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Unfall-Drama auf der B 17: Verwirrung um vertauschte Leichen: Erklärungsversuche

Unfall-Drama auf der B 17

Verwirrung um vertauschte Leichen: Erklärungsversuche

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    Unfallstelle B17
    Unfallstelle B17 Foto: Alexander Kaya

    Von Lea Thies Augsburg - Jetzt will es niemand gewesen sein. Polizei, Klinikum, Bestattungsunternehmen - niemand will die Schuld dafür übernehmen, dass nach dem schrecklichen Unfall auf der B 17 zwei Frauenleichen vertauscht wurden. Hätten Angehörige nicht kurz vor der Beerdigung noch einmal in den Sarg sehen wollen - die Verwechslung wäre wohl nie aufgefallen. Doch wie konnte das alles überhaupt passieren?

    Die Polizei hat inzwischen versucht, den Fall zu rekonstruieren, der so viele Menschen erschüttert hat. Doch das entpuppt sich als äußerst schwierig. Soviel ist sicher: Die vier Unfallopfer - die beiden Frauen Sissy H. und Dominika M., Matthias H. und Unfallfahrer Mathias K. - wurden an der Unfallstelle anhand der Ausweise von der Polizei nur vorläufig identifiziert, weil die Lichtverhältnisse zu schlecht und zu viele Schaulustige an der B 17 waren. Anschließend brachte ein Bestattungsinstitut alle vier Leichen ins Klinikum.

    Dort ging die Verwirrung los. Als zwei Polizisten am frühen Samstagmorgen die Leichen in der Pathologie endgültig identifizieren wollten, fiel ihnen auf: Die Kühlfächer der Frauenleichen waren falsch beschriftet. Die Schilder wurden noch vor der Leichenfreigabe korrigiert - angeblich im Beisein eines Klinikum-Mitarbeiters. Das Krankenhaus weist dies zurück. "Wir greifen nicht in die Identifikation ein, wir öffnen und schließen nur die Türen. Für die Beschriftung ist das Bestattungsinstitut zuständig", so Chefarzt Prof. Hans Arnholdt. Er bekam gestern viele Anrufe. Der Skandal schlägt bundesweit hohe Wellen.

    Fest steht: Die Verwechslung fand im Klinikum statt. Nur wann? Bei der Anlieferung, der Ausgabe oder dazwischen? Und wer der Beteiligten - Polizei, Klinikum, Bestatter - ist schuld? Die Polizei schloss gestern ihre Ermittlungen mit dem Ergebnis ab: Die Beamten treffe keine Schuld. Die Frauen hätten sich zwar ähnlich gesehen. Doch wegen der Ausweise sei es nicht nötig gewesen, dass Angehörige die Leichen identifizieren. "Die Verwechslung muss nach der Leichenfreigabe geschehen sein", so Sprecher Walter Beck. "Von uns wurde nichts mehr verändert", sagte Volker Büchler (Klinikum). Das betonten auch die Bestattungsinstitute, die die Leichen abholten.

    "Hinterher ist ausgeschlossen", meint ein Bestatter, der mit dem Fall nichts zu tun hat - abgesehen von den Anrufen besorgter Bürger. Die Branche sei geschockt. Die beiden Institute, die je eine Leiche aus dem Klinikum abtransportiert haben, treffe keine Schuld. Sie holen die Körper aus dem Fach und bekommen die Daten von der Polizei. Er ist sich sicher: Entweder hat die Polizei oder das anliefernde Bestattungsinstitut den Fehler gemacht. Letzteres äußerte sich gestern zu dem Vorfall nicht.

    Der Körper von Sissy H. wird nun in Augsburg eingeäschert und in Frankfurt/Oder begraben. Die Angehörigen von Dominika M. überlegen, rechtliche Schritte einzuleiten. Gegen ihren Willen wurde die Leiche ihrer Tochter verbrannt. Sie wollen einen Schuldigen.

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