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Westafrika: Können die Helfer aus der Region das Ebola-Virus einschleppen?

Westafrika

Können die Helfer aus der Region das Ebola-Virus einschleppen?

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    Hilfsgüter werden auf dem Flughafen Köln-Bonn für den Flug in die Ebola-Krisengebiete verladen. Wie wird sichergestellt, dass die Helfer das Virus nicht nach Deutschland bringen?
    Hilfsgüter werden auf dem Flughafen Köln-Bonn für den Flug in die Ebola-Krisengebiete verladen. Wie wird sichergestellt, dass die Helfer das Virus nicht nach Deutschland bringen? Foto: Henning Kaiser (dpa)

    Die Hilfsorganisation Humedica mit Sitz in Kaufbeuren wird am kommenden Montag eine Hilfsmission in das Ebola-Krisenland Liberia starten. Beladen mit 45 Tonnen Hilfsgütern und mit zwei Lufttransportgeschwader 61 aus Penzing Hilfseinsätze.

    Nicht ganz auszuschließen, dass sich die Helfer mit Ebola infizieren

    Bei dem Humedica-Einsatz gehe es weniger um die direkte Behandlung von mit Ebola Infizierten, sondern um logistische Hilfe. Humedica unterstütze eine US-Partnerorganisation dabei, das marode Gesundheitssystem Liberias wieder aufzubauen, so Steffen Richter, Pressesprecher vom Humedica.

    Grundsätzlich würden alle Einsatzkräfte in einem siebentägigen Intensivtraining auf ihre Aufgabe in dem Krisengebiet vorbereitet, erläutert Richter. Zusätzlich erhalten die Helfer ein spezielles "Ebola-Briefing", um sich auf die speziellen Herausforderungen die dieses Virus mit sich bringt, einzustellen.

    So werden die Helfer etwa angehalten, sich in den betroffenen Gebieten zwingend den gängigen Standards zu unterwerfen. Dies betrifft beispielsweise auch Fragen der Desinfektion von Gebrauchsgegenständen, sagt Richter.

    Ansteckung nicht völlig auszuschließen

    Dennoch lässt sich nicht völlig ausschließen, dass sich auch die Helfer trotz höchster Sorgfalt und intensiver Schulung mit dem Virus anstecken. Sei es durch Unachtsamkeit oder durch einen Unfall. Sticht sich etwa ein Helfer mit einer kontaminierten Nadel, ist eine "quarantänemäßige Überwachung" vorgesehen, sagt Professor Thomas Löscher, Direktor der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universitätsklinik München. Meist sei das eine sogenannte "häusliche Quarantäne".

    Die Betroffenen dürften ihr Haus nicht mehr verlassen. In der Regel kümmere sich die örtliche Gesundheitsbehörde um die Überprüfung der Quarantäne und die gesundheitliche Überwachung des Patienten. Über einen Zeitraum von drei Wochen nach möglicher Ansteckung werde sein Gesundheitszustand regelmäßig gecheckt, erläutert Löscher. Erkrankt der Mensch tatsächlich an Ebola, wird er per Spezialtransport in eine der acht Sonderisolierstationen in Deutschland gebracht. Eine davon befindet sich im Krankenhaus München-Schwabing.

    "Dort bleibt der Patient bis er geheilt ist oder stirbt", sagt Löscher. Man muss das so hart sagen, fügt er hinzu. Eines der größten Probleme der betroffenen Länder sei ja gerade, dass die Ebola-Infizierten aus den Krankenhäusern flüchten oder von Angehörigen versteckt werden.

    Kein wirksames Medikament gegen Ebola

    Die Ebola-Epidemie - Von ersten Fällen zu geschlossenen Grenzen

    23. März: Im westafrikanischen Guinea sind laut einem Radiobericht etwa 60 Menschen an Ebola gestorben, es gibt fast 100 Infizierte. Rückblickend gehen Experten davon aus, dass es schon im Dezember 2013 erste Erkrankungen in der Region gab.

