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Verkehr: Diese maroden Brücken in der Region machen Probleme

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Diese maroden Brücken in der Region machen Probleme

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    Die Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Ulm und Neu-Ulm ist baufällig. Doch die Planungen für einen Neubau ziehen sich schon seit Jahren.
    Die Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Ulm und Neu-Ulm ist baufällig. Doch die Planungen für einen Neubau ziehen sich schon seit Jahren. Foto: Alexander Kaya

    Es ist nicht bekannt, ob Konrad Adenauer stolz darauf wäre, dass eine sechsspurige Brücke nach ihm benannt wurde. Es ist jedoch zu vermuten, dass der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik nicht besonder stolz darauf wäre, wenn er wüsste, wie marode das nach ihm benannte Bauwerk mittlerweile ist. Schon 2012 wurde die Brücke zwischen Neu-Ulm und Ulm mit der Note 3,4 und damit als „kritisch“ bewertet.

    Schnellstmöglich“ müsse gehandelt werden, hieß es damals von Experten, die einen Abbruch und Neubau empfahlen. Noch heute rollt der Verkehr im Namen Adenauers über die Donau – und die Brücke zwischen Bayern und Baden-Württemberg ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, warum die Sanierung der deutschen Brücken nur sehr langsam vor sich geht.

    Im Fall der Adenauer-Brücke ist noch nicht einmal geklärt, wer für den Neubau zuständig ist. Ulm? Neu-Ulm? Baden-Württemberg? Bayern? Geplant wird derzeit im staatlichen Bauamt in Krumbach. Dessen Leiter Jens Ehmke erklärt auf Nachfrage, dass man bis 2020 eine „Diskussionsgrundlage“ erarbeiten wolle, auf die man sich bis hoffentlich 2021 einigen könne, um 2022 ins Planfeststellungsverfahren zu gehen. „Und wie lange das dauert, haben wir nicht in der Hand.“ Bis es also zu einem Neubau kommt, müssen die mehr als 90000 Auto- und Lastwagenfahrer, die täglich über die Adenauer-Brücke fahren, auf die Standfestigkeit des Bauwerks und die Einschätzung der Brückenexperten vertrauen.

    Jede zehnte Brücke in Bayern ist sanierungsbedürftig

    Das bayerische Verkehrsministerium betont jedenfalls, dass die Brücken im Freistaat „engmaschig“ und „auf Herz und Nieren“ kontrolliert würden. Alle sechs Jahre im Rahmen eines intensiven „Brücken-TÜV“, ansonsten jährlich bei einer etwas oberflächlicheren Besichtigung. Dabei bekommen die Bauwerke Noten – von 1 bis 4. Die allermeisten der Brücken im Freistaat befinden sich laut Ministerium in einem „guten“ Zustand – also mindestens eine 2,9. Doch rund jede zehnte Brücke bedarf einer Sanierung. Aus diesem Grund sei das Budget für Brückenerhaltung in den vergangenen Jahren auf nunmehr 322 Millionen Euro verdreifacht worden, so das bayerische Verkehrsministerium: „Dieses hohe Niveau werden wir auch in den kommenden Jahren beibehalten.“

    Auf einer Liste der Bundesverkehrsministeriums zum „Programm Brückenmodernisierung“ werden für Schwaben nur zwei Brücken in Neu-Ulm und in Immenstadt aufgeführt, doch Anrufe bei den staatlichen Bauämtern in Schwaben zeigen, dass es weitaus mehr baufällige Brücken in der Region gibt.

    Zum Beispiel die Leiblachbrücke am Grenzübergang zwischen Lindau und Hörbranz, die dem Verkehr seit geraumer Zeit nicht mehr gewachsen ist. Zuletzt wurde unter der Brücke eine Notkonstruktion eingebaut – eine Sicherheitsmaßnahme, falls sich das Bauwerk absenken sollte. Oder die Donaubrücke bei Marxheim im Kreis Donau-Ries. 2012 hieß es, man werde 2013 mit dem Neubau beginnen, der im Jahr darauf fertig sein soll. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen ist die Staatsstraßenbrücke seit fünf Jahren nurmehr auf einer Spur befahrbar. Nun sagt Robert Moser vom zuständigen Bauamt in Augsburg, wenn alles gut gehe, könne man 2021 Baubeginn sein.

    Im Allgäu ist der Sanierungsbedarf offenbar besonders groß

    Jährlich versuche man zwei bis drei Brücken zu sanieren und eine neu zu bauen, heißt es aus den Bauämtern in Augsburg und Krumbach. Im Allgäu ist der Sanierungsbedarf größer. Neun neue Brücken sollen im Allgäu in diesem Jahr entstehen, 20 werden instandgesetzt, sagt Markus Kreitmeier vom Bauamt in Kempten. Eine andere, die dem Bereichsleiter Straßenbau „Bauchschmerzen“ bereitet, ist nicht dabei: die Sigishofer Brücke. Wer von Augsburg nach Oberstdorf oder Balderschwang fährt, passiert auf der B19 Sonthofen und dann die Iller über die Sigishofer Brücke. Im Dezember war dort plötzlich nur noch Tempo 50 erlaubt. Von „massiven statischen Probleme“ war die Rede. Dass die Brücke Schäden hat, war zwar bekannt. Doch erst bei einer Statiknachberechnung wurde klar, dass eine tragende Stütze zu wenig Stahl im Beton enthält. Das heißt: Die Brücke ist in der Mitte zu schwach konstruiert.

    Im Bauamt geht man davon aus, dass der Neubau erst 2023 starten kann, weil man die neue Verkehrsführung festlegen muss, weil Planung und Verfahrenswege bis hin zur europaweiten Ausschreibung des Zehn-Millionen-Euro-Projekts viel Zeit kosten. Vor Weihnachten noch hat das Bauamt nachgebessert, der Verkehr wurde an die Brückenränder verlegt und zudem eine Engstelle entschärft. „Die meisten“, sagt Kreitmeier, „werden das gar nicht merken.“ Jetzt ist auf der Brücke wieder Tempo 80 möglich.

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