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Unwetter: Heftige Gewitter ziehen über Schwaben und richten Schäden in der Region an

Unwetter

Heftige Gewitter ziehen über Schwaben und richten Schäden in der Region an

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    Im Landkreis Günzburg standen am Montag mehrere Straßen unter Wasser. Auch am heutigen Dienstag soll es Gewitter geben. Örtlich kann es dabei zu Starkregen und Sturmböen kommen.
    Im Landkreis Günzburg standen am Montag mehrere Straßen unter Wasser. Auch am heutigen Dienstag soll es Gewitter geben. Örtlich kann es dabei zu Starkregen und Sturmböen kommen. Foto: Mario Obeser

    Hinweis der Redaktion: In diesem Artikel geht es um das Unwetter am 1. Juli 2019.

    Nach tagelanger sengender Hitze kam das Unwetter zum Wochenstart: Von Westen her zogen am Montag schwere Gewitter über Bayern auf. Ab dem Nachmittag gab es vor allem südlich der Donau Unwetterlagen mit schweren Sturmböen von über 100 km/h. Auch extrem heftiger Starkregen und Hagel gingen in vielen Orten Bayerns nieder.

    Unwetter in Schwaben: Wasser überflutet Straßen und Keller

    Schon früh am Montagnachmittag hatte es im südlichen Ostallgäu zweieinhalb Stunden lang heftige Unwetter und größere Niederschläge gegeben. Zwei Angestellte befanden sich gerade alleine in den Räumen eines Geschäftes in Füssen, just als ein Blitz ins Gebäude einschlug. Beide Frauen wurden mit Schocksymptomen in ein nahegelegenes Krankenhaus eingeliefert.

    Etwas später am Nachmittag erreichten die Unwetter auch Mittel- und Nordschwaben - vor allem die Region zwischen Ulm und Burgau war betroffen. Kurz aber heftig präsentierte sich das Unwetter im Landkreis Günzburg: Bei Ichenhausen sind am Nachmittag so extremer Starkregen und Hagel niedergegangen, dass die B16 komplett überflutet wurde. Zudem war ein Keller in einem angrenzenden Firmengelände voll gelaufen.

    Der Starkregen und heftige Sturmböen brachten in der Heinrich-Sinz-Förderschule im Ichenhausener Ortsteil Hochwang eine abgehängte Decke zum Einsturz. Wie Ralf Berchthold, Kommandant der Ichenhauser Feuerwehr, mitteilte, waren zu diesem Zeitpunkt keine Schüler mehr vor Ort. Die Wehr musste die Decke abdichten und eingelaufenes Wasser abpumpen. Ein Statiker soll am Dienstag den Schaden begutachten.

    In Graben südlich von Augsburg schlug der Blitz in einen Dachstuhl ein. Verletzt wurde dabei niemand, und auch der Schaden hält sich laut Polizei in Grenzen. Außerdem wurden im südlichen Landkreis Augsburg einzelne Keller und Straßen überflutet. Die Feuerwehr musste mehrmals ausrücken.

    Aufgrund der Unwetterwarnung blieben der Botanische Garten und Friedhöfe in Augsburg am Montagnachmittag geschlossen. Die Stadt Augsburg hat diese Vorsichtsmaßnahme ergriffen und warnt Bürger im gesamten Stadtgebiet vor herabfallenden Ästen. Die Behörden raten, sich nicht unter oder in der Nähe von Bäumen aufzuhalten.

    Die extreme Wetterlage in der Region wirkte sich auch auf die Bahnstrecke Augsburg-Ulm aus. An einem Stellwerk in Gessertshausen ist am späten Nachmittag der Blitz eingeschlagen. Die Station

    In der Nacht auf Dienstag und am Dienstagmorgen kam es nach ersten Erkenntnissen der Polizei zu keinen weiteren großen Einsätzen wegen des Wetters in der Region. Einige Unterführungen waren wegen des Starkregens vollgelaufen und mussten gesperrt werden, gravierende Schäden habe es jedoch nicht gegeben.

    Unwetter in Bayern: So wird das Wetter ab Dienstag

    Am heutigen Dienstag gehen die Temperaturen in Bayern weiter zurück: Im Norden wird es mit 16 bis 20 Grad wieder regelrecht kühl, im restlichen Freistaat soll es laut DWD 21 bis 28 Grad geben.

    Vor allem am Alpenrand und in Südbayern ist am Dienstagvormittag mit schauerartigem Regen zu rechnen. Die Niederschläge nehmen am Nachmittag aber ab, in anderen Teilen Bayerns wird es heiter bei Sonne und Wolken im Wechsel. In ganz Bayern weht ein mäßiger Nordwestwind. Nachts kühlt es auf 14 Grad ab.

    Unwetter mit Starkregen: Richtig vorbereiten und Schäden beseitigen

    Schwere Gewitter mit Starkregen: Wie bereitet man sich auf sie vor, und wie gehen Betroffene hinterher mit Schäden um? Experten geben Tipps.