    25. März: Die Krankheit wird auch im Nachbarland Liberia nachgewiesen, mindestens fünf Menschen sind bereits gestorben.

    26. März: Die Behörden in Guinea verbieten den Verkauf und Verzehr von Wildtieren, da diese als mögliche Überträger des Erregers gelten.

    31. März: Die Epidemie breitet sich in beiden Ländern weiter aus. Der Senegal hat vorsorglich seine Landesgrenzen zu Guinea geschlossen.

    10. April: Die Regierung in Liberia kündigt eine strafrechtliche Verfolgung an, wenn sich Menschen den Gesundheitsbehörden entziehen.

    26. Mai: Nach WHO-Angaben sterben fünf Menschen in Sierra Leone. Das Land schließt daraufhin seine Grenzen.

    23. Juni: Der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden in den drei Ländern an mehr als 60 Orten Ebola-Patienten ausfindig gemacht. Experten warnen, die Epidemie sei außer Kontrolle geraten.

    2. Juli: Zahlreiche westafrikanische Gesundheitsminister und Experten treffen sich in Ghana zu einer Krisensitzung. Sie einigen sich auf eine länderübergreifende Strategie und ein Maßnahmenpaket. Dazu gehören Aufklärungskampagnen und ein WHO-Kontrollzentrum in Guinea.

    10. Juli: Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas einigt sich auf die Einrichtung eines Solidaritätsfonds.

    21. Juli: Die Vereinten Nationen warnen die Menschen in den Ebola- Regionen vor dem Verzehr von Flughunden und anderen Wildtieren.

    26. Juli: Nach dem Tod eines Ebola-Kranken in Nigeria versetzt das Land seine Sicherheitskräfte an Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen in höchste Alarmbereitschaft.

    28. Juli: Liberia kündigt an, alle Grenzen zu den Nachbarstaaten zu schließen - bis auf zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen Ein- und Ausreisende auf das Virus getestet werden sollen.

    29. Juli: In einer Klinik seines Landes stirbt der angesehene Arzt Sheik Umar Khan aus Sierra Leone, der sich im Kampf gegen die Seuche selbst angesteckt hatte.

    30. Juli: In Liberia wird die Schließung aller Schulen angeordnet.

    31. Juli: Auch Sierra Leone erklärt den nationalen Notstand. Laut Wissenschaftlern geht die Epidemie wohl auf Flughunde zurück. Die WHO plant ein 100-Millionen-Dollar-Programm für den Kampf gegen Ebola.

    1. August: Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Für die drei Länder hatten die USA zuvor schon eine Reisewarnung herausgegeben.

    4. August: Ebola erreicht Nigeria - ein Arzt ist nach offiziellen Angaben mit dem Virus infiziert. Die Weltbank sagt von Ebola betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar zu.

    5. August: Experten reagieren zurückhaltend auf Meldungen über eine vermeintlich erfolgreiche Behandlung eines erkrankten US-Arztes mit dem experimentellen Mittel «ZMapp». Er war zuvor zur Behandlung in die USA zurückgeflogen worden.

    6. August: Ein möglicherweise infizierter Patient stirbt in Saudi- Arabien, nachdem er laut Gesundheitsministerium in Sierra Leone war. US-Präsident Barack Obama verspricht Hilfen bei der Ebola-Bekämpfung. Liberia verhängt einen dreimonatigen Ausnahmezustand.

    7. August: Die spanische Regierung bringt erstmals in der aktuellen Epidemie einen infizierten Staatsbürger nach Europa.

    8. August: Die WHO erklärt die Ebola-Epidemie in Westafrika zum Internationalen Gesundheitsnotfall. Die WHO kann nun völkerrechtlich verbindliche Vorschriften zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. In Nigeria wird der nationale Notstand ausgerufen.

    9. August: Laut Angaben von Experten stelle die Ebola-Epidemie keine Gefahr für Deutschland dar. In Nigeria wurden zwei neue Ebola-Fälle bestätigt.

