Die Sudetendeutschen können sich nach der Entspannung der vergangenen Jahre vorstellen, in der Zukunft ihr traditionelles Pfingsttreffen in Tschechien zu veranstalten. Wenn aus einer tschechischen Stadt eine entsprechende Einladung käme, würde diese geprüft und voraussichtlich angenommen werden, sagte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, der CSU-Politiker Bernd Posselt, am Samstag bei der Eröffnung des Sudetendeutschen Tages in Augsburg.
Der 70. Sudetentag im Jahr 2019 werde in Regensburg stattfinden, sagte Posselt. Bereits danach sei es denkbar, dass das Jahrestreffen erstmals direkt in Tschechien stattfinde. Als möglichen Ort nannte er Brünn, die zweitgrößte Stadt Tschechiens.
In den vergangenen Jahren gab es eine spürbare Annäherung zwischen den Sudetendeutschen und der Regierung in Prag. So nahm 2016 mit Kulturminister Daniel Herman erstmals ein tschechisches Regierungsmitglied am Sudetendeutschen Tag teil.
Die Sudetendeutschen waren nach dem Zweiten Weltkrieg aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben worden, mit den umstrittenen Benes-Dekreten war die Enteignung damals festgeschrieben worden. Die Dekrete hatten auch lange die bayerisch-tschechischen Beziehungen belastet.
Zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung haben die Sudetendeutschen den Wiener Kardinal Christoph Schönborn mit ihrem Europäischen Karlspreis ausgezeichnet. Der katholische Geistliche, dessen Familie selbst aus Tschechien vertrieben wurde, wurde für seine Verdienste um die europäische Einigung und die Völkerverständigung geehrt. Der Erzbischof sagte, der Karlspreis sei für ihn ein Auftrag.
Auch die Siebenbürger Sachsen begannen am Samstag mit ihrem großen Pfingsttreffen - im mittelfränkischen Dinkelsbühl. Dort sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Eröffnungsveranstaltung, dass die Siebenbürger Sachsen heute nicht zurückschauten, sondern Brücken in ihre frühere Heimat in Rumänien bauten und damit Europa zusammenbrächten.
Am Sonntag wird Söder bei der Hauptveranstaltung der Sudetendeutschen in Augsburg erwartet. Da der Freistaat Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg die Schirmherrschaft für die Vertriebenengruppe übernommen hat, ist Söder der amtierende Schirmherr der Sudetendeutschen. (dpa)