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Wassertrüdingen: Warum Menschen aus der Region bei "Tough Mudder" antreten

Wassertrüdingen

Warum Menschen aus der Region bei "Tough Mudder" antreten

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    Teamwork ist alles - nur mit Hilfe der anderen kommen die Teilnehmer über die Hindernisse beim Tough Mudder.
    Teamwork ist alles - nur mit Hilfe der anderen kommen die Teilnehmer über die Hindernisse beim Tough Mudder. Foto: Peter Steffen, dpa (Archivfoto)

    Mal ganz ehrlich: Wer von uns würde durch Eiswasser tauchen, durch Schlammpfützen kriechen, eine steile Rampe hochrennen und sich von Elektroschocks malträtieren lassen? Und das auch noch ganz freiwillig in seiner Freizeit? Dafür müsste man schon ein bisschen verrückt sein. "Stimmt", bestätigt Heike Lohmüller energisch, "wer so ein Hobby hat, der ist einfach ein bisschen plemplem in der Birne."

    Heike Lohmüller weiß, wovon sie spricht. Denn sie selbst hat schon dreimal an so einem extremen Hindernislauf teilgenommen, wo sie all das aushalten und überwinden musste. Am 14. und 15. September wird sie das vierte Mal an der Startlinie stehen. Dann findet "Tough Mudder Süddeutschland 2019" in Wassertrüdingen statt.

    Viele Teilnehmer gehen bei Tough Mudder an körperliche und psychische Grenzen

    Tough Mudder - das heißt auf Deutsch so viel wie zäher Schlamm - ist ein Rennen, bei dem verschiedene Hindernisse überwunden werden müssen. Und die haben es in sich. Die Teilnehmer müssen sich zum Beispiel an Sprossen über Wassergräben hangeln, Mauern überklettern, Baumstämme tragen und unter Stromzäunen durchrobben. "Da gehen viele an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Man muss an vielen Stellen seine Ängste überwinden."

    Für Heike Lohmüller aus Daiting im Landkreis Donau-Ries ist das alles aber zweitrangig. "Du startest als Gruppe, trittst bei jedem Hindernis zusammen an und jeder hilft sich gegenseitig. Es geht um das Gemeinschaftsgefühl. Alle helfen zusammen, jeder reicht dir seine Hand, um dich zu unterstützen. Und du reichst deine Hand zurück." Bei Tough Mudder gehe es auch nicht darum, zu gewinnen oder eine bestimmte Zeitmarke zu knacken. Es gehe allein darum, ins Ziel zu kommen.

    Auch wenn einem bei dem ein oder anderen Hindernis die Kräfte oder der Mut verlassen, kann man auf die Unterstützung der anderen Teilnehmer zählen, sagt Heike Lohmüller. "Sie feuern dich an, das motiviert dich unheimlich, wenn du einmal Angst hast. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn du es am Schluss dann doch geschafft hast. Das gibt einem so viel Selbstbewusstsein."

    Es geht darum, dass man an sich glaubt und sich etwas zutraut

    Heike Lohmüller tritt bei jedem Rennen mit einer Gruppe an. Sie tragen alle die gleichen hellgrünen T-Shirt. "Doch ich bin immer mit Abstand die Älteste mit meinen 51 Jahren. Die anderen sind meist eher so unter 30 bis 30 Jahre alt." Deshalb trainiert Lohmüller vor den Rennen umso härter. Seit Mai geht sie alle zwei Tage intensiv joggen. "Ich will mir nicht die Blöße geben. Die anderen sollen nicht dauernd auf mich warten." Trotzdem komme es nach der Erfahrung von

    Heike Lohmüller aus Daiting im Landkreis Donau-Ries (zweite von links) tritt Mitte September zum vierten Mal bei Tough Mudder an.
    Heike Lohmüller aus Daiting im Landkreis Donau-Ries (zweite von links) tritt Mitte September zum vierten Mal bei Tough Mudder an. Foto: Tough Mudder

    Genau so sieht das auch Andreas Rebel aus Augsburg. Der 29-Jährige hat schon sechs Mal bei einem Tough-Mudder-Event mitgemacht. Am 14. und 15. September geht er gleich an zwei Tagen hintereinander an den Start. "Für mich ist das eine Art Selbstcheck, wie fit ich noch bin." Meistens tritt Rebel in einem Team mit acht weiteren Freunden und Bekannten an. "Wir bleiben als Gruppe immer zusammen und kommen nur gemeinsam an. Das ist unser Ziel." Bei den Hindernissen gibt es für ihn solche und solche. "Die einen sind der blanke Horror. Da musst du durch Elektroschocks und Eiswasser. Am besten gefallen mir die, wo du nur als Team durchkommst." Da Rebel zum siebten Mal am Tough Mudder teilnimmt, hat er bei manchen Hindernissen schon Routine und eine Technik entwickelt. "Ich weiß manchmal, welche Strategie am besten klappt. Und das kann ich an meine Mitstreiter weitergeben."

    Tough Mudder: Große Plackerei, großer Spaß

    Andreas Rebel treibt regelmäßig Sport, ein besonderes Trainingsprogramm in den Wochen vor den Rennen hat er aber nicht. "Mein Kumpel und ich nehmen es uns jedes Jahr vor, aber irgendwie wird das nie etwas." Und er sagt: Wer mit seiner Gruppe an den Start geht, muss auch gar nicht so sportlich sein. "Es dauert eben so lange wie es dauert. Aber das Gemeinschaftserlebnis ist so viel mehr wert."

    Das Gleiche erzählt auch Manuel, der nur seinen Vornamen nennt, ansonsten aber anonym bleiben will. Er hat schon vier Mal bei Tough Mudder mitgemacht und vier Stirnbänder gesammelt. Die bekommen die Teilnehmer, wenn sie im Ziel angekommen sind. "Beim ersten Mal gibt es ein orangenes Stirnband für alle Absolventen. Bei der zweiten Teilnahme gibt es ein grünes Stirnband, bei der dritten ein blaues." Manuel gefällt am besten, dass es bei Tough Mudder nicht um die Konkurrenz zwischen den Läufern geht. "Bei einem normalen Wettlauf zählt nur die Zeit und Platzierung. Das ist hier nicht gefragt. Und das macht den Hindernislauf besonders." Das Ziel sei vor allem der Spaß. Jeder, der das Finish erreiche, sei ein Gewinner. "Auch wenn es nach einer großen Plackerei aussieht, kommt man aus dem Lachen kaum mehr raus."

    Auch nach dem Rennen gibt es einiges, worüber man sich amüsieren kann. Manuel erzählt: "Nach dem Lauf hat man Dreck an Stellen, die man vorher nicht mal kannte." Vor Ort könne man sich in der Regel vom gröbsten Schlamm mit einer eiskalten Dusche befreien. Danach am besten warme und trockene Kleidung anziehen und sich aufwärmen. "Zu Hause gibt es eine warme und sehr gründliche Dusche. Danach macht man es sich am besten bis zum nächsten Tag mit einer großen Pizza auf dem Sofa bequem."

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