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Corona-Unterricht: Weniger Stoff, weil Faschingsferien ausfallen: Strafen für Schulen?

Corona-Unterricht

Weniger Stoff, weil Faschingsferien ausfallen: Strafen für Schulen?

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    Lehrer und Schulamts-Mitarbeiter sollen ganz genau hinschauen, wie der Unterricht diese Woche läuft.
    Lehrer und Schulamts-Mitarbeiter sollen ganz genau hinschauen, wie der Unterricht diese Woche läuft. Foto: Marijan Murat, dpa

    Eigentlich hätten die 1,65 Millionen Schüler in Bayern jetzt Faschingsferien. Doch weil Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sie gestrichen hat, um versäumten Stoff wieder aufzuholen, wollen einige Schulleiter diese Woche locker angehen. Wie unsere Redaktion erfuhr, möchten sie Schülern und Lehrern trotzdem eine Verschnaufpause gönnen, indem sie den Stoff reduzieren.

    Jetzt ist jedoch ein Schreiben der Regierung von Oberbayern aufgetaucht, das Schulverantwortliche in die Pflicht nimmt, Schulen und Lehrer zu melden, die sich in der Faschingswoche auf „Unterricht light“ beschränken. Das Dokument, das unserer Redaktion vorliegt, ging wohl vorwiegend an Schulämter. Deren Mitarbeiter werden gebeten, die „zuständigen Referenten“ an der Regierung über Fälle von „Unterricht light“ zu informieren – „insbesondere, wenn aufgrund der Vorgänge spezielle Problemlagen entstehen“. Der Signatur zufolge stammt das Schreiben direkt aus der Schulaufsicht der oberbayerischen Regierung. Was den Schulen droht und welche „speziellen Problemlagen“ gemeint sind, darauf geht der Absender nicht genauer ein.

    Absage der Faschingsferien erzürnt die Opposition

    Die SPD-Bildungsexpertin Simone Strohmayr macht die „Aufforderung zum Petzen“ sprachlos: „Wenn diese Anordnung ursprünglich vom Ministerium stammt, ist das ein Skandal.“ Sie kritisiert generell, dass die Ferien abgesagt sind. "Die Ferien hätten für individuelle Förderung genutzt werden können. Stattdessen fährt der Minister jetzt diesen knallharten Kurs. Das ist unverständlich."

    Max Deisenhofer, Bildungsexperte der Grünen, sagt Ähnliches: „Autoritäres Säbelrasseln aus München ist das letzte, was Bayerns Schulen jetzt brauchen. Die Söder-Idee, die Faschingsferien ersatzlos zu streichen, war einfach Bockmist. “ Dass den Schulen, die diese Woche etwas entspannter angehen lassen wollen, nun mit der Schulaufsicht gedroht werde, sei "ein weiterer Beweis für die Entfernung und Entfremdung des Kultusministers von der Schulfamilie“.

    Die Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage unserer Redaktion legt nahe, dass direkt aus dem Ministerium keine konkreten Vorgaben gemacht werden, wie in der Faschingswoche Unterricht aussehen soll. Angesprochen auf den Distanzunterricht diese Woche betont ein Sprecher des Bildungsministers: „Wie immer erfolgt die konkrete pädagogische Ausgestaltung durch die Schule vor Ort innerhalb des Rahmenkonzepts für den Distanzunterricht.“ Heißt: Den Schulen bleibt ein Spielraum bei der Entscheidung, wie viel Stoff sie durchnehmen. Wie weit sie ihn ausdehnen dürfen, lässt sich aus der Antwort nicht ablesen. Aber: „Hinweisen auf fehlende Unterrichtsangebote an einzelnen Schulen würde die jeweilige Schulaufsicht nachgehen.“

    Was macht die Schulaufsicht eigentlich?

    Die Schulaufsichtsbehörde übernimmt laut Gesetz, wie der Name schon sagt, unter anderem „die Aufsicht über die inneren und äußeren Schulverhältnisse sowie über die Schulleitung und das pädagogische Personal“. Sie entscheidet unter anderem, ob gegen Lehrer Disziplinarmaßnahmen verhängt werden.

    Es ist nicht das erste Mal, dass das Kultusministerium Spekulationen über Disziplinierungs-Hinweise gegenüber Lehrern zurückweisen muss. Erst Mitte Dezember hatten Lehrer berichtet, dass Mitarbeiter aus dem Büro eines Ministerialbeauftragten sie aufgefordert hätten, sich in sozialen Medien nicht mehr kritisch zu äußern. Auch diesem Vorwurf widersprach das Ministerium.

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