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Ursula Herrmann: Serie zum Prozess (1): Stundenlang in Todesangst: Ursula erstickte in einer Kiste

Ursula Herrmann: Serie zum Prozess (1)

Stundenlang in Todesangst: Ursula erstickte in einer Kiste

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    Mordfall Ursula Herrmann
    Mordfall Ursula Herrmann Foto: zoe/dvb

    Die Entführung und der Tod der zehnjährigen Ursula Herrmann vom Ammersee im Jahr 1981 erschütterte ganz Deutschland. 27 Jahre lang blieb der Fall ungelöst. Im Mai 2008 wurde Werner M. (58) verhaftet. Am nächsten Donnerstag beginnt in Augsburg der Prozess gegen ihn und seine Frau. Steht eines der spektakulärsten Verbrechen der Kriminalgeschichte vor der Aufklärung? In einer vierteiligen Serie gehen wir dem "Fall Ursula" auf den Grund. Lesen Sie heute: Die Tat

    Eching/Augsburg Der 15. September 1981 war ein Dienstag, der erste Schultag nach den Sommerferien. Die kleine Ursula Herrmann aus

    Das perfide Gefängnis sollte zum Symbol für dieses grausame Verbrechen werden: Die 136 mal 60 mal 72 Zentimeter große Kiste aus Holz war 1,60 Meter tief im Waldboden vergraben worden. Vorbild war offenbar das

    Die Ausstattung der Kiste ließ vermuten, dass der Kidnapper nicht wollte, dass sein Opfer stirbt: Die Polizisten fanden Kekse, Schokolade, Mineralwasser, Comic-Hefte, zwei Wolldecken, einen Toiletten-Eimer. Ein Transistor-Radio und eine Glühbirne waren an eine Autobatterie angeschlossen. Außerdem hatte der Täter eine Belüftungsanlage aus Plastikrohren gebaut. Doch nasses Laub verstopfte die Öffnung. Ursula starb noch in der Nacht ihrer Entführung. Spätestens sechs Stunden, nachdem sie bei ihrer Tante zu Abend gegessen hatte, war sie qualvoll in der Kiste erstickt.

    An ein Verbrechen wollten Ursulas Eltern zunächst nicht denken. Als das Kind gegen 20 Uhr noch nicht zu Hause in der Kaagangerstraße in Eching angekommen war, begannen Michael und Anneluise Herrmann aber, sich Sorgen zu machen. Der Vater und der Onkel suchten den Waldweg ab, der am Westufer des Ammersees die Orte Eching und Schondorf verbindet. Die Suche blieb erfolglos.

    Dann verständigten die Eltern die Polizei. Bei einer ersten Suchaktion, an der sich auch Feuerwehrleute und Nachbarn beteiligten, wurde gegen 23 Uhr Ursulas rotes Fahrrad gefunden. Es lag etwa 45 Meter abseits des Schotterwegs im Gebüsch. Es war der Beginn einer langen Leidenszeit für die Eltern.

    Am Donnerstag, 17. September, versuchten die Entführer, telefonisch Kontakt mit den Eltern aufzunehmen. Vermutlich ahnten sie nicht, dass die Zehnjährige zu diesem Zeitpunkt schon tot war. Als die Mutter Anneluise abnahm, meldete sich niemand. Am anderen Ende der Leitung war nur ein Pfeifton zu hören - das Tonsignal, mit dem der Radiosender Bayern 3 seine Verkehrsdurchsagen einleitete.

    Tags darauf ging ein aus Zeitungsbuchstaben zusammengeklebter Erpresserbrief ein: Die Entführer forderten zwei Millionen Mark. Bei einem weiteren Anruf verlangte Ursulas Vater einen Beweis dafür, dass seine Tochter noch am Leben ist. Die Kidnapper sollten die Kosenamen nennen, die das Kind zweien seiner Stofftiere gegeben hatte. Es war das letzte Mal, dass sich die Entführer am Telefon meldeten.

    Am 23. September ging noch ein mysteriöses Telegramm bei der Familie Herrmann ein: "Weitersuchen. Raffinierter Plan ermöglicht ihr durchzuhalten", stand da geschrieben. Das Telegramm war von einer unbekannten Frau in Landshut aufgegeben worden.

    Am Sonntagmorgen, 4. Oktober, durchsuchte die Polizei ein zweites Mal das Waldgebiet "Weingarten". Gegen 9.25 Uhr stieß ein Beamter mit seinem Suchstab auf einen Widerstand im Waldboden. Unter einem Brett fanden die Ermittler einen grünen Holzdeckel, der an drei Seiten mit insgesamt sieben Riegeln versehen war. Als der Deckel geöffnet wurde, hatten Eltern und Ermittler traurige Gewissheit.

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