Dann zeigt sich der Feldherr - einer der Protagonisten des Dreißigjährigen Krieges - und sein riesiges Heer, mit dem er für vier Monate in die freie Reichsstadt gezogen ist. Die Bevölkerung empfand den Aufenthalt Wallensteins als eine Art Atempause in den Kriegswirren. "Dieweilen der Herzig in der Stadt gelegen, ist Glückh und Heill gewest", formulierte der damalige Stadtchronist Sebastian Dochtermann. Das Glück und Heil bestand unter anderem darin, dass Wallenstein dem Volk weniger abpresste als andere militärische Führer.
Der Feldherr stiftete sogar Geld für ein Spital und gab 500 Gulden für die Armen. "Das hat ungefähr 70 Ochsen entsprochen", sagt Josef Charvat, ein vielbeschäftigter Mann im Memminger Wallenstein-Jahr 2008. Denn er ist der künstlerische Leiter des Spektakulums - und das seit mehr als 20 Jahren. Eine Sisyphusarbeit, die dem 64-Jährigen Freude bereitet. Schon jetzt leitet er beinahe täglich Proben: Heute geht es um die Theateraufführung auf dem Marktplatz - mit annähernd 500 Darstellern und 38 Sprechrollen das Herzstück der Historischen Woche.
Und morgen schon kümmert er sich darum, dass alles detailgetreu zugeht in den Lagern, die an der alten Stadtmauer aufgeschlagen werden. "Die Menschen müssen sich in die Vergangenheit hineindenken und hineinspielen", sagt Charvat über die Arbeit mit den Laien, die er dirigiert. Nicht nur die Kleidung sei eine andere gewesen - auch das Benehmen oder der Gang. Der Regisseur gibt ein Beispiel: "Wie ein Hut richtig geschwenkt wird, das muss gezeigt, das muss geübt werden."
Die Liebe zur Detailtreue hat weit über die Region hinaus für Respekt gesorgt. Mehrere hunderttausend Besucher werden vom 26. Juli bis 3. August in der Stadt erwartet. Sie treffen auf rund 4000 Memminger, die die Geschichte ihrer Stadt und die bittere Zeit für die Menschen im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) lebendig werden lassen. "Wenn 300 Pferde mit den Hufen scharren und sich die Männer die Bärte wachsen lassen, dann ist es wieder soweit", sagte gestern Fischertags-Vereinschef Dieter Zinth bei der Präsentation der Wallenstein-Festwoche 2008 (Etat: etwa 600 000 Euro) im Rathaus. Und Oberbürgermeister Ivo Holzinger lobte "eine der erfolgreichsten Bürgerinitiativen" Memmingens.
Informationen und Eintrittskarte für die Historische Festwoche (27. Juli bis 3. August 2008) im Internet unter www.wallenstein-mm.de