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Unterallgäu: Familientragödie von Westerheim: Sohn versehentlich getroffen?

Unterallgäu

Familientragödie von Westerheim: Sohn versehentlich getroffen?

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    Zu einer blutigen Familientragödie kam es Dienstagabend in Westerheim im Allgäu.
    Zu einer blutigen Familientragödie kam es Dienstagabend in Westerheim im Allgäu. Foto: Ralf Lienert

    Der 88-Jährige, der im Allgäu seinen Sohn erschossen und einen weiteren Verwandten angeschossen hat, hat die Tatwaffe als Sportschütze legal besessen. Insgesamt wurden bei dem Mann sechs Gewehre und Kurzwaffen sichergestellt. Für alle habe er eine Genehmigung gehabt, bestätigte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Kempten am Donnerstag. Das Motiv des Rentners sei allerdings weiterhin unklar.

    Nach der blutigen Familientragödie im Unterallgäuer Ort Westerheim am Dienstagabend hat die Polizei gestern den Vorfall rekonstruiert. Demnach war ein 42 Jahre alter Verwandter bei dem 88-Jährigen, um verschiedene Gegenstände – unter anderem Reifen – aus der Garage in sein Auto zu laden.

    Gegen 17.30 Uhr kommt dann der 88-Jährige dazu. Dieser schießt auf seinen Verwandten. Der 42-Jährige hat dabei ungewöhnliches Glück: Ein Schuss wird von seinem Smartphone abgefangen, ein anderer durch seinen Schlüsselbund. Wie durch ein Wunder wird der Mann nur leicht verletzt. Demgegenüber trifft mindestens ein Schuss den 65 Jahre alten Sohn des Schützen. Er erliegt wenig später der schweren Verletzung.

    Der 88-Jährige flüchtet, die Polizei nimmt ihn aber eineinhalb Stunden später in der Nähe eines Baches fest und stellt bei ihm zwei Pistolen sicher. Bei der Fahndung ist auch ein Hubschrauber im Einsatz. Der leicht verletzte Täter wird ins Krankenhaus gebracht.

    Kein Aggressionspotential des Täters bekannt

    In der 2200-Seelen-Gemeinde Westerheim scheint es am Mittwoch nur ein Gesprächsthema zu geben – die Schießerei vom Vortag. Der 88-jährige Mann habe einen gebrechlichen Eindruck gemacht und sei immer auf zwei Krücken gegangen, sagt eine Frau. Unauffällig sei er gewesen, habe zusammen mit seinem 65 Jahre alten Sohn in dem Haus in einer gutbürgerlichen Gegend gewohnt. Über ein besonderes Aggressionspotenzial sei nichts bekannt. Trotz körperlicher Beschwerden sei der alte Mann „orientiert und bei klarem Verstand“ gewesen, berichtet die Frau. Am dörflichen und gemeindlichen Leben habe sich die Familie nicht beteiligt. Ein in der Nachbarschaft lebender Mann berichtet, dass zwei Söhne des alten Mannes bereits gestorben seien – einer durch eine Krankheit, ein anderer durch einen Unfall. „Ich kenne aber keine Einzelheiten“, sagt er.

    Der 88 Jahre alte Schütze war früher viel im Ausland. Er arbeitete als Ingenieur für eine Firma. In dem Haus finden Polizeibeamte am Mittwoch weitere Waffen. Beispielsweise tragen Beamte gegen Mittag zwei Langwaffen hinaus. Ein Kripobeamter bringt an einer Seitentür der Garage ein Polizeisiegel an.

    88-Jähriger erhält Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes

    Am Nachmittag wird der Mann dem Haftrichter vorgeführt. „Es ist mit 99-prozentiger Sicherheit davon auszugehen, dass ein Haftbefehl ergeht“, sagt Sauter. Und wenig später gibt die Polizei in Kempten bekannt, dass gegen den 88-Jährigen „ein Haftbefehl wegen Mordes und wegen versuchten

    Es gibt einen schlimmen Verdacht: Könnte es sein, dass der 88-Jährige eigentlich den 42-Jährigen treffen wollte, aus Versehen aber eine Kugel seinen Sohn tödlich traf? Der Memminger Kripo-Chef Sauter will zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Stellung zu einer solchen Spekulation nehmen. Aber: Inzwischen ist bekannt, dass es in der Vergangenheit wiederholt zu Streitereien innerhalb der Verwandtschaft gekommen sei. Der 42-Jährige und der Täter seien entfernt verwandt, sagt Sauter.

    Noch nicht abgeschlossen sind laut Polizei die Untersuchungen zur Tatwaffe. Auch sei noch nicht vollständig klar, wie viele Schüsse abgegeben wurden, heißt es in einer Presseerklärung der Polizei. Am Tatort seien mehrere Blutspuren gefunden worden, schildert ein Kriminaltechniker vor Ort. Keine Auskunft von der Polizei gibt es auf die Frage, wie der 88-Jährige den Vorfall schildert.

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