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V-Mann-Affäre: Leitende Polizeibeamte decken wohl Kriminellen bei Straftat

V-Mann-Affäre

Leitende Polizeibeamte decken wohl Kriminellen bei Straftat

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    Bei den Ermittlungen gegen die Rockerbande Bandidos hat das LKA offenbar bei Strafteten zugesehen.
    Bei den Ermittlungen gegen die Rockerbande Bandidos hat das LKA offenbar bei Strafteten zugesehen. Foto: Marius Becker

    Wie sich herausgestellt hat, sind offenbar zwei Kriminaldirektoren der LKA-Frühungsebene in die sogenannte V-Mann-Affäre des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) verwickelt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird nun gegen sie ermittelt. Der Vorwurf lautet: Sie haben gewusst, dass untergebene Kommissare Straftaten vertuschen und sollen sogar dabei mitgeholfen haben. Das bayerische Innenministerium bestätigte, dass gegen die zwei Beamten strafrechtlich ermittelt werde. Der Hintergrund ist, dass Polizisten rechtlich verpflichtet sind,

    V-Mann stiehlt für die Bandidos Bagger in Dänemark

    Die Schlüsselfigur ist ein vorbestrafter Rocker, der vom Landeskriminalamt als "Vertrauensperson" angeheuert wurde. Der Spitzel bei den "Bandidos" sollte den Kripo-Männern zu Erkenntnissen über kriminelle Geschäfte der Rockerbande etwa mit Drogen und Prostituierten verhelfen. Er war aber selbst kriminell. Eine Diebestour nach Dänemark im Jahr 2011 sollen der V-Mann-Führer im LKA und Kollegen sogar finanziell unterstützt haben. Als das aufzufliegen drohte, kamen die zwei Vorgesetzten ins Spiel. Einer der beiden war damals noch Kriminaloberrat, ist inzwischen aber ebenfalls zum Kriminaldirektor befördert. 

    So hielt ein LKA-Mann am 8. November 2011 schriftlich fest: Nach Entscheidung von Kriminaldirektor und Kriminaloberrat werde auf die Auswertung von Protokolldaten verzichtet. "Begründung: Die Amtsleitung ist über den Fall Dänemark nicht informiert", heißt es in dem Dokument. "Nachdem der Vorfall derzeit gut auszugehen scheint, sollen keine schlafenden Hunde geweckt werden." Das bedeutet im Klartext: Der damalige LKA-Präsident Peter Dathe war ahnungslos und sollte es auch bleiben. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wurde in den Folgemonaten die "VP-Akte" mehrfach manipuliert. 

    So hatte der V-Mann sehr genau dokumentiert, wofür er Geld vom LKA bekam. "Kosten zu Fahrt nach Essen, Beerdigung von Frau von Porno", lautet eine Mission, für die er dem LKA 2458 Euro in Rechnung stellte. In der Akte wurden derlei Details dann durch den wenig aufschlussreichen Vermerk "VP-Legendenbildung" ersetzt, manche Hinweise auf kriminelle Aktivitäten wurden offenbar gänzlich eliminiert. 

    In der V-Mann-Affäre täuscte das LKA auch das bayerische Innenministerium

    Der Kriminaloberrat täuschte auch das Innenministerium: Er schrieb im Dezember 2012 für LKA-Präsident Dathe einen Brief an das Ministerium, der offensichtlich in mehrfacher Hinsicht stark von der Wahrheit abwich. So erklärte der Kriminaloberrat, der V-Mann habe keinen Auftrag gehabt, "außerhalb Bayerns oder im Ausland Daten zu erheben". Tatsächlich war der "Bandido" mehrfach auf internationaler Geschäftsreise. So gab er in Prag eine mutmaßlich vom LKA bezahlte Suchanzeige für Prostituierte auf. 

    Und über die dänische Diebestour schrieb der damalige Kriminaloberrat, dass "zu keinem Zeitpunkt ein tragfähiger Anfangsverdacht zur Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen" bestanden habe. Nach heutigem Kenntnisstand wussten die LKA-Leute sehr wohl, dass die Rocker Minibagger stehlen wollten. 

    Hinweise, dass die beschuldigten Kommissare sich persönliche Vorteile verschafft hätten, gibt es nicht. Womöglich wollten die Polizisten nur ihren V-Mann schützen, um tieferen Einblick in die Geschäfte der "Bandidos" zu bekommen. Die zwei Führungskräfte aber wären verpflichtet gewesen, den Verdacht auf Straftaten ihrer Untergebenen zu melden. Das Landeskriminalamt gibt unter Verweis auf das laufende Verfahren keine aktuelle Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen die zwei Führungskräfte ab. Auch die zwei betroffenen Kriminaldirektoren dürfen sich laut LKA nicht äußern. 

    Schon im Untersuchungsausschuss Labor des Landtags war das LKA in ein unvorteilhaftes Licht geraten. Mehrere Ermittler berichteten über Grabenkämpfe und Intrigen. Einer der zwei unter Verdacht geratenen Kriminaldirektoren sagte im Mai als Zeuge aus. 

    "Auch für Polizeibeamte gilt die Unschuldsvermutung", sagt Franz Schindler (SPD), der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Landtag. Doch er wirft dem Innenministerium vor, die Abgeordneten nicht vollständig informiert zu haben. Eine Petition des V-Manns war im Rechtsausschuss schon vor Monaten Thema. Doch damals wussten die Abgeordneten bei der Diskussion nicht, dass gegen Polizisten ermittelt wird. "Das hätte man uns sagen müssen", kritisiert Schindler. Im neuen Jahr soll Innenminister Joachim Herrmann (CSU) über den Fall berichten. Aufmerksamkeit ist ihm garantiert. (AZ/lby)

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