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Verzicht: Fastenzeit: Ab Mittwoch bleiben die Teller leer

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Fastenzeit: Ab Mittwoch bleiben die Teller leer

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    Kalorienfreie Flüssigkeit und ein bisschen feste Nahrung ist beim Fasten erlaubt.
    Kalorienfreie Flüssigkeit und ein bisschen feste Nahrung ist beim Fasten erlaubt. Foto: ha

    Hilde Müller würde sich selbst eine Wiederholungstäterin nennen. Schon über 20 Mal hat sie es gemacht. Und auch in diesem Jahr wird sie es wieder tun: Verzichten. Wenn ab dem heutigen Aschermittwoch die siebenwöchige Fastenzeit beginnt, isst sie 14 Tage lang: nichts.

    Die Franziskanerschwester gibt im Haus der Begegnung St. Hildegard in Pfronten (Kreis Ostallgäu) sogar Kurse zum richtigen Verzicht - und das Interesse dafür steigt. "Reduzieren und Fasten, das ist auf alle Fälle im Trend", glaubt sie. "Wenn auch nicht immer mit religiösem Aspekt."

    Die Zahlen aus einer aktuellen Forsa-Studie im Auftrag der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) geben ihr Recht. In den vergangenen Jahren hat demnach mehr als die Hälfte der befragten Bayern mindestens eine Fastenzeit eingelegt. 54 Prozent halten einen gezielten Verzicht auf bestimmte Genussmittel über mehrere Wochen hinweg für sinnvoll. Am ehesten würden sie dabei Süßigkeiten weglassen, dann Alkohol oder Fleisch. Nur jeder Fünfte würde wochenlang Computer oder Internet verschmähen.

    Hilde Müller und ihre Kursteilnehmer verzichten auf jede feste Nahrung. Zu Kräutertee und Wasser gibt es Mittags eine selbst gemachte Gemüsebrühe und Abends einen Gemüse- oder Obstsaft. Kilos loszuwerden sei für die meisten kein Auslöser zum Fasten, erklärt die Schwester - eher ein positiver Nebeneffekt. "Der Grund für das Fasten ist, sich selbst zu zeigen: Es geht auch mal ohne."

    Zunächst aber kommen die Nebenwirkungen. Manche Leute kämpfen mit Kopfschmerzen oder ihrem Kreislauf, andere frieren schneller. Doch ist das erst einmal überwunden, werde der Geist freier, weil er nicht aufs Essen konzentriert ist, glaubt die Franziskanerin. "Man wird sensibler in der Wahrnehmung." Und schließlich hätten die Menschen schon immer gefastet.

    So bereitete sich Jesus 40 Tage in der Wüste auf sein öffentliches Wirken vor - fastend. Schon im zweiten Jahrhundert übten die Christen Verzicht. 325 legte das Konzil von Nizäa den Ostertermin fest und schrieb ein vorangehendes 40-tägiges Fasten vor. Zeitweise waren außer wenigen Bissen Brot und einigen Schlucken Wasser sämtliche Nahrungsmittel tabu. Seit einem Erlass von Papst Paul VI. aus dem Jahr 1966 ist Fasten für Katholiken nur noch an Aschermittwoch und Karfreitag verpflichtend.

    Am heutigen ersten Tag der Fastenzeit zeichnen vielerorts die Priester den Gläubigen ein Aschekreuz auf die Stirn, das an die eigene Sterblichkeit erinnern soll. Folgt man den Regeln der katholischen Kirche, ist heute nur eine einzige, fleischlose Mahlzeit erlaubt.

    Auch im Haus der Begegnung in Pfronten wird heute vegetarisch gegessen. Ansonsten sei es den Gästen überlassen, ob sie fasten oder nicht, erklärt Schwester Hilde. Doch sie rät: Es ist einfacher, in der Fastenzeit auf etwas zu verzichten. Und in der Gruppe geht es noch einmal ein bisschen leichter.

    Ihr Tipp: "Nicht auf das Verzichten schauen, sondern darauf, was man dadurch gewinnt", sagt die Franziskanerin. "Und die Süßigkeiten an Ostern schmecken danach auch wieder." Von Melanie Hofmann

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