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Unfallstatistik: Unfallzahlen während Corona gesunken: Auch in Schwaben?

Unfallstatistik

Unfallzahlen während Corona gesunken: Auch in Schwaben?

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    Das Jahr 2020 verzeichnet einen Rückgang der Verkehrsunfälle, wie das statistische Bundesamt mitteilte. Die Corona-Krise ist laut der schwäbischen Polizeipräsidien die Hauptursache.
    Das Jahr 2020 verzeichnet einen Rückgang der Verkehrsunfälle, wie das statistische Bundesamt mitteilte. Die Corona-Krise ist laut der schwäbischen Polizeipräsidien die Hauptursache. Foto: Julian Leitenstorfer

    Manchmal könnte man fast meinen, dass die Fussball-Europameisterschaft doch nicht auf nächstes Jahr verschoben wurde, so leer gefegt wie die Straßen in letzter Zeit mancherorts waren. In Wahrheit ist es der Corona-Krise zu verdanken, dass die Zahl der Verkehrteilnehmer und dadurch auch der Verkehrsunfälle regional wie national gesunken ist. In Deutschland gab es seit 30 Jahren nicht mehr so wenige Verkehrstote wie im letzten März. Doch diese Entwicklung birgt auch Risiken.

    Die Verkehrslage der letzten Monate in Schwaben

    Die Polizeipräsidien in Schwaben sind sich einig: Die Unfallzahlen sind aufgrund der Pandemie-Maßnahmen zurückgegangen. "Die Zahlen sind stark gesunken, da weniger Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. Die Straßen waren teils sogar leer", sagt Dominic Geißler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Gerade in den großen Städten wie Augsburg oder München hat sich gezeigt, dass weniger Autos auf den Straßen zu sehen waren und der öffentliche Personenverkehr viel weniger Fahrgäste zu verzeichnen hatte. Dort sind mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Aufgrund dieser Entwicklung dokumentierte die Polizeistelle in Kempten im Monat April diesen Jahres einen Rückgang der Verkehrsunfälle von fast 40 Prozent im Vergleich zum April 2019. Das sind insgesamt 923 Unfälle weniger als im letzten April.

    Dennoch glaubt Geißler, dass dieser Rückgang nur von vorübergehender Dauer ist: "Bereits jetzt können wir mit Aufhebung der Beschränkungen sehen, dass sich ein Wiederanstieg abzeichnet."

    Auch das Polizeipräsidium Schwaben Nord konnte in Zeiten von Corona einen ähnlichen Abfall der Unfallzahlen beobachten. Während der ersten vier Wochen der Ausgangsbeschränkungen wurden weniger als halb so viele Verkehrsunfälle aktenkundig, als im selben Zeitraum des Vorjahres. Zu Beginn der Beschränkungen wurden im Bereich Schwaben Nord nämlich 48 Prozent weniger Unfälle verzeichnet. Gegen Ende der Pandemie-Maßnahmen belief sich dieser Wert auf circa ein Drittel der Vorfälle.

    Auch bei der Anzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen war der Unterschied während der Einschränkungen sehr auffällig. Teilweise war der Wert im Bereich Schwaben Nord um 42,30 Prozent niedriger.

    Die Unfallursachen bleiben weitgehend gleich

    Die Auslöser und Gründe für einen Unfall blieben nach Angaben beider Polizeipräsidien in Schwaben jedoch größtenteils unverändert. Die Anzahl der durch berauschende Mittel verursachten Verkehrsunfälle hat sich durchgehend ungefähr halbiert. Unter Einbezug der ebenfalls gesunkenen Gesamtunfallzahlen stellt dies jedoch kaum eine Veränderung dar.

    Die Zahl der durch nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit verursachten Verkehrsunfälle hat sich im Zeitraum 15. April bis 15. Juni 2020, im Vergleich zur selben Zeitspanne des Vorjahres um fast 40 Prozent reduziert. Doch auch diese Zahlen wurden nicht nur durch den Lockdown beeinflusst, denn hierbei sollte auch die neue Straßenverkehrsordnung mit den geänderten Bußgeldsätzen berücksichtigt werden.

    Andere Ursachen wie mangelnde Abstandseinhaltungen oder Ablenkung passten sich ebenfalls an die reduzierten Zahlen an.

    Die leeren Straßen sind auch ein Risiko

    Durch das verminderte Verkehrsaufkommen entstanden aber auch neue potentielle Gefahren. Speziell Raser könnten sich das zunutze gemacht haben. Dominic Geißler meint jedoch, dass diese Freiheit auf den Straßen allgemein zum beschwingteren Fahren anregen könnte: "Im Durchschnitt fahren die Leute vielleicht schneller, da die Straßen so frei sind."

    Zudem liegt der Verdacht nahe, dass der Verlust des Fahrgefühls durch zu viel Home-Office eine Rolle spielen könnte. Dazu machten jedoch weder die Polizei noch der ADAC zum momentanen Zeitpunkt weitere Angaben, da es hierfür noch keine Daten gebe.

    Insgesamt so wenige Verkehrstote in Deutschland wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr

    Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sank die Zahl der Verkehrsunfälle in ganz Deutschland im März 2020 gegenüber März 2019 um 23 Prozent. Auch die Zahl der Verkehrstoten ging deutlich zurück: Im März 2020 kamen in Deutschland nach vorläufigen Ergebnissen 158 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben. Im März des Vorjahres waren es noch 234 Tote. Noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 wurden in einem Monat weniger Menschen bei Verkehrsunfällen getötet als im März 2020.

    Interessant wird sein, wie sich die Zahlen entwickeln, wenn jetzt langsam das öffentliche Leben hochgefahren wird und mehr Arbeitnehmer aus dem Home-Office zurückkehren.

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