Wasserkraftwerke erzeugen sauberen Strom, aber in ihren Turbinen sterben jedes Jahr Millionen Fische. Im Main sind darunter viele Aale auf dem Weg zu ihren Laichplätzen im Atlantik. Peter Wondrak vom Fischereiverband Unterfranken sagte der dpa: "Wenn man das Problem ernst nehmen würde, dann müsste man die Kraftwerke zu den Wanderungszeiten der Aale stilllegen."
Mit Frühwarnsystemen Aale vor den Turbinen retten
Tiergeschichten aus dem Sommerloch
Im Sommer 2006 beschäftigte «Problembär» Bruno die Menschen - der erste freilebende Bär in Deutschland seit 170 Jahren. Bruno streunte wochenlang zwischen Bayern und Österreich herum, riss Schafe und Hasen, tauchte in bewohnten Gebieten auf und wurde Ende Juni nach wochenlanger Verfolgung schließlich von einem Jäger in Bayern erschossen. Aus der Berichterstattung verschwand Bruno damit aber noch nicht: Auch die Trauer um den Bären und die Kritik an seinem Abschuss waren noch für eine Weile Thema.
Als weniger handfest erwies sich im gleichen Jahr die Geschichte über einen im Neckar gesichteten meterlangen Python: Ein Angler entdeckte das Tier mit der marmorierten Haut zwischen Neckarsteinach und Hirschhorn als erster, später fand sich noch eine weitere Zeugin. Dennoch gab die Polizei nach einigen Tagen die vergebliche Suche nach «Neckar-Nessie» auf, da man sich wenig Hoffnungen machte, die Schlange zu fangen. Ein anderer Python hatte schon drei Jahre zuvor am Ufer der Ruhr in Jülich die Menschen in Atem gehalten, war aber ebenfalls nicht gefunden worden.
Für große Unruhe hatte einige Jahre zuvor - im Sommer 2001 - auch der Mönchengladbacher «Killerwels» Kuno gesorgt, der sogar einen kleinen Dackel verspeist haben soll. Die Meinungen zum richtigen Umgang mit dem mysteriösen Fisch gingen stark auseinander: Angler wollten ihn fangen, Tierfreunde starteten Rettungsaktionen für Kuno. Der Wirbel um den schuppigen Unruhestifter schaffte es sogar bis in US-Zeitungen. Gefunden wurde er jedoch erst knapp zwei Jahre später - allerdings mit dem Bauch nach oben: Mitarbeiter der Stadt bargen damals einen mehr als 30 Kilogramm schweren toten Wels aus dem betreffenden Weiher.
Schneller fingen Taucher den berühmten Kaiman Sammy, der im Sommer 1994 an einem See im niederrheinischen Dormagen seinem Besitzer entwischte und schnell zum Kult-Krokodil avancierte. Sofort wurde ein Badeverbot verhängt, obwohl das Reptil damals mit einer Größe von rund 70 Zentimetern noch verhältnismäßig klein war. Über Wochen verfolgten die Bundesbürger gespannt die Suche nach dem flüchtigen Kaiman, der am 15. Juli schließlich eingefangen werden konnte.
Das Rheinkrokodil, das am 22. Juni 2001 bei Bingen gesichtet wurde, entzog sich dagegen dauerhaft seinen Verfolgern. Zwar gab es nach den Schilderungen einiger Augenzeugen ein vorsorgliches Badeverbot auf der Rheininsel Mariannenaue, doch ob das Reptil existiert, konnte nie geklärt werden. Nur einmal glaubte die hessische Wasserschutzpolizei für wenige Momente, das mysteriöse Krokodil endlich dingfest gemacht zu haben - doch die bei Geisenheim in dem Fluss treibende zwei Meter lange Echse erwies sich als hölzernes Machwerk eines Scherzboldes.
Die Eon-Tochter Rhein-Main-Donau AG (RMD) sucht seit Jahren schon Auswege. "Bisher sind 150 Kilometer des Mains durchgängig. Bis zur nächsten Wandersaison der Aale im September wollen wir die Versuche erweitern", sagte RMD-Sprecher Jan Kiver der dpa.
Zwei Frühwarnsysteme an den Kraftwerken bei Erlabrunn (Landkreis Würzburg) und Bergrheinfeld (Landkreis Schweinfurt) alarmieren seit 2011 die RMD, wenn eine Aal-Wanderung bevorsteht. Im Herbst sollen zwei weitere Anlagen installiert werden. Bei Aal-Alarm werden die Wehre etwas geöffnet und die Wassermenge, die durch die Turbinen läuft, wird auf etwa die Hälfte gedrosselt.
Fische fangen und an gefahrloser Stelle wieder aussetzen
Die Fische sollen so gefahrlos abwandern können. Bei Gemünden werden die Aale von Fischern aus dem Wasser geholt und in Containern an den Rhein gefahren, von wo aus sie gefahrlos weiterschwimmen können.
Peter Wondrak vom Fischereiverband ist von den bisherigen Versuchen aber nicht überzeugt: "Die Situation ist dramatischer, als es dargestellt wird." Mit dem gemeinsamen Programm "Catch & Carry" (Fangen und Tragen) könne ein Drittel der Aale vor den Turbinen gerettet werden. Das sei aber keine langfristige Lösung. dpa/lby