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Vier Verletzte in Westendorf: Hubschrauber bohrt sich neben Zuschauern in den Boden

Vier Verletzte in Westendorf

Hubschrauber bohrt sich neben Zuschauern in den Boden

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    Vier Menschen sind am Samstagnachmittag bei einem Hubschrauberunfall in Westendorf (Landkreis Augsburg) verletzt worden.
    Vier Menschen sind am Samstagnachmittag bei einem Hubschrauberunfall in Westendorf (Landkreis Augsburg) verletzt worden. Foto: Home of Hardware

    Von Simon Kaminski Westendorf - "Da denkt man, in einen Hollywood-Streifen geraten zu sein - unglaublich." So wie dieser Augenzeuge erlebten viele das Hubschrauberunglück am Samstagnachmittag im Gewerbegebiet

    Gute Stimmung, heißes Sommerwetter - der Tag der offenen Tür auf dem Gelände von Home of Hardware (HoH) - Onlineanbieter für IT-Geräte, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation - lief auf Hochtouren. Längst ausgebucht war die große Attraktion des Tages: Rundflüge mit einem Helikopter.

    Als die Bell 206 um 14.40 Uhr mit einer fünfköpfigen Familie aus dem Landkreis Donau-Ries, dem 48-jährigen Piloten und dem 22-jährigen Co-Piloten an Bord abheben wollte, geschah das Unglück.

    Gestartet auf einer Asphaltplattform, schien sich das Gefährt der Firma Heliteam aus Manching mit leicht nach vorne abgekippte Schnauze auf die Startschleife zu begeben - wie mehrmals zuvor im Laufe des Tages. Doch diesmal misslang das Manöver auf dramatische Art und Weise: Die linke Kufe drang in das Erdreich ein, verhakte sich derart, dass die Bell sich überschlug und auf der rechten Seite liegen blieb.

    Die Rotorblätter frästen sich in den Boden. Teile flogen über die Menge hinweg bis zu 300 Meter durch die Luft. Nach einer lärmenden Schrecksekunde war es Geschäftsführer Martin Wild, der als einer der Ersten reagierte: "Ich stand zunächst mit dem Rücken zum Geschehen, hörte einen Knall und rannte zu dem verunglückten Helikopter."

    Wild war als einer der Erstretter an der Maschine. In Sekundenschnelle konnten er und weitere Helfer alle Insassen aus der Gefahrenzone bringen. "Ich fürchtete ständig, der Hubschrauber könnte Feuer fangen oder gar explodieren", so der sichtlich mitgenommene Firmenchef, der sich nicht ausmalen wollte, was "passiert wäre, wenn Rotorenteile in die Menschenmenge geflogen wären".

    Währenddessen beobachteten Hunderte von Besuchern die gespenstische Szene fassungslos. Die erste medizinische Versorgung übernahm die Besatzung eines Rettungswagens, der auf dem Fest stationiert war. Schnell verbreitete sich die erlösende Nachricht, dass keiner der Verunglückten lebensgefährliche Verletzungen erlitten hatte.

    Leichte Blessuren trug ein siebenjähriger Jungen davon, leichte bis mittlere Verletzungen die 42-jährige Mutter und ihr 40-jähriger Mann. Pilot und Co-Pilot kamen mit dem Schrecken davon. Nach wenigen Minuten trafen rollten die ersten Feuerwehrfahrzeuge aus Westendorf ein. Kräfte der Polizei aus Gersthofen folgten wenig später.

    Die Unglücksstelle wurde weiträumig abgesperrt, der Verkehr auf der benachbarten Bahnlinie unterbrochen. Die Feuerwehr ging daran, ausgelaufenes Kerosin zu binden.

    Veranstaltung dann doch fortgesetzt

    Während das Gros der Besucher noch immer unter dem Eindruck des Geschehens stand, strömten weitere Gäste in das Gewerbegebiet, die nicht wussten, dass sich dort gerade eine Beinahe-Katastrophe ereignet hatte. Viele derjenigen, die das Unglück miterlebt hatten, konnten das Gelände nicht verlassen, da die Polizei den Parkplatz abgesperrt hatte und der Shuttlebus, der zu einem externen Zusatzparkplatz in Meitingen pendelte, ebenfalls nicht fahren durfte.

    "Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen, den Tag der offenen Tür fortzusetzen", erklärte Wild, der übrigens für den nächsten Rundflug zusammen mit seinem Sohn vorgemerkt war.

    Geschockt zeigte sich auch CSU-Fraktionschef Georg Schmid, der am Vormittag auf der Veranstaltung gesprochen hatte und dem ebenfalls ein Flug angeboten worden war.

    Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat, unterstützt von Experten des Bundesamtes für Flugsicherheit, die Untersuchungen über den Hergang des Unfalls an sich gezogen. Ob ein Pilotenfehler oder ein technischer Defekt Ursache für das Desaster ist, war bis Sonntagabend unklar.

    Ausgewertet wird unter anderem auch ein beschlagnahmter Film, den ein Mitarbeiter des Unternehmens gemacht hat. Die Aufnahmen wurden von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Der Sachschaden liegt nach Schätzungen der Polizei bei rund 850.000 Euro.

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