    19. August: Die Zahl der Ebola-Toten ist auf 1.229 Opfer gestiegen.

    24. August: Die Epidemie weitet sich aus - erste Fälle im Kongo.

    29. August: Jetzt ist auch Senegal von dem Ebola-Virus betroffen.

    05. September: Laut der WHO ist die Zahl der Ebola-Toten auf 2.000 gestiegen.

    10. September: Besonders schlimm ist die Lage in Liberia. Dort verbreitet sich der Virus rasend. Mit 2046 Patienten in Liberia ist das knapp die Hälfte der gemeldeten Ebola-Infizierten.

    25. September: Zahl der Ebola-Toten in Westafrika ist auf fast 3000 gestiegen. 1,2 Millionen Menschen sind unter Quarantäne gestellt.

    2. Oktober: In Westafrika werden weniger Ebola-Neuerkrankungen gemeldet

    11. Oktober: Im Kampf gegen Ebola stellt die internationale Gemeinschaft laut Uno zu wenig Geld bereit

    17. Oktober: Im Senegal wurde der Ausbruch für beendet erklärt.

    18. Oktober: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der Toten auf mindestens 4555 gestiegen.

    20. Oktober: Auch Nigeria erklärt Ebola-Ausbruch für beendet.

    23. Oktober: Der Ebola Verdacht bei einem Mann in Oberhausen hat sich nicht bestätigt.

    28. Oktober: In der Schweiz testen 120 Freiwillige einen Ebola-Impfstoff.

    9. November: Nach Angaben der WHO gibt es weltweit 14.098 Ebola-Erkrankungsfälle und bereits 5.160 Todesfälle

    13. November: Liberia hat den wegen der Ebola-Seuche verhängten Notstand wieder aufgehoben.

    Die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sei die wichtigste Aufgabe im Kampf gegen Ebola. Denn ein wirksames Medikament oder eine Impfung gegen den Ebola-Virus gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Sterblichkeit liege bei Ebola vor allem bei älteren und geschwächten Menschen sehr hoch. Aber auch bei jungen Menschen bewegt sie sich noch um die 50 Prozent. Von inneren Blutungen bis zu Organversagen, Herz- und Kreislaufstillstand, Hirnentzündungen oder sich anschließenden bakteriellen Infektionen sterben die Menschen an den verschiedensten Folgen der Virusinfektion.

    Die Behandlungsmöglichkeiten in den Industrieländern seien natürlich besser als in den westafrikanischen Entwicklungsländern, sagt Löscher. Wenn es wegen der starken inneren und äußeren Blutungen erforderlich sei, erhielten die Betroffenen Bluttransfusionen. Mit Infusionen wird versucht, den Kreislauf stabil zu halten. Dazu können Medikamente zur Fiebersenkung oder Bekämpfung zusätzlicher bakterieller Infektionen, etwa Lungenentzündungen, verabreicht werden.

    Keine Überwachuung nach der Rückkehr

    Die Helfer, die in den Ebola-Krisengebieten im Einsatz sind, werden aber nicht automatisch überwacht, wenn sie gesund zurückkehren. Allerdings werden sie instruiert, innerhalb der folgenden drei Wochen nach ihrer Rückkehr sich beim kleinsten Anzeichen einer Erkrankung, und sei es der leiseste Verdacht auf eine Erkältung, sofort ärztlich untersuchen zu lassen.

    Ergibt sich dabei ein begründeter Verdacht, wird der Patient auf einer Isolierstation weiterbehandelt, erklärt Löscher. Bestätigt sich eine Ebola-Erkrankung, werden die  Gesundheitsbehörden  informiert und alle Menschen, die mit dem Erkrankten direkten Kontakt hatten, werden dann ausfindig gemacht und drei Wochen lang überwacht.

    Gefahr sehr gering

    Die Ansteckungsgefahr ist jedoch nicht so groß, da sich der Erreger nicht über die Luft verbreitet, sondern nur durch engen Kontakt mit einem Infizierten. Die Gefahr, dass die freiwilligen Helfer das Ebola-Virus nach Deutschland einschleppen, erachtet Martina Jung, Pressesprecherin des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, für sehr gering ein: "Das ist professionelles medizinisches Personal. Die wissen, wie man sich verhalten muss - schon aus Eigeninteresse."

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