In München zieht sie Menschen aus aller Welt an: die Eisbach-Welle. Die zweitgrößte bayerische Stadt will jetzt nachziehen. In der Pegnitz in Nürnberg will der Verein „Dauerwelle“ künstlich eine stehende Welle installieren. Die städtische Sportkommission entschied jetzt, dass die Stadt sich an den Baukosten von rund 1,5 Millionen Euro mit Mitteln aus der Sportförderung beteiligen wird.
Wie Surfer sich in der Region Ulm für eine Surferwelle engagieren
Und auch an der Grenze zum Freistaat, in Ulm, sollen bald Menschen, die ihr Surfbrett durch die Stadt tragen, zum Alltag gehören. „Eine stehende Welle könnten wir auch in Ulm haben“, sagte Moritz Reulein bei der Vorstellung der Pläne des neu gegründeten Vereins „Ulm Surfing“.
Den idealen Standort haben sie schon auserkoren: der Abschnitt der Blau hinter dem Kino Xinedome. Der Aufwand wäre nach Einschätzung von Reulein überschaubar. Eine natürliche Verengung des Flusses sorge schon jetzt für eine winzige Welle. Die Blau – ein kleines Flüsschen, das von der Schwäbischen Alb bis in die Ulmer Innenstadt fließt – führe im Durchschnitt an dieser Stelle vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Für eine optimale Welle seien allerdings um die sechs Kubikmeter notwendig.
Doch auch dies ist nach Auffassung der Ulmer Surfer kein Problem. Die für die Blau in Ulm zuständigen Entsorgungsbetriebe müssten nur an den zahlreichen Stauanlagen etwas an den Knöpfen drehen. Eine Machbarkeitsstudie, die in Auftrag gegeben werden soll, müsse dann etwaige Bedenken in Sachen Hochwasserschutz ausräumen.
Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) begrüßt das Engagement des Vereins. „Wir sind gegenüber der Idee grundsätzlich offen.“ Allerdings sieht er hohe Hürden auf den Verein zukommen. Eine Machbarkeitsstudie sei der erste Schritt. Und kaum wurde die Idee von „Ulm Surfing“ publik, formierten sich schon die Gegner: Fischereiverein und Bund Naturschutz sehen seltene Tiere, wie etwa Neunaugen, fischähnliche Wirbeltiere, in Gefahr.
Städte machen es vor: München und Hannover haben schon Surferwellen
Andere Städte zeigten hingegen, dass solche Projekte zu realisieren sind. Die „Leinewelle“ in Hannover gilt als erste genehmigte artifizielle Surfanlage Deutschlands in einem natürlichen Fließgewässer. Im kommenden Jahr soll dort fünf Jahre nach der ersten Anstrengung gesurft werden. Eine Kostenschätzung geht von knapp 1,2 Millionen Euro aus. Schätzungen für Ulm gibt es noch nicht, doch die Millionengrenze solle nicht überschritten werden.
Nürnberg ist noch nicht so weit wie Hannover aber weiter als Ulm: Auf den Bau der stehenden Welle hatte man sich in Nürnberg bereits 2017 verständigt. Die Stadtverwaltung rechnet mit einem Baubeginn im Frühjahr 2020.
Noch weiter ist Neu-Ulm: Hier könnte schon im August eine mobile Luftkissen-Anlage im Einkaufszentrum Glacis-Galerie realisiert werden. Für die Ulmer Surfer ist das aber keine echte Alternative zur Blau-Welle: „Das Surfen auf so einer Surfanlage kann man nicht direkt mit einer stehenden Welle wie dem Eisbach vergleichen“, sagt Linus Reulein, der Bruder von Moritz Reulein.
Bei diesen Anlagen schieße ein dünner Wasserfilm über die Oberfläche und darauf könne man mit kleinen Brettern surfen. „Es fühlt sich zwar nicht gleich an wie auf einer stehenden Welle oder sogar im Meer, jedoch kann man schon nach ein paar Runden darauf stehen und die ersten Turns fahren.“ (mit dpa)