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Unfallserie: Warum immer wieder schwere Unfälle auf der B12 passieren

Unfallserie

Warum immer wieder schwere Unfälle auf der B12 passieren

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    Schlimme Bilanz: 17 Menschen wurden am Samstag bei drei Unfällen auf der B12 zum Teil schwer verletzt.
    Schlimme Bilanz: 17 Menschen wurden am Samstag bei drei Unfällen auf der B12 zum Teil schwer verletzt. Foto: Thorsten Bringezu

    Bei drei schweren Verkehrsunfällen auf der B12 zwischen Kempten und Kaufbeuren sind am Samstag 17 Menschen verletzt worden, mindestens acht davon schwer. Begonnen hatte die ungewöhnliche Unfallserie am Samstagnachmittag um 14.40 Uhr. Etwa vier Kilometer hinter der Stadtgrenze

    Nach dem Unfall bildete sich ein längerer Stau, da die Fahrbahn wegen der Bergungsarbeiten komplett gesperrt war. Ein im Stau stehender 34 Jahre alter Ostallgäuer wollte mit seinem Auto ebenfalls wenden, obwohl dies verboten ist. Er übersah einen Notarztwagen, der mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn unterwegs war. Es kam zu einem heftigen Zusammenstoß.

    B12: Unfallserie im Allgäu

    Beide Autos überschlugen sich und wurden in die Wiese geschleudert. Ein Auto touchierte zudem den Wagen einer schwangeren 32 Jahre alten Frau aus dem Ostallgäu. Sie wurde leicht verletzt. Der 34-jährige Unfallverursacher wurde schwer verletzt, seine im Auto sitzende fünf Jahre alte Tochter kam mit leichten Verletzungen davon. Auch die 21 Jahre alte Fahrerin des Einsatzfahrzeugs und der 61-jährige Notarzt wurden ins Krankenhaus gebracht.

    Drei Stunden später kam es auf der viel befahrenen Bundesstraße erneut zu einem schweren Unfall. Nach Polizeiangaben geriet ein 65-jähriger Mann aus dem Ostallgäu bei Kaufbeuren in Fahrtrichtung München zu weit nach links. Zunächst streifte sein Außenspiegel einen entgegenkommenden Wagen.

    Danach prallte das Auto des 65-Jährigen in ein nachfolgendes Auto. Ein weiterer Pkw fuhr auf. Der Unfallverursacher und seine 58-jährige Beifahrerin erlitten schwere Verletzungen. Der Mann wurde von der Feuerwehr aus dem Wrack geborgen. Vier weitere Menschen erlitten bei der Karambolage leichte Verletzungen. Die Polizei beziffert den Sachschaden auf etwa 100.000 Euro.

    Eine Unfallhäufung wie am Samstag auf der B12 sei absolut selten, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten. In der Vergangenheit hatte die Polizei mehrfach der Behauptung vieler Verkehrsteilnehmer widersprochen, die B12 zwischen Kempten und der Einmündung in die A96 bei Buchloe sei ein Unfallschwerpunkt im Allgäu. Man müsse die Unfallzahl in Relation setzen zu den vielen Fahrzeugen jeden Tag auf dieser Strecke.

    Das ist die B12

    Die B12 ist eine Bundesstraße, die durch Bayern und Baden-Württemberg verläuft.

    Auf einer Länge von rund 440 Kilometern führt sie von der tschechischen Grenze in südwestlicher Richtung durch Bayern bis an den Bodensee.

    Große Städte an der Strecke sind Passau, Mühldorf, München, Kaufbeuren, Marktoberdorf, Kempten und Lindau.

    In München mündet die B12 in die A96 und folgt deren Streckenverlauf bis Buchloe, wo sie nach Süden abzweigt.

    Teilweise folgt die B12 der mittelalterlichen Handelsstraße "Goldener Steig", die Böhmen mit der Donau verband.

    Die B12 ist teilweise vierspurig ausgebaut, unter anderem im Stadtgebiet von Passau.

    Der östliche Teil der Strecke zwischen München und Passau ist bekannt für seine Vielzahl an tödlichen Verkehrsunfällen.

    Deswegen ging die Polizei vor einigen Jahren dazu über, den Verkehr mithilfe eines Hubschraubers zu überwachen, was zu einem Rückgang der Unfallzahlen führte.

    Aus einer Untersuchung gehe beispielsweise hervor: Die B 472 östlich von Marktoberdorf bei Bertholdshofen und Rettenbach am Auerberg sei wesentlich gefährlicher. Dort hatten sich 2012 statistisch gesehen 6,9 Unfälle pro Kilometer ereignet, auf der B12 im Ostallgäu waren es 4,2.

    Dennoch gibt es viele Autofahrer, die die Schnellstraße bewusst meiden. „Ich fahre lieber über die A7 und die A96 – also über Memmingen“, sagt ein Kemptener, der öfters nach Augsburg fahren muss. Zahlreiche Berufspendler nutzen statt der nur teilweise vierspurigen B12 die alte Bundesstraße und fahren beispielsweise zwischen Kempten und Kaufbeuren über Obergünzburg.

    Schwere Unfälle: Warum immer wieder auf der B12?

    Auffällig auf der B12 sei die hohe Zahl von Fahrern, die aus ungeklärten Gründen von der Straße abkommen, heißt es aus dem Polizeipräsidium. Mögliche Erklärungen sind unbefriedigend, aber die Polizei vermutet, dass die Fahrer in vielen Fällen müde sind. Weitere Unfallursachen sind Ablenkung beispielsweise durch Handybenutzung und überhöhte Geschwindigkeit.

    Die schlimme Serie auf der B12 war aber noch nicht das Ende. Auf der B19 bei Immenstadt kam am frühen Sonntagmorgen ein 18 Jahre alter Fahranfänger mit seinem Auto von der Straße ab. Der Wagen überschlug sich mehrfach, durchbrach einen Wildschutzzaun und blieb an einem Lärmschutzwall liegen. Der junge Mann erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Laut Polizei ist unklar, wann sich der Unfall ereignet hatte. Das Autowrack wurde erst am Morgen gefunden. Der lebensbedrohlich Verletzte wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

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