    1. Vor dem Unwetter: die richtigen Vorbereitungen treffen

    Hausbesitzer und Mieter sollten vor einem schweren Gewitter Elektrogeräte vom Strom nehmen oder einen Überspannungsschutz verwenden, rät der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesumweltministerium empfehlen, Chemikalien und andere gefährliche Stoffe zum Beispiel im Keller so zu lagern, dass eindringendes Wasser sie nicht erreicht. Heizöltanks sollten an der Wand verankert sein oder mit Ballast beschwert werden.

    Bewegliche Gegenstände am Haus und im Garten gilt es in Sicherheit zu bringen, wenn es kräftig donnert. Dazu gehören Gartenmöbel ebenso wie Fahrräder. Alle Fenster müssen geschlossen werden, anderenfalls kommt die Hausratversicherung nicht für mögliche Schäden an den Möbeln auf, erklärt die Verbraucherzentrale Brandenburg. Und wer im Keller eine Rückstauklappe hat, die verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation von unten ins Haus gedrückt wird, sollte deren Funktion regelmäßig überprüfen, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

    2. Während des Unwetters: Besondere Vorsicht auf den Straßen

    Autofahrer müssen sich bei Stark- und Dauerregen vor Aquaplaning in Acht nehmen. Das Auto lässt sich dann nicht mehr lenken, weil die Reifen das viele Wasser nicht mehr über ihr Profil ableiten können, erklärt der Tüv Süd. In solchen Situationen gilt: Lenkrad nicht bewegen, Tempo rausnehmen und bei Autos mit ABS nicht zu zaghaft bremsen. Erst wenn die Räder erneut Kontakt zur Straße bekommen, sollte der Fahrer wieder lenken. Kommt der Regen plötzlich oder zu stark, stellt man notfalls den Warnblinker an, fährt rechts ran und bleibt stehen.

    Gefährlich sind auch Unterführungen: Wenn sich dort eine durchgängige Wasserfläche bildet, sollten Autofahrer vorher stoppen. «Denn ich kann in der Regel nicht an der Oberfläche sehen, wie tief das Wasser schon ist», erklärt Hans-Ulrich Sander vom Tüv Rheinland. Sitzt ein Autofahrer fest, heißt es: Motor ausmachen und das Auto so schnell wie möglich verlassen. Der Schlüssel sollte man stecken lassen, damit das Auto später ohne eingerastetes Lenkradschloss bewegt werden kann.

     3. Nach dem Unwetter: Schäden melden und Keller trockenlegen 

    Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen sollten Betroffene umgehend fotografieren und ihrer Versicherung melden. Hausbesitzer sind abgesichert, wenn sie neben der Wohngebäudeversicherung einen Schutz für Elementarschäden abschließen, Mieter können ihn als Zusatz zur Hausratversicherung bekommen. Defekte Gegenstände sollten Bewohner erst entsorgen, wenn sie das weitere Vorgehen mit dem Versicherer geklärt haben, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Gefahrenquellen dürfen sie aber absichern und beseitigen, damit kein weiterer Schaden entsteht. 

    Ist ein Keller überflutet, muss geprüft werden, ob der Strom abgestellt ist. Liegt der Stromkasten dort, wo Wasser ist, sollten Betroffene die Feuerwehr oder den Energieversorger rufen, rät das BBK. Mit dem Wasserabpumpen darf erst begonnen werden, wenn der Wasserstand außerhalb niedriger ist als im Haus, so das Bundesumweltministerium.

    Damit zurückbleibender Schlamm nicht zu einer schweren, festen Masse wird, wird er mit sauberem Wasser weggespritzt. Organische Materialien beginnen anderenfalls zu stinken und faulen, erklärt Werner Weigl von der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. 

    Trockengeräte für den Keller lassen sich im Baumarkt leihen, für 100 bis 150 Euro gibt es aber auch geeignete Geräte für den Hausgebrauch zum Kauf. Nach einem nur kurzfristigen Hochwasser sind ein paar Tage Trockenzeit nötig, die Folgen längerer Überflutungen können einige Wochen Trockenzeit erfordern. Als trocken gilt ein Raum erst wieder, wenn ein Hygrometer etwa 60 Prozent Luftfeuchtigkeit im Raum anzeigt.

    Weiterhin Waldbrandgefahr in Bayern - trotz heftiger Unwetter

    Trotz Unwettern besteht in Bayern nach wie vor teils große Waldbrandgefahr. Forstministerin Michaela Kaniber warnt dringend vor Grillen, Rauchen oder offenem Feuer in Waldnähe. Der ADAC wiederum verweist auf die Gefahr von gefährlichen Rissen und Abplatzungen auf den Straßen, die durch die Hitze entstehen. Vor allem für Motorradfahrer kann das lebensgefährlich werden. Auch Autofahrern empfiehlt der Automobilklub dringend: "Zur Sicherheit runter vom Gas".

    Angesichts der Abkühlung atmen auch europäische Nachbarn auf. In Frankreich hatten Temperaturen von bis zu 45,9 Grad den Menschen zugesetzt. Todeswellen wie im Jahr 2003, als über 15.000 Menschen an den Folgen der Hitze gestorben waren, blieben aber aus. In der katalanischen Provinz Tarragona hatte ein Waldbrand über 6500 Hektar zerstört. (zian/lare/dpa)

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