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Unterfranken: Gaffer abgespritzt: Ermittlungen gegen Feuerwehrmann?

Unterfranken

Gaffer abgespritzt: Ermittlungen gegen Feuerwehrmann?

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    Bei einem schweren Verkehrsunfall am Mittwoch Nähe Rohrbrunn platze einem Feuerwehrmann der Kragen. Er ging rabiat gegen Gaffer vor: Nun droht ihm ein Verfahren.
    Bei einem schweren Verkehrsunfall am Mittwoch Nähe Rohrbrunn platze einem Feuerwehrmann der Kragen. Er ging rabiat gegen Gaffer vor: Nun droht ihm ein Verfahren. Foto: NEWS5/ Merzbach (News5)

    Drei Tote bei einem Autobahnunfall - und die Leute sprechen vor allem darüber, dass ein Feuerwehrmann Lkw mit gaffenden Fahrern nass spritzt. Thomas Rollmann, Kreisbrandmeister und Pressesprecher der Feuerwehr Aschaffenburg, ist darüber verwundert.

    Feuerwehr: Verhalten war verständlich, aber nicht korrekt

    Bei dem Unfall auf der A 3 bei Rohrbrunn kippte am Donnerstag ein beladener Kieslaster im Baustellenbereich um, ein Paketlaster geriet beim Ausweichen in den Gegenverkehr und prallte gegen einen Kleintransporter. Zwei Menschen starben an der Unfallstelle, ein weiterer dann im Krankenhaus. Bei der Bergung der Leichen zückten einige Fahrer im Vorbeifahren ihr Handy und machten Bilder und Videos davon.

    „Da ist dem Kollegen einfach der Kamm geschwollen und hat Wasser in ihre Richtung gespritzt“, sagte Rollmann, der auch an der Unfallstelle in Einsatz war. „Im Nachhinein ist allen klar, dass das nicht korrekt war, wir Führungskräfte hätten da schnell einschreiten sollen.“ Am Donnerstagabend hätte man sich zusammengesetzt und darüber geredet. „So was darf nicht mehr passieren“, fasst der Pressesprecher das Ergebnis zusammen, „da darf kein Nachahmereffekt entstehen.“ Sonst würde sich das hochschaukeln. Sich um die Gaffer zu kümmern, sei klar Aufgabe der Polizei. „Bloß die hat bei solchen Unfällen meist anderes zu tun“, sagt Rollmann.

    Kein Verständnis für die Schaulustigen

    Doch auch wenn sie die Aktion hinterher als falsch betrachten, die Feuerwehr macht ihrem Kameraden keinen Vorwurf. „Er war in dem Augenblick einfach emotional, die Konsequenzen waren ihm da nicht bewusst“, sagt Rollmann. Der Feuerwehrmann habe auch nur kurz den Schlauch in Richtung der Gaffer gehalten, „keine zehn Fahrzeuge haben was abbekommen“. Sollte eine Strafanzeige gegen den Kameraden gestellt werden, fände Rollmann das maßlos übertrieben. Dass die Aktion solche Ausmaße in den Medien annimmt, hat Rollmann am Donnerstag nicht gedacht. Und er findet es schade, dass dadurch das eigentliche Leid in den Hintergrund gerückt wird. „Schon wieder ein Unfall im Baustellenbereich“, erinnert Rollmann, Familien und Freunde haben einen geliebten Menschen verloren.

    Und dass gerade Lkw-Fahrer nichts anderes zu tun hatten, als bei der Bergung der Leichen Fotos zu machen, versteht der Pressesprecher der Feuerwehr gar nicht. „Das sind Kollegen von ihnen gewesen, wo bleibt da der Respekt?“

    Ermittlungsverfahren wahrscheinlich

    Rein juristisch gesehen ist die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Feuerwehrmann sehr wahrscheinlich, wie der Würzburger Rechtsanwalt Hans-Erich Jordan bestätigt. Persönlich empfinde er große Sympathien für das Verhalten des Feuerwehrmannes, allerdings sei die Gafferabwehr unüberlegt erfolgt – es dürfte sich um einen „gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr“ handeln. Das wäre dann ein so genanntes Offizialdelikt, das heißt: Die Staatsanwaltschaft ist verpflichtet, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, unabhängig von einer möglichen Strafanzeige. Ein solches Verfahren könne aber wegen geringer Schuld eingestellt werden.

    „Ich hoffe hier, dass man zu einer sehr maßvollen Entscheidung gelangt“, so Jordan auf Anfrage. Nachdem der Verkehr sehr langsam am Unfallort vorbeigeflossen ist, sei die Spritzaktion des Feuerwehrmanns vergleichsweise ungefährlich gewesen.

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