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Natur: Warum immer mehr Störche im Winter lieber hier bleiben

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Warum immer mehr Störche im Winter lieber hier bleiben

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    Schnee und Kälte machen dem Weißstorch, der auch bei uns in der Region lebt, wenig aus. Sein dickes Federkleid schützt ihn.
    Schnee und Kälte machen dem Weißstorch, der auch bei uns in der Region lebt, wenig aus. Sein dickes Federkleid schützt ihn. Foto: Ralph Sturm, LBV Bildarchiv

    Wer an einen Storch denkt, der stellt sich meistens vor, wie die Tiere in einem Nest hoch oben auf einem Schornstein brüten, wie sie über saftige Wiesen stapfen, um mit ihren orangefarbenen Schnäbeln auf Nahrungssuche zu gehen, oder wie sie in der kalten Jahreszeit in den Süden fliegen und in Afrika überwintern. Doch gerade Letzteres bleibt mittlerweile oft nur eine Vorstellung. Realität ist nämlich, dass immer mehr bayerische Weißstörche in den Wintermonaten in der Heimat bleiben und nicht in den Süden fliegen, um in Spanien oder Afrika zu überwintern.

    Was ist der Grund für dieses Verhalten?

    Nach Angaben des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) leben derzeit 1200 Weißstörche im Freistaat, rund 300 von ihnen verbringen die Wintermonate heuer zu Hause. In Schwaben zählt Oda Wieding über 80 Störche, die sich gerade hier aufhalten. Wieding ist Biologin beim Referat für Artenschutz des LBV. „In Schwaben sind uns die ersten Tiere aufgefallen, die im Winter hierbleiben.“ Einige von ihnen kann man gut in Kirchheim im Unterallgäu, im Mindeltal oder im Donau-Ries rund um Oettingen sehen. Wieding hat heuer aber auch schon Meldungen von Störchen im Donaumoos bekommen. Da sie sich momentan nicht um ihr Nest und um ihre Jungen kümmern müssen, bilden die Vögel Kolonien und gehen gemeinsam auf Nahrungssuche. Was ist der Grund für dieses Verhalten? Warum überwintern immer mehr Störche in Bayern?

    Markus Erlwein ist Sprecher beim Landesbund für Vogelschutz und hat einige Erklärung dafür. „Wenn die Vögel nach Süden ziehen, dann lauern auf ihrem Weg viele Gefahren. Zum Beispiel ungesicherte Strommasten, illegale Vogeljagden oder Verluste des Lebensraumes.“ Zudem ist der Zug nach Süden für die Tiere sehr anstrengend. Die Vögel haben außerdem gelernt: Wer als Erstes aus dem Süden in die Heimat zurückkehrt, bekommt die besten Nester und hat die besten Bedingungen, um seine Jungen großzuziehen. „Deshalb fliegen manche Störche nur bis ins Elsass oder bleiben den Winter über sogar ganz hier.“ Dieses Verhalten schauen sich die einzelnen Tiere voneinander ab und geben es an ihre Jungtiere weiter.

    Deshalb werden es immer mehr Weißstörche, die auf den Zug in den Süden verzichten. „Es ist außerdem keine Entwicklung von heute auf morgen. Das hat sich über die vergangenen beiden Jahrzehnte so entwickelt.“ Der Klimawandel begünstigt dieses Verhalten zusätzlich. „Er ist nicht die Ursache dafür, dass immer mehr Störche hier bleiben. Aber wenn die Winter milder werden, finden die Tiere auch immer genug zu fressen.“ Die Störche, die in Bayern überwintern, ernähren sich vor allem von Mäusen und kleine Fischen. Für die Nahrungssuche nehmen die Störche auch Strecken von bis zu 30 Kilometern in Kauf. Das ist für die Vögel nicht problematisch. Denn anders als im Sommer müssen sie im Winter nicht ihre Nester und ihre Reviere verteidigen.

    LBV: Störche im Winter auf keinen Fall füttern

    Doch wie verkraften Weißstörche es, wenn doch einmal ein heftiger Wintereinbruch mit viel Schnee und Kälte kommt? Markus Erlwein vom LBV: „Das ist für die Tiere erst mal überhaupt kein Problem. Sie kommen bis zu einer Woche ohne Nahrung aus und sind mit ihrem dichten Federkleid gut gegen Minusgrade geschützt." Der Storch sei sehr anpassungsfähig, außerdem könne er auch jederzeit kurzfristig ausweichen und zum Beispiel an den Bodensee fliegen. „Die Vögel brauchen absolut keine Hilfe vom Menschen. Wir lehnen es strikt ab, sie zu füttern. Das wäre nicht gut für das Leben der Wildtiere.“

    Der Weißstorch ist übrigens nicht die einzige heimische Vogelart, die den Winter immer häufiger in Bayern verbringt. „Wir beobachten ein ähnliches Verhalten auch beim Star. Und wir erwarten auch bei kleineren Singvögeln wie der Mönchsgrasmücke und der Bachstelze, dass immer mehr Tiere den Winter in Bayern verbringen." Genau nach solchen Arten haben am vergangenen Wochenende auch die Teilnehmer der „Stunde der Wintervögel“ Ausschau gehalten. Bei der Aktion werden einmal im Jahr Vögel in ganz Deutschland gezählt. Beobachtungen können noch bis 20. Januar beim LBV gemeldet werden.

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