Inzwischen hat es fast schon Tradition: Geht der Juli dem Ende entgegen, wird irgendwo in der Region ein Kornkreis entdeckt. Nach Andechs (2012), Raisting (2014) und Alling (2015) liegt das neueste Werk bei Mammendorf (Landkreis Fürstenfeldbruck).
Anfang der Woche wurde das gewaltige Gebilde in einem Feld am Ortsrand entdeckt. Das Muster hat einen Durchmesser von rund 180 Metern - und ist damit um ein Vielfaches größer als die letzten Kornkreise. Ein echtes Prachtexemplar, wenn man so will - wäre da natürlich nicht der Schaden und Ärger beim Besitzer des Feldes.
Montagnachmittag wurde Josef Huber auf das Gebilde in seinem Feld aufmerksam. Die ersten Besucher waren da schon da. Seither spielen sich die gleichen skurrilen Szenen ab, die man von den anderen Kornkreis-Orten kennt: Medienvertreter, Schaulustige und Esoteriker tummeln sich auf den plattgedrückten Ähren, tanzen, meditieren, wandern umher.
Der Andrang ist so groß, dass Landwirt, Gemeinde und Polizei gemeinsam einen Plan erarbeitet haben, wie sie mit der unerwarteten Gemeinde-Attraktion verfahren wollen, erzählt Michael Fischer von der Polizeiinspektion in Fürstenfeldbruck. Nach dem ersten Unmut will der Landwirt die Ähren nun doch noch stehen lassen - vermutlich noch zwei Wochen, bis zur Ernte. Im Gegenzug hat er eine Kasse aufgestellt und eine Schneise für die Besucher in das Feld gemäht. Rund um den Kornkreis wurden Feldwege gesperrt, ein Parkplatz bei einem Freibad ausgeschildert. Besucher sollen doch bitte zu Fuß zum Kornkreis wandern.
Kornkreis-Theorien über mystische Kräfte bis hin zu Aliens
Soweit das Kuriose. Darüber hinaus hat der Landwirt auch Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Den Schaden aufgrund des zu erwartenden Ernteausfalls schätzt die Polizei auf rund 3000 bis 4000 Euro. Einen Täter wird man - wie bei den meisten Kornkreisen - aber wohl auch dieses Mal nicht finden. Für die Polizei gibt es schlichtweg keinen Ermitllungsansatz. "Wir haben keine Hinweise, keine Zeugen, keine Spuren", sagt Fischer.
Glaubt man manchen Besuchern im Feld, gibt es "die Täter" ohnehin nicht - zumindest keine, die der menschlichen Rechtsordnung verpflichtet sind. Die Entstehungstheorien reichen hier von Naturgeistern über mystische Kräfte bis hin zu außerirdischen Besuchern. Solche Perfektion, heißt es, könne schlichtweg nicht von Menschenhand gemacht sein.
Wer Luftbilder wie etwa jetzt aus Mammendorf sieht, für den ist es tatsächlich schwer vorstellbar, wie Menschen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion so etwas fertigen können. Offenbar reichen dafür jedoch einfachste Mittel. Im Juli 2013 fand die Polizei bei einem Kornkreis auf einem Weizenfeld zwischen Haunsheim und Gundelfingen (Kreis Dillingen) ein Brett, an dem Schnüre befestigt waren. In Internetforen ist zudem von Laserpointern, Grafikprogrammen und GPS zu lesen.
Bleibt die Frage nach der regionalen Häufung. Eher dem Irdischen zugewandte Kornkreis-Experten und auch bei der Polizei geht man davon aus, dass es in der Region zwischen Augsburg, München und Ammersee eine recht aktive Gruppe von "Kornkreismachern" gibt - vermutlich sogar mehrere. Eine Szene, ähnlich der der Sprayer, die nachts in Großstädten Gebäude oder Züge auf illegale Weise mit ihren Graffiti "verschönern". Leuten, denen es - wenn man so will - um Spaß, Herausforderung aber auch um künstlerische Anerkennung, vielleicht sogar um Wettbewerb geht. Dafür spricht nicht nur die regionale Häufung. Die Kornkreise der vergangenen Jahre wurden nicht nur immer größer, sondern auch komplexer. drs