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Weihnachten: Familienereignis: Den Christbaum einfach selber schlagen

Weihnachten

Familienereignis: Den Christbaum einfach selber schlagen

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    Christbäume zum selberschlagen: Georg von Hundt in seinem Forts bei Unterweikertshofen/Erdweg.
    Christbäume zum selberschlagen: Georg von Hundt in seinem Forts bei Unterweikertshofen/Erdweg. Foto: Ulrich Wagner

    Die Kinder sind seine besten Kunden, sagt Georg Graf von Hundt. Jetzt vor Weihnachten herrscht Hochbetrieb auf Schloss Unterweikertshofen (Kreis Dachau). Es fährt wieder der „Christbaum-Express“ in den beleuchteten Winterwald. „Selbst aussuchen, selbst fällen“, heißt die Devise. Mit dem Traktor fahren die Kunden – Groß und Klein – zehn Minuten aus dem Ort hinaus zur Plantage. Die Logistik ist perfekt, muss sie auch sein. Schließlich kommen je nach Wetter 1000 Leute und mehr. „Es ist ein Familien-Event.“

    Verletzt hat sich noch niemand

    Draußen angekommen gibt es eine Säge in die Hand. Es kommen schon mal Leute mit einem Beil. Davon rät von Hundt dringend ab. Das ist zu gefährlich. Die Säge ist da schon das bessere Werkzeug, sagt der 40-Jährige. Verletzt hat sich bei ihm noch niemand. Jetzt können sich die Kunden in aller Ruhe umschauen, durch die Reihen streifen und „ihren“ Christbaum auswählen. Kinder haben ihre große Freude daran, erzählt von Hundt. Oft suchten sie sich gruselige Bäume aus, die urig und bucklig gewachsen sind, zwei oder drei Gipfel haben. Die Kinder sind Stunden beschäftigt, flitzen im Gelände herum, sind am Abend voller Dreck. „Es ist ein schöner Tag in der Natur.“ Rutschen oder Schaukeln gibt es nicht. Dafür ein Lagerfeuer, wo man Würste grillen kann.

    Bis Weihnachten fährt der „Christbaum-Express“ nun jeden Freitag, Samstag und Sonntag. Viele Leute kommen gerne, wenn es dunkel ist, sagt von Hundt. Dann sorgt das Technische Hilfswerk für etwas Licht. Mit der Taschenlampe auf Christbaumpirsch zu gehen, das hat ein bisschen was von Abenteuer.

    Den Christbaum selber zu schlagen liegt im Trend. Auch auf Gut Mergenthau bei Kissing (Kreis Aichach-Friedberg) können sich Familien ihre Nordmanntanne in der Plantage aussuchen. Ein frischer Baum sei den Leuten das Liebste, sagt Senior-Chefin Barbara Ehnle.

    Lange Transportwege belasten das Klima

    Mittlerweile stammen fast alle Christbäume aus Kulturen. Vor allem Billigware werde aus dem Ausland importiert, sagt Ralf Straußberger, Waldreferent des Bund Naturschutz in Bayern. Die langen Transportwege belasteten das Klima. Und er sieht noch ein Problem: In Plantagen werde oft mit Unkrautvernichtungsmitteln, Pestiziden und Kunstdünger gearbeitet. Er bezieht sich auf stichprobenartige Untersuchungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) aus dem vergangenen Jahr. Mehr als jeder dritte Baum enthielt Rückstände. Teilweise wurden sogar längst verbotene Mittel, wie Atrazin, nachgewiesen. „Auch wenn die festgestellten Belastungen als nicht akut gesundheitsschädlich einzustufen sind, können giftige Pestizidrückstände insbesondere in kleinen, beheizten Räumen an die Umgebung abgegeben werden.“ Deshalb Straußbergers Rat: Verbraucher sollten auf die regionale Herkunft achten und darauf, dass der Christbaum fürs Wohnzimmer „umweltgerecht ohne Gifte produziert wurde“.

    Spezielle Schafe beweiden die Plantagen

    Gras und Unkraut zwischen den Bäumchen kann in den Plantagen mechanisch bekämpft oder mit einer speziellen Schafrasse beweidet werden. Laut Straußberger setzen auch immer mehr Biobauern auf den Christbaumverkauf.

    Im nächsten Winter möchte die Stadt Neusäß (Kreis Augsburg) ins Christbaumgeschäft einsteigen, sagt Benjamin Schröter von der Stadt Neusäß. Hier kommt der Baum dann wie früher üblich wieder aus dem Wald. Hinter der Idee steckt unter anderem ein praktischer Grund. „Der Wald braucht Pflege und der Einsatz von Firmen kostet Geld.“ Und noch ein Vorteil: Die Stadt kann den Familien etwas bieten – ein Erlebnis in der Natur.

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