten sich allein aus den Schneemassen befreien. Unfassbare Erleichterung, dass niemand verletzt wurde, war bei den Betroffenen am Sonntag zu spüren. Der Lawinenabgang machte aber deutlich: Der Winter war nach einer kurzen Verschnaufpause mit voller Wucht zurück. In Österreich. In Italien. Und auch in Bayern.
Den ganzen Sonntag über hat es im Süden des Freistaats kräftig geschneit. "Vor allem an den Alpen gibt es örtlich bis zu 30 Zentimeter davon", sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Im Bayerischen Wald und in der Oberpfalz verzeichnete der DWD teilweise bis zu 20 Zentimeter Neuschnee.
Am Montagmorgen hat sich die Lage wieder beruhigt - der Schneefall hat vielerorts aufgehört. Nachdem es am Sonntag in der Region viele Unfälle mit Blechschaden gegeben hatte, kam es am Montag laut Polizei nicht mehr zu größeren Problemen auf den Straßen in Schwaben.
Lawine am Tegelberg erfasst Ehepaar aus Kempten
Am Tegelberg bei Schwangau im Landkreis Ostallgäu ging am Sonntag eine Lawine nieder und erfasste ein Ehepaar aus Kempten. Die 56-Jährige und ihr 52 Jahre alter Mann wurden leicht verletzt und konnten sich selbst befreien. Sie waren auf einem von Skitourengehern genutzten Weg unterwegs, der von der Lawine auf einer Breite von 30 Metern verschüttet wurde.
In den Ammergauer, den Werdenfelser und den Chiemgauer Alpen sowie in den Bayerischen Voralpen stieg die Lawinengefahr mit dem vielen Neuschnee auf die zweithöchste Stufe 4 und galt damit als groß. Für die Allgäuer und die Berchtesgadener Alpen meldete der Lawinenwarndienst Stufe 3 und damit erhebliche Gefahr. Durch das sonnige Wetter könnten sich Lawinen selbst auslösen, oberhalb der Waldgrenze könnten auch Skifahrer große Schneebretter verursachen.
Auch am Montag gibt es noch Lawinengefahr in den Alpen. Der Lawinenwarndienst meldet weiterhin für die gesamten bayerischen Alpen die Stufe drei von fünf. Abseits der Pisten können schon einzelne Skifahrer ein Schneebrett auslösen.
In Traunstein erwischte es am Vormittag das Stallgebäude eines Viehmarktes. Wegen 50 Zentimeter Schnees stürzte nach Polizeiangaben das Dach ein - die Hausmeisterin hörte es noch im Gebälk knacken und rettete sich rechtzeitig. Verletzt wurde niemand, auch nicht die 13 Kühe im Stall. Den Schaden schätzen die Ermittler auf rund 600.000 Euro.
Schnee und Glätte sorgen für Unfälle
Auf den verschneiten und glatten Straßen kam es zu mehreren Unfällen. In Niederbayern verzeichnete die Polizei in der Nacht zum Montag knapp 30 Unfälle. "Es waren überwiegend Blechschäden", sagte ein Sprecher. Auch in der Oberpfalz gab es laut Polizei mehrere Unfälle mit teils hohen Sachschäden. Im Landkreis Cham kam am frühen Morgen ein Mann mit seinem Auto von der glatten Straße ab, es rutschte auf ein Bahngleis. Bei dem Unfall wurde der Fahrer in seinem Auto eingeklemmt. Ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten nach der Bergung in ein Krankenhaus. In den Landkreisen Cham und Regensburg meldete die Polizei zahlreiche umgestürzte Bäume. Auch auf der Autobahn 95 musste die Feuerwehr am Morgen einen umgestürzten Baum beseitigen.
Auf der B17 bei Landsberg kam ein 55-jähriger Audi-Fahrer am Sonntagnachmittag ins Schleudern und prallte in die Leitplanke. Ein 25-jähriger Fahrer kam beim Abbremsen wegen des vorangegangenen Unfalls mit seinem Ford ins Schleudern und prallte ebenfalls in die Leitplanke. Beide Fahrer blieben unverletzt. Die Schadenshöhen belaufen sich auf 25.000 Euro am Audi sowie 2500 Euro am Ford. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten durch Abschleppdienste geborgen werden.
In München musste die Feuerwehr bis Montagmorgen rund 120 Mal ausrücken, weil Äste unter dem schweren Schnee abbrachen. Mehrere Bäume stürzten um und beschädigten geparkte Autos, wie die Einsatzkräfte mitteilten. Verletzte gab es zunächst aber nicht.
Wnterwetter sorgt für Ärger bei Zugreisenden
Auch Zugfahrer hatten im Berufsverkehr mit den Folgen des Winterwetters zu kämpfen. Auf der Strecke der S7 waren bei Icking (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) sowie zwischen Aying und Höhenkirchen-Siegertsbrunn (Landkreis München) Bäume in die Gleise gefallen. Die Bahn richtete Schienenersatzverkehr ein. Auch im Regionalverkehr gab es Verspätungen wegen Weichenstörungen. Bei der Bayerischen Oberlandbahn endeten die Züge Richtung Bayrischzell (Landkreis Miesbach) bereits in Holzkirchen. Busse kamen zum Einsatz.
Winter in Bayern: In München fallen 140 Flüge aus
Am Münchner Flughafen wirbelte der Schnee am Sonntag den Flugplan durcheinander. Von rund 1000 geplanten Starts und Landungen wurden 350 Flüge gestrichen. 170 Verbindungen waren mehr als eine halbe Stunde verspätet.
Auch am Montag sind die Folgen noch spürbar: 140 Flügen am Flughafen München werden annulliert, berichtet der Bayerische Rundfunk. Nach dem Chaos am Sonntag seien viele Flugzeuge und Crews nämlich nicht dort, wo sie eigentlich sein müssten.
Bei der Bahn gibt es durch das Winterwetter noch bei Nürnberg und durch einen Baum in der Oberleitung zwischen Tutzing und Kochel Probleme. In der Region sind allerdings keine Strecken gesperrt.
Schnee und Eis sorgen für Schulausfälle
Durch Schnee und Eis gibt es wie im Januar wieder Schulausfälle in Bayern - allerdings sind nur wenige Landkreise betroffen. Laut bayerischem Kultusministerium fällt in den Landkreisen Kelheim und Landshut sowie in der Stadt Landshut der Unterricht aus. Hier lesen Sie mehr: Wo heute in Bayern der Unterricht entfällt.
Wie wird das Wetter in Bayern im Laufe der Woche?
In den kommenden Tagen soll es in Bayern sonnig, aber frostig werden. "Es setzt sich ein Hochdruckeinfluss durch, der die nächsten drei Tage anhalten wird", sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Am Donnerstag soll ein Tief Regen über den Nordwesten bringen. (sast, sli, dpa)