Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Volksbegehren G8/G9: Was wird jetzt aus dem Gymnasium?

Volksbegehren G8/G9

Was wird jetzt aus dem Gymnasium?

    • |
    Erst G9, dann G8 und jetzt wieder zurück zum G9? Seit Jahren wird über die Zukunft des bayerischen Gymnasiums diskutiert, ein Ende scheint nicht in Sicht.
    Erst G9, dann G8 und jetzt wieder zurück zum G9? Seit Jahren wird über die Zukunft des bayerischen Gymnasiums diskutiert, ein Ende scheint nicht in Sicht. Foto: Philodito/Fotolia

    Eigentlich wollte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bis zum Ende des Volksbegehrens zur Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasiums schweigen. Doch schon am Mittwoch bricht es aus ihm heraus: "Wir sind offensichtlich näher dran an der Bevölkerung als andere", sagte der Erfinder der "Koalition mit dem Bürger" am Rande der Landtagssitzung.

    Seehofer: Scheitern des Volksbegehrens als "Watschn" für Aiwanger

    "Man darf das so interpretieren, dass das keine Watschn für die bayerische Bildungspolitik war, sondern für den Herrn Aiwanger", sagte Seehofer.

    Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sieht sich jedoch keineswegs als Opfer einer Watschn: "Der Triumph bei der CSU hält sich sehr in Grenzen", findet Aiwanger. Der Freie Wähler-Chef baut auf den Bayerischen Philologenverband. Denn die Gymnasiallehrer wollen eine Rückkehr zum G9. Die CSU hatte ihnen eine Lösung in Aussicht gestellt, die der Philologenverband akzeptieren kann. 

    Doch danach sieht es derzeit nicht aus. "Wir werden nicht die Hand reichen für Lösungen, die nicht auf einem neunjährigen Gymnasium für die Mehrheit der Schüler beruhen", drohte bpv-Präsident Max Schmidt bereits am Dienstag.

    Warum scheiterte das Volksbegehren?

    Für das Scheitern des Volksbegehrens gibt es wohl verschiedene Gründe. Aiwanger nennt fehlendes Geld, die Vielzahl verwirrender Reformvorschläge, mangelnde Motivation vieler Bürger, Eifersüchteleien bei Philologenverband, SPD und Grünen.

    Außerdem legt die Statistik nahe, dass das G8 durchaus erfolgreich ist: Der Anteil der Gymnasiasten an der Schülerschaft ist in den vergangenen Jahren von 30 auf 40 Prozent gestiegen. Der Anteil der unglücklichen Schüler, die das Gymnasium vor dem Abitur wegen schlechter Noten wieder verlassen müssen, ist von über 35 Prozent auf etwa 30 Prozent gesunken. Ein knappes Drittel der

    Nicht vergessen sollte man zudem wohl, dass die Unzufriedenheit mit dem Gymnasium auch schon zu alten G9-Zeiten sehr hoch war.

    Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will nun das G8 verbessern. Er setzt auf das bereits eingeführte Flexibilisierungsjahr. Die Schüler können damit individuell entscheiden, ob sie in der Mittelstufe ein zusätzliches Jahr einlegen und so das G8 in neun Jahren absolvieren. Spaenle wählt dafür eine etwas kryptische Formel: "unterschiedliche Lernzeiten in einem bayerischen Gymnasium".

    Gegen die hohe Stundenzahl hat auch die CSU kein Rezept

    Aiwanger verweist darauf, dass das ein Grundproblem des G8 nicht lösen wird: Die hohe Belastung der Kinder vor allem in den ersten Jahren des Gymnasiums. Als das G8 vor zehn Jahren eingeführt wurde, trafen die Kultusminister der Länder einen folgenschweren Entschluss: Die Stundenzahl des G9 wurde auf acht Jahre verteilt, so dass die wöchentliche Stundenzahl stieg und regelmäßiger Nachmittagsunterricht eingeführt werden musste.

    Viele Eltern klagen seither, dass ihre Kinder keine Zeit für Freunde, Sport oder Klavier mehr haben. Einschließlich der Hausaufgaben kann die wöchentliche "Arbeitszeit" eines Fünftklässlers leicht die 40 Stunden überschreiten.

    An diesem Grundproblem wird sich nichts ändern. Denn die Staatsregierung kann nicht einseitig die Zahl der Jahreswochenstunden reduzieren. Damit liefe sie Gefahr, dass das bayerische Abitur außerhalb des Freistaats nicht mehr anerkannt wird.

    Auch SPD-Fraktionschef_Markus Rinderspacher will inzwischen ein G9 und fordert die Staatsregierung auf, den Konsens mit der Opposition zu suchen. "Wenn die CSU meint, dass nun eine Mini-Lösung akzeptiert würde, ist das ein Trugschluss." Doch ungeklärt bleibt eine Frage: Wie Konsens herstellen, wenn jeder etwas anderes will? dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden