Die Kripo hat 890 Spuren verfolgt, 120 Männer zu DNA-Tests gebeten, verstärkt Feste und Feiern besucht: Mit hohem Aufwand sucht die Polizei nach einem Unbekannten, der seit dem Juli 2000 mindestens vier junge Frauen im Westallgäu überfallen hat. Hoffnung setzt die Kripo jetzt auf die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Am Mittwoch, 23. September, wird dort ein Beitrag über den „Sextäter vom Bodensee“ ausgestrahlt. „Das ist für uns vielleicht die letzte Chance“, sagt Kurt Kraus, der Chef der Lindauer Kriminalpolizei.
Ein Tunnel auf einem Geh- und Radweg zwischen Lindenberg und Scheidegg – hier hat der Unbekannte in der Nacht zum 12. Juli 2014 zum vorerst letzten Mal zugeschlagen. Das Opfer: eine 17-jährige Schülerin, die der Mann von hinten angriff. Als die junge Frau sich wehrte, ließ der Mann von ihr ab.
"Sextäter vom Bodensee" überfällt junge Frauen auf dem Heimweg
Zumindest seiner DNA nach ist er bei der Polizei kein Unbekannter. Spuren an Kleidung der Opfer und ein Büschel Haare haben ergeben, dass der Täter bereits zuvor mindestens dreimal zugeschlagen hatte. Immer waren seine Opfer junge Frauen. Immer waren sie nachts alleine unterwegs. Immer waren sie zuvor auf einem größeren Fest.
Am 28. Juni 2008 griff der Unbekannte eine 18-Jährige direkt vor der Haustür an. Die junge Frau, die gerade von einer Abiturfeier nach Hause kam, setzte sich heftig gegen den Angreifer zur Wehr und konnte ins Haus fliehen.
DNA des Sexualtäters bekannt: Opfer reißt Vergewaltiger Haare aus
Ein Jahr später der bisher massivste Übergriff: Am späten Abend des 11. Juli 2009 überfiel der Unbekannte eine 15-Jährige, die auf dem Weg von Weiler-Simmerberg in das fünf Kilometer entfernte Lindenberg war. Die Polizei geht in diesem Fall von einer versuchten Vergewaltigung aus. Nur weil die Jugendliche heftige Gegenwehr leistete, ließ der Täter von ihr ab.
Seit dem Überfall ist der Polizei auch klar, dass sie es mit einem Mehrfachtäter zu tun hat. Die 15-Jährige hatte dem Unbekannten ein Büschel Haare ausgerissen, das zu einem Vergleich mit der DNA-Datenbank beim Bundeskriminalamt taugt. Ergebnis: Der Mann hatte bereits am 9. Juli 2000 um 3.30 Uhr beim Kinder- und Heimatfest in Isny eine 28-Jährige hinter einem Weinzelt angegriffen.
Sexualtäter liebt US-amerikanische Fahrzeuge
Die DNA des Täters ist mit den Datenbanken im europäischen Ausland abgeglichen worden – ohne Ergebnis. Auch eine Belohnung in Höhe von 3000 Euro, die die Staatsanwaltschaft ausgesetzt hatte, brachte keine Wende. Das Geld wartet noch immer auf denjenigen, der den entscheidenden Hinweis gibt.
Neben der DNA hat die Polizei noch ein paar Informationen, die zu dem Täter führen könnten. Der Unbekannte war im Jahr 2009 mit größter Wahrscheinlichkeit mit einem roten Auto aus US-amerikanischer Produktion unterwegs, vermutlich ein Pontiac. Das schließt die Polizei aus Zeugenaussagen.
Und noch etwas deutet auf einen Liebhaber von US-amerikanischen Fahrzeugen als Täter hin. Zwei der vier Überfälle, bei denen der Unbekannte DNA-Spuren hinterlassen hatte, fanden an Wochenenden statt, an denen sich die US-Car-Szene in Lindenberg traf. Deshalb war die Polizei beim letzten Treffen dieser Art im Sommer diesen Jahres mit starken zivilen Kräften und Streifen im ganzen Westallgäu unterwegs – aber auch das ohne greifbaren Erfolg.
"Sextäter vom Bodensee" hat gute Ortskenntnisse im Westallgäu
hat Ob der Unbekannte ein Einheimischer ist, ein Urlaubsgast oder sich beruflich immer wieder in der Gegend aufhält, ist unklar. „Alles ist möglich“, sagt Kraus. Sehr wahrscheinlich aber hat der Mann gute Ortskenntnisse. Sowohl die Unterführung, in der er zuletzt zuschlug, als auch der Weg im kleinen Weiler Schreckenmanklitz, wo er die 15-Jährige überfallen hat, sind Fremden kaum bekannt.
Mit Hilfe eines Fallanalytikers hat die Polizei ein Profil des Täters erstellt. Demnach ist der Unbekannte zwischen 35 und 55 Jahre alt, zwischen 170 und 180 Zentimeter groß, von athletischer Statur und höchstwahrscheinlich Arbeiter.
"Aktenzeichen XY ... ungelöst“ wird am 23. September um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.